Überflutete StadtviertelAuch abseits des Rheins: Keine guten Nachrichten für nächsten Starkregen

Wasser steht in der Subbelrather Straße in Köln.

Abgesoffen: die Subbelrather Staße am 14. Juli nach dem Starkregen.

Auch in Kölner Stadtvierteln, die nicht direkt am Rhein liegen, gab es in der Unwetternacht vom 14. Juli Überflutungen. Eine Expertin erklärt, wie es dazu kam und gibt einen Ausblick.

von Marion Steeger  (MS)

Köln. Nicht nur am Rhein schauten Anwohner ängstlich auf die Wassermassen in der Unwetternacht vom 14. Juli. Auch in Stadtvierteln, die weit vom Fluss entfernt liegen, gab es große Sorgen.

Wie sich leider zeigte, völlig zu Recht! Dünnwald, Sülz, Ossendorf oder Lövenich: Hier kam es durch die furchtbaren Regenmassen zu Überflutungen, Keller liefen voll, Wohnungen wurden überschwemmt. Mit schlimmen Folgen.

Lief da was schief? Können die Kölner gegen solche Wassermassen, die oft alles zerstören, nicht geschützt werden? EXPRESS fragte bei den Stadtentwässerungsbetrieben (SrEB) Köln nach. Die ernüchternde Antwort: „Diese Wassermassen können nicht von der Kanalisation bewältigt werden“, so StEB-Abteilungsleiterin Birgit Konopatzki.

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Überflutung in Köln: 157 Liter Regen pro Quadratmeter

Sie erklärt: In der Unwetternacht fielen in Köln zwischen 100 und 157 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von zwölf Stunden. Zum Vergleich: Normalerweise fallen im Jahr 700 bis 800 Liter pro Quadratmeter. „Dieses Ereignis entspricht einem maximalen Starkregenindex von 10, Kategorie extremer Starkregen“, so Konopatzki.

Eine Anwohnerin in Dünnwald sichtet Fotos vor einem Berg von Sperrmüll.

In Dünnwald trat nach dem Unwetter vom 14. Juli der Mutzbach über die Ufer, Sperrmüll türmt sich vor den Häusern. Eine Anwohnerin schaut, was noch zu retten ist.

Folge: „Das Kanalnetz ist bei solchen Niederschlägen gefüllt, die Wassermassen können nicht zeitnah abfließen und das Wasser sammelt sich auf der Straße und kann sich gegebenenfalls auch auf private Grundstücke ergießen.“

Tiefer gelegene Gebiete – zum Beispiel im Bereich Teichstraße – sind stark gefährdet, weil sich dort dann das Wasser aus den umliegenden Straßenzügen sammelt.

Überflutung in Köln: Tiefere Gebiete und Tunnel gefährdet

Auch die Haltestelle Geldernstraße ist zum wiederholten Mal überflutet worden. Auch in diesem Fall vorhersehbar. Birgit Konopatzki: „Insbesondere tieferliegende Unterführungen sind bei Starkregenereignissen durch Überflutungen gefährdet.“

Die StEB Köln kümmert sich unter anderem um Regenrückhalteräume, kontrolliert die Kanalisation in der Stadt regelmäßig. Birgit Konopatzki: „Das öffentliche Kanalnetz der StEB Köln wird nach den gesetzlichen Vorgaben betrieben und instandgehalten. Anhand des sogenannten ‚Bemessungsregens‘ wird festgelegt, welche Regenwassermenge schadlos über die Kanalisation entwässert wird.“

Die KVB-Haltestelle Geldernstraße/Gürtel in Köln steht unter Wasser.

Die Haltestelle Geldernstraße stand am 15. Juli zum wiederholten Male unter Wasser.

Überflutung in Köln: Kanalnetz kann Regenmassen nicht fassen

Auf der Seite der StEB zeigt eine Grafik, wieviel ein Kanal bei welcher Regenmenge aufnehmen kann. Dort gibt es auch Tipps für Hausbesitzer in einem Wasser-Risiko-Check, wie sie ihr Gebäude schützen können.

Die Expertin stellt noch mal klar: „Ereignisse, die diesen Bemessungsniederschlag übersteigen, können nicht vollständig von der Kanalisation aufgenommen werden, sodass Überschwemmungen auftreten können. Ein flächendeckender Ausbau des Kölner Kanalnetzes, um derartige Wassermengen unterirdisch zwischenzuspeichern, ist nicht möglich.“