„Unzumutbar“Lage in Kölner „Junkie-Kita“ spitzt sich zu – helfen Stadt und Polizei?

Ein Junkie spritzt sich auf der Treppe des Rautenstrauch-Joest-Museum.

Ähnliche Bilder, wie hier am 15. September 2021 auf der Treppe des Rautenstrauch-Joest-Museums, sollen sich auch vor der Kalker Kita abspielen.

Eltern und Mitarbeiter einer Kita in Köln-Kalk sind mit den Nerven am Ende. Regelmäßig konsumieren Junkies vor der Kita Drogen und lassen ihren blutigen Müll zurück.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Auf der Treppe zur Kölner Kita liegen aufgerauchte Joints und Spritzenverpackungen. Das schlimmste hat eine Mitarbeiterin bereits mit Handschuhen und Zange aufgesammelt: blutgetränkte Tücher, blutige Nadeln und benutzte Spritzen.

Jeden Tag sucht das Kita-Team den Außenbereich penibel ab, erst dann dürfen die rund 80 Kinder draußen spielen. Denn nicht nur einmal sollen Junkies Spritzen & Co. sogar in den abgesperrten Hof der Kindertagesstätte geworden haben. Die Kita liegt an der Vietorstraße – mitten im Drogenbrennpunkt Kalk-Mitte!

Kita in Köln-Kalk: „Zustände für Kinder absolut unzumutbar“

Mitarbeiter und Eltern wissen nicht mehr weiter. „Seit mehreren Jahren werden Drogen von Fremden vor unserer Kita konsumiert und die Reste zurückgelassen“, erzählt die Sprecherin (33) des Elternbeirates. Abhängige würden sich vor der Kita eine Spitze setzen, andere hinter dem Außengelände ihr Geschäft verrichten. „Die Zustände sind für Kinder absolut unzumutbar“, sagt sie wütend. Auch würde der Bereich als Ablageort benutzt.

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Inzwischen fülle der Schriftverkehr mit Stadt und Polizei eine dicke Akte, erklärt die 33-Jährige und behauptet resigniert: „Aber die Situation wird einfach nicht besser.“ Die Kinder hätten sogar ein Banner aufgestellt mit der Aufforderung „Bitte lasst Euren Müll nicht hier, wir wollen spielen“ – doch es habe nicht lange gedauert, da hätten sich zwei Männer direkt davor einen Schuss gesetzt.

„Haben denn Kinder kein Recht auf Schutz?“, fragt die Sprecherin des Elternbeirates. Ideen gäbe es viele: täglicher Dienstgang der Polizei, schnelle Umsetzung eines Drogenkonsumraums, Teilschließung des Weges. Nur, so appelliert sie, müsse die Umsetzung so bald wie möglich passieren.

Polizei Köln: Nach Kontrollen in Kalk kehrt Kern immer wieder zurück

Auf Nachfrage von EXPRESS.de erklärte eine Polizeisprecherin, dass es im Brennpunkt Köln-Kalk zu zahlreichen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz käme. „Wir führen immer wieder intensive Kontrollen durch“, so die Sprecherin. Das würde einige Konsumenten verdrängen. „Aber der Kern kehrt immer wieder zurück.“

Eine Spritze, blutige Nadeln, blutgetränkte Tücher

Eine Spritze, blutige Nadeln, blutgetränkte Tücher: Das ist nur ein Bruchteil dessen, was die Mitarbeiter der Kalker Kita aufsammeln.

Nachdem sich die Elternvertretung der Kita im Sommer an die Polizei gewandt habe, habe man Kontakt mit dem Kalker Bezirksdienst aufgenommen. Es würden Fußstreifen bis zu normalen Kontrollen durchgeführt, auch Bereitschaftspolizei sei häufiger im Einsatz. Die Polizeisprecherin: „Gerade die Kita, die mitten im Brennpunkt liegt, ist ein Schwerpunkt polizeilicher Arbeit.“

Stadt Köln in Verhandlungen wegen Mietobjekt für Drogenkonsumraum

Laut Stadt hat der Rat bereits im September 2017 die Verwaltung mit Planung und Umsetzung eines niedrigschwelligen Drogenhilfeangebotes inklusive Drogenkonsumraum am Szenestandort Köln-Kalk beauftragt. Gefunden worden sei ein Ladenlokal an der Dillenburger Straße. „Hierzu laufen momentan Mietvertragsverhandlungen“, so eine Sprecherin des Presseamtes. Es sei eine Laufzeit des Mietvertrags von mindestens zehn Jahren geplant.

Damit wäre eine wichtige Forderung der Eltern erfüllt. Der Standort läge relativ weit von der Kita entfernt, auf der anderen Seite der Kalker Hauptstraße. Die Sprecherin des Elternbeirates: „Wir müssen aber schnell handeln, bevor etwas Schreckliches passiert!“