Disziplin in Alt- und Südstadt, „Halligalli“ auf der Zülpicher. Im Gespräch mit EXPRESS.de gibt es von Corona-Experte Prof. Dr. Karl Lauterbach (58) in der Beurteilung des 11.11. viel Anlass für Lob und Tadel.
„Unhaltbare Situation“Lauterbach zum 11.11. in Köln: Das lief gut – und das ging gar nicht
Köln. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Bilder von der Massenparty auf der Zülpicher Straße in Köln mit Entsetzen gesehen, wie er sagt. Im Interview mit EXPRESS.de legt der Politiker den Finger in die jecke Wunde und erklärt, worauf es jetzt ankommt.
Herr Prof. Dr. Lauterbach, was denken Sie, wenn Sie die Bilder der Zülpicher Straße vom 11.11. sehen?
Lauterbach: Ich hoffe nicht, dass sie Ausdruck eines Superspreader-Events sein werden wie wir es an Halloween erlebt haben. Ich bedaure das sehr. Die Bilder zeigen, dass die Menschen sich risikobereiter verhalten haben, als das zu erwarten gewesen ist.
Prof. Dr. Karl Lauterbach: Man hätte die Zülpicher früher sperren müssen
Hätte man früher die Zugänge zur Zülpicher Straße absperren müssen? Dies ist erst um 15.15 Uhr geschehen.
Lauterbach: Es hätte mich gefreut, wenn man früher eingegriffen hätte. Aus meiner Sicht ist zu spät reagiert worden, als klar wurde, wie viele dort zusammenkommen. Ich bin nicht gut darin und möchte das auch nicht, Vorwürfe vorzutragen. Doch es ist auf einmal eine unhaltbare Situation eingetreten, man hätte es so nicht erlauben sollen.
Im Nachhinein wären klarere Warnungen noch notwendig gewesen. Gerade weil die Corona-Fallzahlen so hoch sind und weiter steigen. Wichtig ist jetzt, dass man alles tut, um in Innenräumen Treffen zu verhindern. Der Karneval ist als 2G deklariert. Wichtig sind die Kontrollen, das ist das Entscheidende.
Hätten die FC-Spieler und Trainer zu Hause bleiben sollen?
Lauterbach: Vorbildlicher wäre es gewesen. Aber ich will nicht als Moralapostel gelten.
In der Altstadt haben die Appelle ja offenbar funktioniert, da war viel weniger los als in den Vorjahren, auch in der Südstadt. Insofern: Lob von Professor Lauterbach?
Lauterbach: Gerade das disziplinierte Verhalten der Jecken in der Altstadt war, was ich gehört und gesehen habe, vorbildlich. Und auch in der Südstadt war die Situation wesentlich besser, das darf man nicht verschweigen, darüber muss man froh sein in dieser besorgniserregenden Lage.
Corona-Experte: „Wir brauchen schnellstmöglich bundesweit 2G“
Hätte man nach der Erkrankung des Prinzen Kölner Karneval noch mehr sensibilisieren müssen?
Lauterbach: Ja, man hätte mehr machen müssen. Mir bleibt nur zu sagen, dass ich hoffe, dass es gut geht. Die Lage ist furchtbar, die Kölner Kliniken füllen sich, dort hat man Angst vor dem, was in den nächsten Tagen kommt.
Wenn die Zahlen bis in den Februar eher steigen, was empfehlen Sie dann den Kölner Jecken für die Rosenmontagswoche?
Lauterbach: Zum jetzigen Zeitpunkt kann man noch nicht spekulieren. Wovon man ausgehen kann, ist, dass die Zahlen in den nächsten Wochen noch steigen werden. Ich glaube, dass sie irgendwann kippen werden, weil dann so viele infiziert sind, dass die Menschen vorsichtiger werden. Das ist eine selbstlimitierende Wirkung, die dann zum Tragen kommt. Ich sage: Wir brauchen so schnell wie möglich bundesweit 2G.