Verletzter PolizistDetails zum Einsatz Görlinger Zentrum: Leiter nennt Zahlen

MDS-EXP-2020-02-17-71-158117831

Hier geschah die Tat: Das Görlinger Zentrum in Köln-Bocklemünd, unser Symbolfoto wurde 2012 aufgenommen. 

von Jan Wördenweber  (jan)

Köln – Ein Polizist (50) wird bei einer Verkehrskontrolle mit einem gezielten Faustschlag krankenhausreif geschlagen – und 150 Anwohner erschweren die anschließende Versorgung des Beamten: Nach den schockierenden Schilderungen der Kölner Polizei sind am Freitag weitere Einzelheiten zur Eskalation am Görlinger Zentrum in Bocklemünd bekannt geworden.

Polizisten brachten Kollegen in ruhigere Seitenstraße

Demnach sahen sich die Beamten gezwungen, ihren am Boden liegenden Kollegen in einen Streifenwagen zu setzen und in eine ruhigere Seitenstraße zu bringen. Zu groß erschien den Beamten die Drohkulisse, die etwa 150 Personen innerhalb kürzester Zeit aufgebaut hatten, teilte ein Polizeisprecher auf EXPRESS-Anfrage mit. Erst in der Seitenstraße hätten Rettungskräfte den stark blutenden Beamten behandeln können.

Wie berichtet, hatte der Beifahrer (24) eines 28 Jahre alten Hyundai-Fahrers den Polizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Vorausgegangen war eine Verkehrskontrolle; die Beamten waren dem Verdacht einer Urkundenfälschung nachgegangen.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Dabei hatte sich der 24-Jährige nach Polizeiangaben äußerst aggressiv und streitsüchtig verhalten. Der verletzte Beamte erlitt Platzwunden und einen Daumenbruch, der operiert werden musste.

Der für die uniformierte Polizei zuständige Direktionsleiter Martin Lotz sagte dazu: „Es macht mich betroffen, dass wieder einmal einer meiner Kollegen durch sinnlose Gewalt dienstunfähig geworden ist und wegen eines komplizierten Daumenbruchs operiert werden muss. Auch der vom Schlag verursachte stark blutende Cut unterm Auge und eine größere Platzwunde am Kopf, die vom Aufschlag auf dem Bordstein herrührt, bedurfte der Behandlung."

Das Görlinger Zentrum war Anfang des Jahres in die Schlagzeilen geraten, als die Kölner Polizei unter anderem gegen eine Jugendbande vorgehen musste. Die massive Präsenz habe Wirkung gezeigt, so ist zu hören.

Trotz allem: Görlinger Zentrum kein Kölner Kriminalitätsbrennpunkt

Die Kölner Polizei teilte auf Anfrage mit, dass das Görlinger Zentrum aktuell nicht zu den Kriminalitätsschwerpunkten zähle. Direktionsleiter Martin Lotz erklärte: „. Im letzten Jahr (Juni 2019 bis Juni 2020) haben wir dort 70 Einsätze gefahren. Wir stellen dort keine relevante Zunahme von Aktivitäten fest, die zu Einsätzen führen. Leider rückt dieser unsägliche Übergriff erneut das Görlinger Zentrum in den Fokus der Öffentlichkeit.“

Derweil ist die Gewalt gegen Polizeibeamte längst zum Problem geworden. Die Kölner Behörde zählt im Schnitt fünf bis sechs Fälle pro Tag.