Das Impfzentrum schließt. Damit geht für Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow ein großes Kapitel seiner Karriere zu Ende.
„Widerstand wird größer“Kölner Arzt schildert, wie viele Impfmuffel noch erreicht werden können
Köln. Im Impfzentrum seit Dienstagabend (28. September) endgültig Schluss. Damit geht auch ein großes Kapitel der beruflichen Laufbahn des leitenden Kölner Impfarztes Dr. Jürgen Zastrow zu Ende. Doch das Thema Impfen bleibt für ihn ein Herzensanliegen. Gegenüber EXPRESS.de blickt er auf die letzten Pandemie-Monate zurück und schildert, wie viele Impfmuffel trotzdem noch erreicht werden können.
Köln: Leitender Impfarzt geht ohne Wehmut – „Wir hatten eine Notlage“
Dieser Dienstag ist für Dr. Jürgen Zastrow kein Tag wie jeder andere. Das merkt man dem 61-Jährigen im Gespräch deutlich an. Ist an einem solchen letzten Tag im Kölner Impfzentrum auch ein bisschen Wehmut im Spiel?
„Ist die Feuerwehr wehmütig, wenn sie einen Brand gelöscht hat? Ich glaube nicht. Wir hatten hier eine Notlage, und der sind wir begegnet. Am Anfang mit sehr viel Arbeit. Wir haben alles zum ersten Mal gemacht. Nicht mit Unsicherheit, aber mit wenig spezifischer Erfahrung, die wir uns erst erarbeiten mussten. Insgesamt muss man sagen, dass ich wirklich nicht mit einem weinenden Auge gehe“, sagt Zastrow gegenüber EXPRESS.de.
Der Grund: „Wir haben hier mit 700 Leuten zusammengearbeitet, und ich bin mit einigen von ihnen mittlerweile befreundet – dabei kannte ich sie vor einem Jahr noch gar nicht. Wir haben 650.000 Kölnerinnen und Kölner geimpft und haben viel gegen die Ausbreitung des Coronavirus erreicht“, resümiert Zastrow.
Trotzdem sei es auch ein merkwürdiges Gefühl, wie nach einem absolvierten Marathon, für den man sehr lange trainiert hat. „Jetzt kann ich mich endlich mehr auf Sport und viel Schlaf konzentrieren.“
Kölner Impfmuffel: Wie viele Bürger können noch erreicht werden?
Nachdem das Impfzentrum nun fast Geschichte ist, stellt sich unweigerlich die Frage, wie und wie viele der sogenannten Impfmuffel in Köln jetzt noch aus der Reserve gelockt werden können. Reichen die mobilen Impfaktionen der Stadt Köln dafür aus?
„Das ist wie, wenn Sie ein tiefes Loch graben. Je tiefer Sie graben, desto dichter wird der Boden und desto schwieriger wird es. Und so ist es auch mit den Menschen, die jetzt noch nicht geimpft sind. Der Widerstand wird größer. An etwa fünf Prozent werden wir nicht drankommen“, skizziert Zastrow. Somit ist noch Luft nach oben.
Köln: 73 Prozent haben Erstimpfung erhalten – Bonn dient als Vorbild
Gleichzeitig habe man jedoch bereits 73 Prozent erstgeimpft. „Ob wir es schaffen, 80 Prozent der Kölnerinnen und Kölner vollständig zu impfen? Das ist mein Ziel, aber da bin ich noch skeptisch“, sagt Zastrow. „Bonn ist da im Moment besser als Köln und dient als Vorbild. In der Nachbarstadt haben bereits 75 Prozent der Menschen die Erstimpfung erhalten. Unser Ziel ist es, die Bonner einzuholen.“ Sein Kredo sei weiterhin: „Jede einzelne Impfung zählt.“
Ab Mittwoch (29. September) können sich Impfwillige im Gesundheitszentrum am Neumarkt impfen lassen – auch ohne Termin. Die Stadt Köln will weiterhin an ihren mobilen Impfangeboten festhalten. Ansonsten können weiterhin bei den Haus- und-Fachärzten Impftermine vereinbart werden.