In Köln fand am Wochenende wieder das größte Counter-Strike-Turnier Europas statt. In der Lanxess-Arena hat sich das deutsche Team G2 im Finale vor einer beeindruckenden Kulisse durchgesetzt.
IEM CologneVor Mega-Kulisse: Deutsches Team holt Counter-Strike-Titel – und 400.000 Euro Preisgeld
Die Lanxess-Arena in Köln war von Freitag (4. August 2023) bis Sonntag (6. August) wieder fest in den Händen von E-Sport-Fans aus aller Welt. Seit 2014 findet hier Europas größtes Counter Strike-Turnier statt, das vom Kölner E-Sport-Unternehmen ESL Gaming veranstaltet wird.
Im großen Finale setzte sich am Sonntagabend das Team von G2 Esports im „Best-Of-5“-Modus mit 3:1 gegen ENCE durch. Damit nimmt das Team um den deutschen Trainer Jan „Swani” Müller nicht nur den begehrten Pokal, sondern auch 400.000 Euro Preisgeld mit nach Hause.
ESL-Boss Ralf Reichert über IEM Cologne: „Darauf sind wir stolz“
Als Ralf Reichert die ESL im Jahr 2000 in Köln gründete, war das Zocken von Videospielen noch etwas, dass meist nur in Kinder- und Jugendzimmern stattfand. „Wir wussten, dass Gaming das größte Unterhaltungsmedium der Welt wird. Heute hört es sich nachvollziehbar an, aber damals war es vielleicht ein bisschen irre“, erklärt der 48-Jährige gegenüber EXPRESS.de. „Es war null akzeptiert und gesellschaftlich gar nicht auf dem Schirm, dass es mal so riesengroß wird.“
Auch 2023 war die Lanxess-Arena mit der IEM Cologne mit mehr als 37.000 Fans aus 70 Ländern wieder an drei aufeinanderfolgenden Tagen ausverkauft – früher unvorstellbar. „Als Spinnerei sind wir damals schon an der Lanxess-Arena vorbeigelaufen und haben gesagt, dass wir hier eines Tages die Arena füllen werden. Das war aber eher als Scherz gemeint“, erzählt Reichert.
20 Jahre später ist die Lanxess-Arena tatsächlich zu einer Kathedrale für alle Counter Strike-Fans geworden. Nach einer umjubelten Eröffnungszeremonie geht das französische Team Vitality auf der Bühne vor 16.000 Fans im ersten Viertelfinalspiel gegen das Team von Cloud 9 in Führung.
Dank des Fan-Clubs der „Roaring Bears“, die zuvor mit einem Fanmarsch zur Arena für Aufmerksamkeit gesorgt hatten, hallen laute Trommelschläge und Gesänge durch die Halle, die man so sonst nur von anderen Sportarten kannte.
Nichts zu sehen vom Killerspiel-Image, gegen das sich das Spiel Counter Strike und seine Community jahrelang wehren mussten. Stattdessen eine La-Ola-Welle, die mehrere Runden durch die Arena schwappt.
Die überwiegend jungen Männer lassen sich von der beeindruckenden Kulisse in der Halle mitreißen. „Die Gaming-Gemeinschaft teilt ein gemeinsames Hobby und es ist hier schon eine Art kulturelles Zusammenkommen, das über den Sport hinausgeht. Darauf sind wir besonders stolz“, erklärt der ESL-Boss.
Für ihr Hobby kommen die Fans aus der ganzen Welt nach Köln, um das Spektakel live mitzuerleben. Auch Aaron aus Schottland ist extra aus Aberdeen angereist, um beim Mega-Event dabei zu sein. „Ich verfolge das Event schon seit 2015 und bin dafür nun zum ersten Mal nach Deutschland geflogen“, berichtet der 24-Jährige.
Laut Reichert lässt sich das Phänomen der IEM Cologne einfach erklären: „Das Kernversprechen ist, dass du hier die besten Spieler der Welt siehst. Solche Sportveranstaltungen kreieren einen gemeinsamen Gänsehautmoment in der Halle. So etwas erreichst du nicht im Fernsehen und auf keinem anderen Platz der Welt“.
E-Sport-Standort Köln: „Wimbledon wechselt ja auch nicht die Location“
„Es ist ein großes Missverständnis, dass die jungen Zielgruppe nicht mehr die Aufmerksamkeitsspanne für lange Veranstaltungen hat. Ich glaube, es muss nur spannend genug sein“, so Reichert. Dass sich das Spiel Counter Strike dafür besonders gut eignet, hat laut dem E-Sport-Boss einen besonderen Grund.
„Es hat ein super Spielsystem, wo alle zwei Minuten etwas Entscheidendes passiert. Ein Satz dauert eine halbe bis dreiviertel Stunde, was eine gute Zeit ist, die man noch aus der Schule kennt. Es gibt ganz viele spielmechanische Dinge, die regelmäßige Highlights kreieren und nicht zu einem 0:0 führen können“.
Doch wird das Mega-Event auch in Zukunft in Köln bleiben? „Wimbledon wechselt ja auch nicht die Location“, erklärt Reichert mit einem Lächeln. „Wir sind super glücklich mit der Geschichte, die wir hier aufgebaut haben. Köln ist der Gründungsort der Firma, die Stadt supportet uns hervorragend und das Land ist mit engagiert. Auch die Lanxess-Arena selbst ist toll in der Zusammenarbeit. Wenn wir weiter gemeinsam an einem Strang ziehen, wird es auch hier bleiben.“