„Macht Euch nicht mitschuldig!"Tierheim Bergheim schlägt wegen Corona-Trend Alarm
Bergheim – In der schweren Coronazeit nicht alleine sein, was zum Kuscheln haben – jetzt ein Haustier, das wäre was. Doch der Wunsch, den viele derzeit haben, hat krasse Folgen. Der meist illegale Handel mit Welpen im Internet boomt! Um die Bevölkerung aufzuklären, startete das Tierheim Bergheim am Dienstag (23. März) eine Kampagne – mit zuckersüßen Fotos über einen bitteren Trend.
- Tierheim Bergheim startet Aufklärungskampagne
- Viele mit Wunsch nach einem Hund
- Illegaler Handel im Internet boomt
Kampagne des Tierheims Bergheim: „Macht Euch nicht mitschuldig!“
Unter der Überschrift „Die Corona-Opfer“ sind auf dem Plakat Bilder von neun Welpen zu sehen, die ihre kleinen Hundenasen in die Kamera halten. Dackel, Spitz, Shar-Pei (chinesischer Faltenhund), Dalmatiner, Bordeaux-Dogge – jeder Welpe so niedlich, dass man ihn direkt knuddeln möchte. Doch darunter der Appell des Tierheims: „Macht Euch nicht mitschuldig!“
„Auf dem Plakat sehen Sie neun unserer Hundewelpen, sie sind nur ein Teil der beschlagnahmten Tiere, die in den letzten Wochen bei verschiedenen Händlern durch das Veterinäramt sichergestellt wurden“, erklärt Tierheimsprecherin Sylvia Hemmerling. Fehlende Impfungen und gefälschte Impfpässen seien an der Tagesordnung.
Dem unwissenden Käufer würde das erst einmal nicht auffallen. Sylvia Hemmerling: „Der Verkäufer ist nur auf den Profit aus – ohne Rücksicht auf Verluste, wenn er ein todkrankes Tier verkauft. Die große Überraschung kommt beim ersten Tierarztbesuch.“
Tierheim Bergheim kommt an den Rand seiner Kapazitäten
Einige der Hunde seien Parvovirose-positiv, eine Viruserkrankung mit oft tödlichem Verlauf. „Sie müssen streng isoliert untergebracht und unter absoluten Qurantänebedingungen im Vollschutz versorgt werden“, so die Tierheimsprecherin. Erst vor Kurzem sei ein kleiner Welpe trotz intensiver Behandlung in der Tierklinik verstorben.
Die Sorge um die Welpen zehrt an den Mitarbeitern. Dazu kommt, dass das Bergheimer Tierheim langsam an den Rand seiner Kapazitäten kommt. „Wenn es so weiter geht, wissen wir absehbar nicht mehr, wo wir all diese Tiere unterbringen sollen und wie wir die intensive Versorgung der Welpen gewährleisten können“, schlägt Sylvia Hemmerling Alarm. Ein Hund auf der Isolierstation koste inklusive aller Desinfektionsmittel und Einmal-Schutzkleidung weit mehr als 200 Euro am Tag.
„Da die meisten Welpen aus dem Ausland kommen, stehen sie in jedem Fall zusätzlich unter Tollwutquarantäne“, so die Sprecherin. Das bedeute, dass die Vierbeiner über viele Wochen in der Isolierstation untergebracht werden müssen, bis sie durchgeimpft sind. Sylvia Hemmerling: „Alle Welpen verpassen so grundlegende Erfahrungen in der wichtigen Prägephase ihres jungen Lebens.“
Und noch eine Sorge treibt die Tierschützer um. „Wir fragen uns, wie die Tierheime wohl in Zukunft die ganzen Hunde aufnehmen sollen, die nach Corona bei der Rückkehr zur Normalität nicht mehr erwünscht sind“, sagt Sylvia Hemmerling.
Allen Tieren bleibt daher zu wünschen, dass sie nicht nur Freunde für den Lockdown, sondern fürs Leben sind. (iri)