Aufgrund der Energiekrise steigen die Preise in vielen Bereichen. Bäckereien sind besonders davon betroffen.
Brot immer teurerKölner Bäckereien schlagen Alarm: „Dürfen Kundschaft nicht weiter an Discounter verlieren“
von Adnan Akyüz (aa)
Die Bäcker-Innung Köln/Rhein-Erft-Kreis warnt vor steigenden Kosten für Brot und andere Backwaren. „Die Energiekrise stellt Bäckerinnen und Bäcker vor große Herausforderungen“, sagt Innungsvorstand Guido Boveleth (52). Der Obermeister erklärt im Gespräch mit EXPRESS.de, in welchem Dilemma die Branche steckt und was das für Kundinnen und Kunden bedeutet.
Die Stimmung in der Branche ist wegen der Energiekrise ganz unten, sagt Bäcker-Obermeister Guido Boveleth, Vorstand der Bäcker-Innung Köln und Rhein-Erft-Kreis. Er ist seit 1986 im Beruf und Inhaber einer Bäckerei mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bedburg-Kirchherten und berichtet von den Folgen der Energiekrise aus erster Hand.
Köln: Preise für Brot und Backwaren steigen wegen teuren Rohstoffen
„Nicht nur Bäckereien, der gesamte Mittelstand braucht Planungssicherheit. Das fängt mit den Energiepreisen an, weil sich auch unsere Lieferanten, etwa für Butter, danach richten müssen. Die Preise für Eier, Butter, Sahne oder Mehl haben sich verdoppelt. Natürlich wird dadurch auch das Brot teurer“, sagt er.
Doch die Branche müsse darauf achten, nicht noch mehr Kundinnen und Kunden an Discounter zu verlieren, so Boveleth. „Wir achten darauf, dass das Grundsortiment, wie Oberländer, Nussecke oder Berliner, erschwinglich bleiben. Bei Spezial-Brot oder Sahnetorten müssen wir die Preise aber deutlich anheben“, erklärt er.
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Neben den steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie komme hinzu, dass die Lebenshaltungskosten für das Personal auch steigen. „Die halten auch die Hand auf, weil alles teurer wird. Wenn der Mindestlohn bei 12 Euro liegt, gibt sich ein ausgebildeter Geselle nicht mit 14 Euro zufrieden. Ohne die Planungssicherheit können wir aber nicht kalkulieren. Wir wissen nicht, was der Strom in Zukunft kosten wird“, so der Innungschef.
In seinem Betrieb sei der Preis für eine Kilowattstunde Strom von 4 Cent auf 21 Cent gestiegen, wobei er noch einen „traumhaften Preis“ erwischt habe, sagt Boveleth. Die Branche müsse die nächsten zwei Jahre einen Drahtseilakt leisten: „Wir müssen gleichzeitig die Betriebskosten im Blick behalten und gleichzeitig nicht alles an die Kundschaft weitergeben. Wir müssen weiter einen Anreiz schaffen, in die Bäckerei zu gehen.“
Ein aktueller Fall zeige das Dilemma, wie Boveleth berichtet: „Die Schulen bestellen gerade Weckmänner. Ich weiß aber nicht, zu welchen Preisen ich sie im November anbieten kann, weil die Preise für Rohstoffe steigen. Viele weichen auch auf Ersatzstoffe wie Soja aus, weil Margarine zu teuer geworden ist. Dann müssen die ganzen Allergene aktualisiert werden.“
Kölner Bäckereien appellieren: „Bevölkerung muss Mittelstand unterstützen“
Kundinnen und Kunden müssten sich auf Preissteigerungen in Bäckereien einstellen. Guido Boveleth appelliert: „Die Bevölkerung muss den Mittelstand unterstützen. Wer einmal weg ist, kommt nicht wieder. Das sehen wir in der Gastronomie oder an Flughäfen, die zurückgefahren haben und jetzt kein Personal haben.“
Im Bereich Köln und Rhein-Erft-Kreis gibt es aktuell laut Boveleth 65 Bäckerei-Betreibe in der Innung. „Vor 30 Jahren war es noch fast 500. Aus vielen Bäckereien sind Backstuben oder Brotregale im Eingangsbereich in Supermärkten worden. Wenn die Menschen nicht zu ihrem Bäcker oder Metzger mehr gehen, wird es sie nicht mehr lange geben.“