Höher, tiefer, gar nicht?Riesen-Diskussion um 99-Meter-Turm im Herzen Kölns

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Blick auf die Kölner Innenstadt, rechts das geplante Hochhaus am Friesenplatz.

Köln – Während die Skyline der Schäl Sick stetig wächst und in Deutz die Großstadtlichter funkeln, darf in der Kölner Innenstadt nur der 157 Meter hohe Dom an den Wolken kratzen.

Neubauten zwischen Rhein und Innerer Kanalstraße dürfen eigentlich nur maximal 22,50 Meter hoch sein. Doch jetzt könnte sich in der City erstmals alles ändern.

Köln: Tower am Friesenplatz sorgt für Aufruhr

Denn ein geplanter Tower am Friesenplatz könnte große Löcher in das Kölner Konzept reißen, die Höhen eindeutig zu begrenzen. Mit viel Luft und Raum für weitere Hochbauten der Zukunft.

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Zusammen mit dem 17 Stockwerke hohen Ring-Karree vis-à-vis könnte das Haus ein futuristisches „Tor zum Dom“ bilden. Die Kathedrale liegt auf einer Achse in 1200 Metern Entfernung. Schon 2025 könnte der Friesenplatz-Turm stehen.

Rückblende. Im Juli 2019 enthüllte EXPRESS den Plan von Investoren (hier lesen Sie mehr), den vergammelnden und leerstehenden Zehn-Etagen-Klotz am Hohenzollernring 62 abreißen zu wollen, um dort ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Hochhaus zu bauen.

Jetzt, knapp ein Jahr später ist es soweit, der Plan nimmt konkrete Formen an.Am 16.Juni wird sich der Stadtentwicklungsausschuss mit dem alten Höhenkonzept und dem neuen Bauvorhaben befassen, am 18. Juni soll das ganze Projekt dann in den Stadtrat gehen.

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DAFÜR. Niklas Kienitz, (CDU) Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses: „Ich finde es super, dass es Investoren gibt, die langjährigen Leerstand beenden und Köln entwickeln wollen. Ich könnte mir ein Gebäude auf gleicher Höhe wie das Ring-Karree gegenüber vorstellen, also auf rund 60 Metern. Wir müssen den Mut haben, in die Höhe zu denken, um die Herausforderungen einer wachsenden Stadt zu meistern.“

Zur Debatte stehen laut Ratsinformation drei Alternativen: Es bleibt bei einem Neubau bei den vorgeschriebenen 22,50 Metern „plus ein zurückversetztes oberstes Geschoss“. Oder: Es wird eine Höhenentwicklung bis 67 Meter geprüft. Oder: Es wird ein Bau bis zu einer Höhe von bis zu 99 Metern geprüft.

Neuer Tower würde Rudolfplatz-Arkaden in Schatten stellen

Ein knapp 100 Meter hoher Gigant auf einer Grundfläche von 1.800 Quadratmetern - das wäre dann ein richtig dickes Ding am Ring. Der Tower für Handel, Büros, Hotellerie würde die noch in Bau befindlichen „Wallarkaden“ (bis zu 8 Etagen) am benachbarten Rudolfplatz weit in den Schatten stellen.

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DAGEGEN. Für Sabine Pakulat (Grüne) ist klar: „Mit dem Höhenkonzept wollen wir die Silhouette des Stadtzentrums schützen. Ich finde es zudem wichtig, neben Anwohnern auch die Fachöffentlichkeit, also Architektenverbände oder Stadtplaner zu befragen, was sie über die Pläne denken.“

Die Eigentümer Michael und Florian Kunz, die mit einem Firmenkonsortium aus der „Proximus Real Estate AG“ und der Hamburger „Quantum Immobilien AG“ neben vielen anderen Immobilien auch das markante Eckgrundstück erworben haben, wollen mehr als 100 Millionen Euro investieren.

Signalwirkung für Aufwertung der Innenstadt

Ein Neubau würde eine „Signalwirkung für die Aufwertung dieses Bereichs der Innenstadt sowie der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Köln“ haben, beschreibt die Beschlussvorlage das Projekt. Jetzt ist die Politik am Zug.

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HÖHER. Ralph Sterck (FDP): „Einen Neubau bis zu 67 Metern Höhe können wir uns vorstellen. Wenn natürlich ein Weltklasse-Unternehmen wie etwa Google ankommt und seine Deutschland-Zentrale in Köln am Friesenplatz eröffnen will, könnte es auch auf 99 Meter gehen.“

Auch Konrad Adenauer, Vorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, hat sich in die Diskussion eingeschaltet und fordert eine grundsätzliche Entscheidung, wie hoch in Köln in Zukunft gebaut werden soll.

Drei Fragen an die Investoren: Welche Herausforderungen hat das neue Bauvorhaben?Michael Kunz: Wir kommen aus einer zehnjährigen Immobilien-Boom-Phase und werden aller Voraussicht nach wegen der Coronakrise in eine Rezession schlittern. Es wird zu nachhaltigen Veränderungen im Hotel-, Einzelhandel- und Gastrobereich durch eine noch nie dagewesene Konsolidierung kommen und somit zu einer völligen Veränderung von Innenstädten führen.

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Michael und Florian Kunz

Warum bauen Sie trotzdem?Köln benötigt dringend neue Büroflächen in der Innenstadt, damit wir große Unternehmen in die Stadt holen können und nicht den Anschluss verlieren. Der Leerstand an Büroflächen in der City ist minimal.Wann könnte das neue Hochhaus fertig sein?In vier bis fünf Jahren könnte das neue Hochhaus am Hohenzollernring stehen.

Schon fast fertig ist dagegen der neue Geheimtipp am Friesenplatz. Im Capitol-Haus am Hohenzollernring 79, das erst Kult-Kino, dann TV-Show-Bühne für Harald Schmidt und Stefan Raab und zuletzt als Möbelhaus und Studio für den Radiosender RPR1 diente, wird kräftig geklotzt.

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Das neue Carré Belge-Hotel im Innenhof des Capitol-Hauses am Hohenzollernring.

Im Hinterhof geht der Hotelneubau mit 186 Zimmern nach den Plänen des Stararchitekten Christoph Ingenhoven zügig voran.

Der Clou: Auf den Dächern der versetzten sechs Etagen werden in Kürze reihenweise Bäume gepflanzt, die den 4-Sterne-Palast (künftiger Name: Carré Belge) mit den bodentiefen Fenstern in eine grüne Oase verwandeln.

Auch die Front des Capitol zum Ring hin wird derzeit komplett erneuert. In das Erdgeschoss baut Rewe einen XXL-Supermarkt. Auch hier sind die Bauplanungen schon weit fortgeschritten.