Allgemeinmedizinerin Brigitte Dick ist die Leibärztin des Kölner Dreigestirns. Sie kümmert sich um die Ober-Jecken, wenn sich ein Infekt ankündigt. Zudem ist sie bei vielen Sitzungen zur Sicherheit vor Ort.
„Ich bin bekloppt“Leibärztin des Kölner Dreigestirns über ihren Job – und Nachrichten um 4 Uhr nachts
Köln schnieft und hustet. Die Arztpraxen sind voll. Gerade bei den zahlreichen täglichen Karnevalsveranstaltungen verbreiten sich die Viren rasend schnell. Damit die Jecken ihr Pensum dennoch durchhalten, kümmert sich Allgemeinmedizinerin Brigitte Dick (61) inzwischen seit 20 Jahren um das Dreigestirn und weitere Protagonisten des Kölner Karnevals.
Die Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Monheim ist von Natur aus jeck und verknüpft nun schon seit zwei Jahrzehnten ihre Leidenschaft mit dem Beruf. „Meine Kollegin, mit der ich mir eine Praxis teile, weiß, dass ich bekloppt bin“, sagt Dick lachend im EXPRESS.de-Gespräch. Quasi rund um die Uhr steht sie für das Festkomitee ehrenamtlich auf Abruf bereit.
Ärztin behandelt inzwischen seit 20 Jahren das Kölner Dreigestirn
„Der Ablauf ist jedes Jahr eigentlich gleich“, erzählt die Ärztin. Nachdem das neue Dreigestirn bekannt gegeben wird, trifft sie sich mit dem angehenden Trifolium und erzählt, was alles in einer Session auf die drei zukomme. „Die Reaktion ist meist gleich: ‚Ich bin fit, ich brauche keinen Arzt‘“, würden die meisten zunächst sagen.
Dennoch hat es sich bewährt, dass das Dreigestirn ab Oktober/November beginnt, die eigenen Abwehrsysteme durch Infusionen von Vitaminen und mit homöopathischen Mitteln hochzufahren. Die Präparate zahlt Dick aus der eigenen Kasse. „Ich habe Spaß an der Sache. Das ist mein Hobby, mein Ding. Die meisten Dreigestirne sind Kassenpatienten, daher können wir solche Vitamininfusionen gar nicht abrechnen.“
Zu den Infusionen kommt Tanz- und Singtraining, um den Körper und die Stimme auf die Herausforderungen einzustellen. Bei über 400 Terminen des Dreigestirns sind Rückschläge in der Session völlig normal. Prinz Sascha I. musste in diesem Jahr auf den Trip zum Bundestag nach Berlin verzichten und blieb zwei Tage im Bett. Auch die Jungfrau macht den Medizinern aufgrund der Hüftprobleme Sorgen. Friedrich darf deshalb im Gürzenich nicht mehr die Treppe nehmen, muss mit dem Aufzug fahren.
„Da habe ich den beiden mal die Rote Karte zeigen müssen“, erinnert sich die Ärztin. „Wenn sie im eigenen Bus gefahren wären, hätte ich es noch verantworten können. Aber im Zug, mit Kontakt zu vielen anderen Menschen, hätte Sascha eventuell eine Lungenentzündung bekommen können.“ Immer wieder kämpft das aktuelle Dreigestirn mit Husten und Schnupfen. Zweimal die Woche kommt Dick in die Hofburg, um die drei zu untersuchen und Vitamine zu spritzen.
„Sie ist eine wunderbare Frau und sich für nichts zu schade“, sagt Sascha Klupsch zu EXPRESS.de. „Wir können sie auch mitten in der Nacht anrufen, wenn es Probleme gibt. Bei ihr fühlen wir uns super aufgehoben“. Einer seiner Vorgänger, Holger Kirsch, griff in der Tat mal nachts um 4 Uhr zum Telefon. „Hilfe, ich sterbe, lautete die Nachricht“, erinnert sich die Ärztin. Der jetzige Leiter des Rosenmontagszuges litt an einem Magen-Darm-Infekt.
Brigitte Dick ist aber nicht nur die Haus- und Hof-Ärztin des Dreigestirns. Auch Rüdiger und Silvia Prätzsch, das aktuelle „Jan und Griet“-Paar des Reiterkorps Jan von Werth, lag schon flach und musste von der Ärztin behandelt werden.
Bei rund zehn Sitzungen in der Session ist sie zudem mit ihrem Notfall-Koffer vor Ort. Darin befinden sich Eisspray, Kopfschmerztabletten, Antibiotikum, Verbandsmaterial und Salben. „Die Moderatoren wissen immer genau, wo ich sitze, falls ein Problem auftritt.“
Karneval in Köln: Arztkoffer ist bei vielen Sitzungen immer dabei
In ihrer Zeit als jecke Ärztin hat sie schon ein paar Notfälle betreut. So musste schon mal eine Reanimation im Saal durchgeführt werden. Einmal hat jemand K.o.-Tropfen in Getränken verteilt. „Da mussten etliche Rettungswagen vorfahren“, erinnert sie sich.
Die Karnevalistin ist auch selbst Mitglied bei der Frauenkarnevalsgesellschaft Colombina Colonia. Durch den Job sind durchaus Freundschaften entstanden. „Viele Dreigestirne sind auch nach ihrer Zeit weiter meine Patienten geblieben“, sagt sie. „Natürlich ist der Job mehr Geben als Nehmen. Aber wenn alle die stressige Session überstehen, bin ich auch zufrieden. Ich habe echt Spaß an der Sache.“