EXPRESS.de nimmt euch mit auf eine Zeitreise in die Kölner Büdchen.
SpurensucheZeitreise durch Kölner Büdchen-Kultur „in seiner ganzen Liebenswürdigkeit“

Copyright: Tata Ronkholz
Was wurde aus dem Büdchen an der Venloer Straße in Köln, hier aufgenommen im Jahr 1980?
Köln ohne seine Büdchen? Das kann man sich gar nicht vorstellen. Der Ort fürs kleine Schwätzchen, der unkomplizierte Veedelstreffpunkt und natürlich: die schnelle Versorgungsstation – das alles ist das Büdchen.
Jetzt setzt ein Bildband mit erstmals publizierten Aufnahmen der Fotografin Tata Ronkholz (1940-1997) der Kioskkultur ein kleines Denkmal.
Köln: Spurensuche durch Kölns Büdchen-Kultur
Das Buch „Trinkhallen“ (Kölner Verlag Walther König) zeigt etwas mehr als 100 meist schwarz-weiße, zwischen 1977 und 1984 gemachte Aufnahmen von Büdchen in Köln, Leverkusen, Düsseldorf oder auch Städten im Ruhrgebiet.
Von ihnen geht eine spezielle Faszination aus. Sie sind meist nicht schön, aber man fühlt(e) sich sauwohl drin.
Die Büdchen-Romantik: Darum lieben wir sie
In einem begleitenden Essay erklärt der langjährige NRW-Korrespondent der FAZ, Andreas Rossmann, das Büdchen zum „Manifest des Imperfekten“, zum Inbegriff „eines freieren, weniger reglementierten Lebens“.
Die Büdchen, schreibt Rossmann, erinnerten uns „an die ersten Schritte als Konsument, an den Kauf von saure Zungen, blauen Schlümpfen, Lakritzschnecken, Brausestangen, von Knickerwasser, Sammelbildern und Wundertüten.“ Das Büdchen als Sehnsuchtsort der Kindheit und Jugend: „Das erste Taschengeld, die erste ‚Bravo‘, die erste Zigarette, das erste Bier.“
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Tata Ronkholz wurde in Krefeld als Roswitha Tölle geboren, sie kam erst spät und über Umwege zur Fotografie und studierte in der Klasse des renommierten Fotografen Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie. Später lebte sie auf Burg Kendenich in Hürth.
Ihr Nachlass wurde jüngst vom Auktionshaus Van Ham erworben. Derzeit läuft eine Ausstellung in den Räumen der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn im Mediapark.
Mit ihren „Trinkhallen“-Fotos, Ergebnis zahlreicher Exkursionen durchs Ruhrgebiet und das Rheinland, wollte die Fotografin das Büdchen um die Ecke „in seiner ganzen Liebenswürdigkeit“ zeigen und festhalten. Manche der meist frontal fotografierten Läden wirken wie ein notdürftig hergerichtetes Provisorium, andere außenrum sorgsam und auffällig ausstaffiert.
Was ist aus den vielen kleinen Lädchen geworden?
Und als ob sie es geahnt hätte: Viele Büdchen, vor denen Ronkholz mit ihrer Kamera stand, jedes ein Unikat, existieren heute nicht mehr. Seit den längeren Öffnungszeiten im Handel ist das Geschäft erschwert – dennoch ist die Büdchenkultur noch lebendig.

Copyright: Ayhan Demirci
Nach 45 Jahren, also im Jahr 2025, steht dort ein Eiscafé. Der Löwenkopf über der Tür am Hauseingang existiert noch.
EXPRESS.de war auf den Spuren der Fotografien links- wie rechtsrheinisch. Tata Ronkholz hatte in ein kleines Notizbuch, das sich ebenfalls im Nachlass fand, jedes fotografierte Objekt mit Datum, Titel und Ort verzeichnet, teilweise auch vermerkt, welches Filmmaterial und welche Brennweite sie bei ihrer Arbeit verwendet hatte.
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Sie war für die Büdchenreihe in der Kölner Innenstadt unterwegs, aber auch in den Stadtteilen Ehrenfeld, Nippes, Bayenthal oder auch Kalk, Humboldt-Gremberg, Holweide und Mülheim auf der Schäl Sick. Auch Büdchen am äußersten Stadtrand in Dellbrück und Dünnwald dokumentierte sie.
In den kommenden Tagen erfahrt Ihr bei EXPRESS.de, was aus den Büdchen geworden ist, wer die Betreiberinnen und Betreiber von heute sind, welchen Menschen und Geschichten man dort begegnet. Vieles ist anders, aber eins ändert sich nie. Wo ein Büdchen ist, ist Leben. Und ganz viel Verzäll.