Immer wieder Zoff um den WM-Austragungsort Katar. Weit vor Turnierbeginn zieht nun ein bekannter Kölner Gastronom Konsequenzen.
„Machen den Scheiß nicht mit“Fußball-WM in Katar: Kölner Wirt zieht Konsequenzen
Robert Hilbers ist bekennender Fußball-Fan und lebt diese Leidenschaft mit seinen Gästen in seiner Kneipe auch gern aus.
Denn im „Chlodwig Eck“ in der Südstadt, in der der Wirt seit mehr als drei Jahrzehnten zu Hause ist, werden die Partien der Bundesliga und der internationalen Wettbewerbe stets gezeigt, auch die Länderspiele. Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Kölner Kultkneipe Chlodwig Eck: WM-Boykott wegen Katar
Denn: Der Kneipier und sein Team haben bereits jetzt für sich entschieden, das WM-Turnier in Katar (21. November bis 18. Dezember) zu boykottieren und nicht zu zeigen.
„Wir machen den Scheiß nicht mit“, so Hilbers gegenüber EXPRESS.de trocken. „Es sind die bekannten Gründe. Die viele Kohle, die Menschenrechte und der Witz, dass es im Winter stattfindet. Das Team und ich haben gemeinsam entschieden. Die Mitarbeiter haben bei mir offene Türen eingerannt.“
Hilbers sagt die WM ab, neun Monate vor dem Start. Zumindest im eigenen Laden. Denn die ständigen Meldungen von Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberstaat und die Gier-Vorwürfe gegenüber den Funktionären des Weltverbands haben ihm die Lust am Fußballschauen verhagelt.
Natürlich wären solche Public-Viewing-Events für einen Gastronomen, gerade in der tristen Corona-Zeit, lukrative Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Doch Hilbers sagt konsequent: „Es betrifft auch die Quali-Spiele. Wir zeigen die halt nicht.“
Wichtig: Als Vorreiter oder Moralapostel möchte der beliebte Veedels-Wirt, in dessen Lokal die Kölner Kultband BAP von Beginn an quasi zu Hause war, nicht gelten. Er sagt: „Ich will keine Bewegung oder konzertierte Aktion starten, jeder sollte es selbst wissen, was er tut oder lässt. Nur wir vom Chlodwig Eck können das halt nicht gutheißen, was da passiert und dem Ganzen eine Plattform geben.“
Alleine ist Hilbers mit seiner Haltung viele Monate vor dem Eröffnungsspiel freilich nicht.
Die Berliner SPD forderte jüngst vom DFB ebenso einen Boykott: „Die WM in Katar kostet Menschenleben, unterstützt ein System, das Menschenrechte systematisch missachtet und Terrororganisationen fördert“, hieß es in einem vom SPD-Landesparteitag breit beschlossenen Antrag. „Ein Sport und insbesondere das finanzielle Geschäft damit darf nie höher gestellt werden als Menschenrechte. Sollte er dies nicht tun, muss das finanzielle Sanktionen nach sich ziehen.“
Auch Fangruppen des FC Bayern München protestieren bereits seit längerer Zeit gegen Geschäftsbeziehungen des Rekordmeisters nach Katar.