„Kein Veedel für Rassismus”12.000 in der Stadt: Das steckt hinter Kölner Fahnenmeer
Köln – In beinahe jeder Kölner Straße sind sie mittlerweile zu sehen: Weiße Fahnen mit einer klaren Botschaft – „Kein Veedel für Rassismus”.
Die Flaggen schmücken die Balkone und Fensterbänke in der ganzen Stadt. In bunten Vierteln wie Ehrenfeld oder der Südstadt. Aber auch in Porz, wo die AfD bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren die meisten Stimmen holte, sind die Fahnen zu sehen.
„Kein Veedel für Rassismus”: Kölner Fahnen-Aktion gegen Rechts
Etwa 12.000 dürften es insgesamt sein. So viele jedenfalls haben Rosa Maria Bianco und ihre Mitstreiterinnen seit März vermittelt.
Bianco hat die Aktion im Frühjahr gemeinsam mit Ines Pütz, Tochter des Arsch-Huh-Gründers Karl-Heinz Pütz (†58), als Crowdfunding-Aufruf gestartet.
Vorbild Italien: Köln zeigt Flagge gegen Rassismus
Die Inspiration zur Stadtbeflaggung stammt aus Italien. Dort war Bianco vor einigen Jahren unterwegs, um Familienmitglieder zu besuchen, als ihr etwas Bemerkenswertes auffiel: „Von Norden bis Süden hingen dort überall diese Fahnen mit der Aufschrift ‚Pace‘“.
Ein Pastor hatte im Jahr 2002 dazu aufgerufen, sich diese Fahnen an den Balkon zu hängen, um einen Zeichen gegen die Beteiligung Italiens am Irak-Krieg zu setzen. „Pace da tutti i balconi” – Frieden von allen Balkonen – so nannte sich die Fahnen-Aktion der Italiener damals.
Kommunalwahl 2020 in Köln: „Kein Veedel für Rassismus” verteilt Tausende Fahnen
Als dann in diesem Jahr die Kommunalwahl in Köln nahte, erinnerte sich Bianco an diese schöne Methode, um ein Zeichen gegen Rassismus und für die kölsche Weltoffenheit zu setzen.
„Das ist unsere Botschaft", erklärt Bianco: „Im Veedel kein Rassismus, Basta! Nicht nur kein Rassismus. Wir lassen jeden so leben, wie er leben möchte. Levve und levve losse.”
„Kein Veedel für Rassismus”: Köln setzt ein Zeichen für Toleranz
Der Slogan ist dabei nicht neu. Bereits im Jahr 2013 gründete sich die Initiative „Kein Veedel für Rassismus” als Reaktion auf den Hass der fremdenfeindlichen Bewegung „Pro Köln”.
Die Crowdfunding-Kampagne im Frühjahr war ein voller Erfolg und das Ziel von 11.000 Fahnen schnell erreicht. Über Kooperationen mit dem Fahnenhandel Köln in der Brüderstraße, verschiedenen Aral-Tankstellen und Buchläden landeten die Flaggen bei den Unterstützern.
Der Beitrag für eine Fahne liegt bei fünf Euro – wer möchte, kann natürlich mehr geben. „Das Material kommt aus Deutschland. Die Produktion ist in Deutschland. Die Fahne ist wetterfest, UV-beständig und bis 60 Grad waschbar". Gewinne erzielt sie damit nicht – die Kooperationspartner ebenso wenig.
„Kein Veedel für Rassismus”: Auch zur Wahl 2021 sollen Fahnen wehen
Rund 1500 Fahnen hat „Kein Veedel für Rassismus“ noch auf Lager. Teilweise haben Menschen das Geld überwiesen und die Flagge dann nicht abgeholt. „Die kontaktiere ich jetzt gerade alle“, erklärt die Zollstockerin.
Demo in Köln: DGB-Chef fordert 1000 Euro Strafe für Rassisten
Und dann? „Wie es weitergeht, entscheidet die Gruppe – ich persönlich würde gerne noch mehr produzieren“. Denn der nächste große Termin steht bereits an. Im nächsten Herbst ist Bundestagswahl. Auch dann soll Köln wieder Flagge zeigen.