„Es zerreißt uns“1. FC Köln, Karneval, Schulen: Gesundheitsdezernent stellt sich herber Kritik

Köln: Sitzung des Kölner Corona Krisenstabes in der Hauptwache Berufsfeuerwehr Köln - Harald Rau, Sozialdezernent Köln. Foto: Thilo Schmülgen

Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau war am Montag (29. November 2021) im ZDF-Morgenmagazin zu Gast. Nachmittags stellte er sich beim Instagram-Live-Talk aktuellen Fragen der Bürger. Auf dem Symbolfoto ist Rau im Dezember 2020 zu sehen.

Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau hat im ZDF-Morgenmagazin ein Interview zur aktuellen Corona-Lage gegeben. Am Montagnachmittag hatten die Kölner auf Instagram dann die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Die Corona-Lage in Köln spitzt sich weiter zu. Der Gesundheitsdezernent der Stadt hat im ZDF-„Morgenmagazin“ am frühen Montagmorgen (29. November 2021) die extrem brenzlige Corona-Situation beschrieben. Im Interview bat Harald Rau die Kölner um eine drastische Verhaltensänderung, soziale Kontakte sollten auf eigene Faust reduziert werden. Nachmittags hat Harald Rau sich dann bei Instagram im Live-Talk den Fragen von Kölnerinnen und Kölnern gestellt.

Kölner Gesundheitsdezernent im ZDF: „Dramatische Entwicklung“ in der Pandemie

„Ich bin erheblich besorgt, wir registrieren eine Entwicklung, die wirklich dramatisch ist. Und wir bemerken, dass die bisherigen Maßnahmen, insbesondere auch das Impfen, bisher zu langsam sind, um die vierte Welle zu brechen“, schilderte der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau im ZDF-Interview.

„Ich möchte auch deutlich sagen, nicht alles, was erlaubt ist, ist auch angeraten. Wir können ja momentan vom gesetzlichen her noch relativ viele Kontakte haben und auf vielen Veranstaltungen sein – ich appelliere aber sehr an die Menschen, hierbei zurückhaltend zu sein“, so Rau. „Wir laufen in ein großes Risiko“, begründet er seine Aufforderung.

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Die Bürgerinnen und Bürger sollten momentan also selbst darauf achten, dass sie ihre sozialen Kontakte reduzieren. Was das im Alltag für die Kölnerinnen und Kölner genau heißt, ließ Harald Rau im ZDF-Gespräch allerdings offen.

Gesundheitsdezernent zu 1. FC Köln-Spiel: „Wird so nicht mehr stattfinden“

Danach machte Harald Rau eine weitere Ankündigung, diesmal in Richtung 1. FC Köln, die vielen Vollblut-Fans schwer zu schaffen machen dürfte.

Gesundheitsdezernent Harald Rau hat am Montag (29. November 2021) ein Interview im ZDF Moma gegeben.

Der Kölner Gesundheitsdezernent Harald Rau war am Montagmorgen (29. November 2021) im ZDF-Morgenmagazin zu Gast. Nachmittags stellte er sich beim Instagram-Live-Talk aktuellen Fragen der Bürger.

Hintergrund: Am Samstag (27. November 2021) hatte der 1. FC Köln noch 50.000 Fußballfans beim Revier-Derby zugelassen. Viele Fans hatten sich nicht an die Anordnung des Gesundheitsamts gehalten, zusätzlich zur 2G-Regel überall eine Maske zu tragen. Vor diesem Hintergrund prüfte das Gesundheitsamt zwischenzeitlich sogar Konsequenzen gegen den Verein.

Harald Rau sagte dazu im ZDF: „Ich nehme an, dass wir zu der Entscheidung kommen werden, dass ein so volles Stadion in der Dynamik, die wir derzeit haben, so nicht mehr stattfinden können wird.“ Am Montagnachmittag (29. November 2021) hatten dann alle Kölnerinnen und Kölner die Möglichkeit, Harald Rau in einem Instagram-Live-Talk der Stadt Fragen zu stellen.

Köln: Gesundheitsdezernent Rau: „Es zerreißt uns täglich“

In dem Livestream der Stadt ging der Gesundheitsdezernent Harald Rau noch einmal auf das heikle Thema des ausverkauften Rhein-Energie-Stadions beim Derby des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach ein: „Da ich auch Sozialdezernent bin, ist es immer eine Abwägung zwischen der gesundheitlichen Sicherheit und der langersehnten Rückkehr zur Normalität. Allerdings haben wir keine rechtliche Grundlage gehabt, das Stadion für die Fans zu schließen, da die Hospitalisierungsrate in Nordrhein-Westfalen unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Die Hospitalisierungsrate Kölns liegt dazu noch einmal unter dem NRW-Durchschnitt.“

Gesundheitsdezernent Harald Rau während des Livestreams auf der Instagram-Seite der Stadt Köln.

Gesundheitsdezernent Harald Rau während des Livestreams auf der Instagram-Seite der Stadt Köln am Montag, den 29. November 2021.

Geradezu emotional fügte Rau weiter an: „Beinahe tagtäglich zerreißt es uns in den zu treffenden Entscheidungen. Immerzu hinterfragen wir uns, ob wir die richtigen Maßnahmen treffen oder nicht.“ Allerdings habe die vierte Welle mittlerweile ein bedrohliches Ausmaß angenommen, sodass Rau mit weiteren, schwerwiegenden Restriktionen rechnet. „Jeder Kontakt ist in der momentanen Situation risikoreich. Deshalb gehe ich davon aus, dass Kontaktbeschränkungen aus uns zukommen werden“, so Harald Rau.

Köln: Harald Rau stellt sich kritischen Fragen zum Karneval am 11.11.

Auf die Frage eines Zuschauers des Livestreams, ob es nötig war, das jecke Treiben an Karneval nicht abgesagt zu haben, sagte Rau: „Wir haben keine Hinweise darauf, dass der 11.11. in der Nachbetrachtung ein massiver Infektionstreiber war.

Für uns war es sinnvoller, das Feiern auf den Straßen kontrollierbar zu gestalten, auch wenn das nicht überall funktioniert hat, als das die Menschen in ihren Wohnungen unkontrollierbar zusammenkommen.“ Ob die Stadt plane, den Karneval im neuen Jahr abzusagen – ähnlich wie in Düsseldorf – konnte Rau noch nicht sagen.

Köln: Harald Rau rechnet mit neuen Kontaktbeschränkungen

Für einige Livestream-Zuschauer war auch die Entwicklung in den Schulen von großem Interesse. Schließen sie wieder oder bleiben sie auf? „Die Schulen sollten das Letzte sein, was wir schließen. Denn wir müssen weiterhin versuchen, unseren Kindern den einfachsten Zugang zu ihrer Bildung zu verschaffen“, sagte Harald Rau. In den nächsten Wochen sollen in Köln täglich 15.000 Impfungen verabreicht werden, dazu kommt eine tägliche Schnelltest-Kapazität von 60.000 Stück.

Gesundheitsdezernent Rau rechnet für die Weihnachtszeit trotzdem mit einschneidenden Restriktionen: „Selbst wenn es nicht ‚Lockdown‘ genannt wird, denke ich, dass wir massive Kontaktbeschränkungen bekommen werden. Anders werden diese vierte Welle nicht brechen können.“