Jeck-Hilfen da, aber...Agentur-Chefs toben: „Kölner Vereine haben allen den Hintern gerettet“

Altstädter eröffnen die Session auf dem Alter Markt in Köln.

Die Altstädter bei der Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht (24. Februar): Viele kleine und große Karnevalsvereine verzichteten auf Veranstaltungen und retten so womöglich eine ganze Branche.

Es war und ist eine Belastungsprobe für vielen ehrenamtlichen Karnevalsvereine in Köln und der Region: Wie beantrage ich Hilfen für die freiwillig abgesagten Sitzungen und Veranstaltungen in der Corona-Pandemie?

von Bastian Ebel  (bas)

Jetzt gibt es erstmals eine gute Nachricht: Die ersten Hilfen sind ausgezahlt worden! EXPRESS.de hakte nach bei zwei Experten, die sich mit einem ganzen Team in Köln um die Antragstellungen und Verfahren gekümmert haben: „Die Hilfen greifen, die ersten Vereine haben ihr Geld bekommen“, sagen die beiden Geschäftsführer Horst Müller und Martin Zylka von der Go Gmbh.

Köln: Corona-Hilfen für Karnevalsvereine werden ausgezahlt

Unter anderem hatten sich Künstler, andere Agenturen (u.a. Michael Gerhold und Markus Wallpott) sowie Justiziar und Große Kölner-Chef Joachim Wüst bereit erklärt, den Vereinen bei Antragstellung und Co. zu helfen.

Horst Müller (l.) und Martin Zylka sind Geschäftsführer der Go Gmbh in Köln.

Horst Müller (l.) und Martin Zylka sind Geschäftsführer der Go Gmbh. Gemeinsam mit anderen Experten haben sie Karnevalsvereinen bei Hilfsanträgen geholfen.

Horst Müller kritisiert deutlich das Vorgehen der Politik in NRW: „Letztlich wurden die Vereine und die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen zu Inkassobüros des Karnevals gemacht. Sie mussten die Gelder auftreiben und haben so den Karneval gerettet. Eine Mammut-Leistung.“

Köln: Wut über Politik in Sachen Karneval und Corona-Hilfen

Denn: Lange war nicht klar, wie das Prozedere ablaufen würde. Vereine mussten zunächst bis zum 23. Dezember ihren Antrag stellen, die Frist für den Kulturfonds des Bundes wurde dann noch einmal bis zum 31. Januar verlängert.

Martin Zylka: „Damit waren aber nur 90 Prozent der Ausfälle gedeckt. Und man musste vor dem 6. Dezember im Vorverkauf gewesen sein. Für viele kleinere Veranstaltungen zum Beispiel mit Tageskasse ein Unding.“

Die Vereine haben der gesamten Branche den Hintern gerettet. So können Künstler, Saalbetreiber und Co. bezahlt werden
Martin Zylka

So konnten also Vereine zunächst maximal 90 Prozent ihrer Ausfälle erstattet bekommen. Zunächst wurde von der NRW-Landesregierung der Eindruck erweckt, man kümmere sich um die Anliegen. Doch das stimmt nicht so ganz. „Zunächst wurde eben auf den Kulturfonds des Bundes verwiesen, der schon existiert hatte“, erklärt Müller. Erst später habe man mit dem Topf „Zukunft Brauchtum“ über 50 Millionen interveniert.

Damit, so die Experten, könne einer Vielzahl von Vereinen nahezu 100 Prozent der Ausfälle erstattet werden. In Köln und der Region. „Zusätzlich zu den 90 Prozent aus dem Kulturfonds kommen durch diese Förderung noch einmal neun Prozent hinzu.“

Für Martin Zylka steht fest: „Die Vereine haben der gesamten Branche sprichwörtlich den Hintern gerettet. So können die Gelder unter anderem an die Künstler, Saalbetreiber, Techniker und weitere Beteiligte ausgezahlt werden.“

Die kommende Session wird aber wohl für viele Vereine abermals ein Kraftakt werden, wenn der organisierte Karneval vor dem 200-jährigen Jubiläum steht: Corona, die Inflation und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine verheißen nichts Gutes in Sachen Ticketverkauf.

Bleibt den Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern zu wünschen, dass sie für ihren Einsatz in der großen Krise des Jahrhunderts zumindest ein wenig belohnt werden.