Eine Telefonfreundschaft zweier Senioren hat offenbar ein Menschenleben gerettet. Gegenüber EXPRESS.de schildert der 82-jährige Herbert, wie es dazu kam.
Diese Geschichte rührt zu TränenKölner (82) rettet per Telefon Leben seines Freundes (83)
EXPRESS.de hatte zunächst über den Fall berichtet, nachdem er am Dienstag, 15. Februar durch die Kölner Polizei öffentlich gemacht worden war. Nun, einen Tag später hat unser Reporter mit dem mutmaßlichen Lebensretter gesprochen. Es ist eine Geschichte über ein wahre Männerfreundschaft, die zu Tränen rührt:
Seit 70 Jahren sind sie echte Freunde. Ex-Soldat Herbert (82) und IT-Experte Jürgen (83). Seit vielen Jahren telefonieren die beiden Senioren um Punkt 17 Uhr.
Köln: Senior aus Rodenkirchen rettet seinem Freund durch Anruf das Leben
Als am vergangenen Samstag der Anruf von Jürgen ausblieb, da war Herbert sofort in großer Sorge. Er ahnte, dass etwas passiert sein muss. Und sein Gefühl sollte ihn nicht täuschen.
Der 82-Jährige aus Rodenkirchen ist noch immer aufgewühlt, wenn er von dem Samstag berichtet: „Ich saß am Telefon und wartete um 17 Uhr, dass Jürgen wie immer anruft. Er hat sich schon mal um 15 Minuten verspätet, aber das war selten. Als der Anruf ausblieb, da wurde ich wirklich nervös. Und ich ahnte, dass da was mit ihm passiert sein muss.“
Seine Vorahnung kam wohl auch daher, weil sich die Männer in- und auswendig kennen. Im Alter von 10 Jahren lernten sie sich in Niedersachsen kennen. Das war 1952.
„Wir verstanden und auf Anhieb. Unsere gemeinsame Leidenschaft war der Sport. Wir spielten zusammen Fußball und Handball und hatten gemeinsam wirklich viel Spaß zusammen“, erinnert sich der leidenschaftliche FC-Fan. „Wir lernten beide unsere Frauen kennen und heirateten. Inzwischen sind unsere Frauen leider verstorben. So hält unsere Freundschaft inzwischen länger als die meisten Ehen.“
Herbert (82) aus Köln-Rodenkirchen: Jeden Tag ruft er seinen Freund (83) an
Noch heute besuchen sich die Freunde hin und wieder. „Der tägliche Anruf um 17 Uhr ist absolute Pflicht“, erzählt Herbert, als ihn der EXPRESS-Reporter zu Hause besucht. Und so rettete dieses tägliche Ritual letztlich das Leben von Jürgen am vergangenen Wochenende.
Denn Herbert rief umgehend die Nachbarin von Jürgen in Puderbach/Westerwald an. „Die kenne ich persönlich und ich habe ihre Rufnummer für den Fall der Fälle. Und der war ja nun eingetreten“, so der Kölner.
Die Nachbarin schaute durch die Fenster des Hauses, konnte aber nichts feststellen. Nicht einmal Sunny, den Collie des Nachbarn, konnte sie sehen. Herbert war in größter Sorge. „Mir ließ das keine Ruhe. Ich ging zwar an diesem Samstagabend ins Bett, aber am Sonntagmorgen rief ich schließlich die Polizei in Straßenhaus. Der Beamte war sehr nett.“
Die Beamten fuhren zu Jürgens Haus. Durch eine unverschlossene Balkontür im Obergeschoss gelangten sie ins Haus - und fanden Jürgen bewusstlos auf dem Boden im Schlafzimmer. Neben ihm wachte sein treuer Hund Sunny. Der 83-Jährige hatte offenbar einen Schwächeanfall und war gestürzt. Er kam in eine Klinik und inzwischen geht es immer wieder deutlich besser. Aber eins ist sicher, sagte die Ärzte: Hätte Herbert nicht gehandelt, wäre sein Freund jetzt wohl nicht mehr am Leben.
„Wir haben inzwischen kurz telefonieren können. Jürgen konnte sich an nichts mehr erinnern. Aber er kommt wieder auf die Beine. Ich hoffe, wir haben noch ein paar Jahre gemeinsam“, sagt Herbert leise.