Barack Obama in KölnIn Deutz wurde Vorgänger Bill Clinton einst abserviert
- Die größte Geschichte aus dem „Lommerzheim“, das als Bruchbude der Gastlichkeit Stadtgeschichte schrieb, ist die, die gar nicht zustande kam.
- Die Geschichte, dass der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eines Abends für ein Päffgen-Kölsch und ein dickes Kotelett einkehrt in der so lebendigen Bauruine.
Köln – 1959 bis 2004. Unfassbare 45 Jahre führten die Eheleute Annemie und Hans Lommerzheim ihre gleichnamige Gaststätte an der Deutzer Siegesstraße. Aus Anlass des Besuches von Ex-US-Präsident Barack Obama in Köln präsentieren wir jetzt eine alte Folge aus der Serie „Kölns Kult-Lokale“.
„Wir wollen Gott danken für Hans Lommerzheim“
Nur ein halbes Jahr, nachdem die Wirtsleute Lommerzheim ihr einzigartiges, pittoreskes Lokal geschlossen hatten, erlag Hans Lommerzheim im Urlaub in Südtirol einem Herzanfall. Beim Gedenkgottesdienst sprach Pfarrer Peter Bellinghausen zur Witwe Annemie: „Seien Sie stolz auf Ihren Mann. Wir wollen Gott danken für Hans Lommerzheim.“
Wenn es also im Himmel einen Platz gibt für Wirte, die für ihre Gäste, für ihre Stadt ein Geschenk waren, dann ist der Mann, den alle „Lommi“ nannten, genau dort. Treu, schweigsam, akkurat – und auf seine ganz eigene Weise: sehr pfiffig.
Die größte Geschichte aus dem „Lommerzheim“, das als Bruchbude der Gastlichkeit Stadtgeschichte schrieb, ist die, die gar nicht zustande kam. Die Geschichte, dass der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika eines Abends für ein Päffgen-Kölsch und ein dickes Kotelett einkehrt in der so lebendigen Bauruine.
Lommerzheim
Siegesstraße 18
Gegründet: 1959
Betreiber: Päffgen-Brauerei
Publikum: Stammgäste und Lommi-Verehrer aus allen Ecken Kölns sowie Übersee. Viele Angestellte aus dem Veedel Deutz mit RTL, LVR, Lanxess, Stadthaus.
Aber Bill Clinton, der 1999 zum G-8-Gipfel in Köln war, er kam nicht. Warum das so war, was hinter den Kulissen wirklich passierte – und wie sie Ihren Hans kennen- und lieben lernte, darüber sprach Frau Lommerzheim (sie starb 2016) einige Monate vor ihrem Tod erstmals.
Frau Lommerzheim, wie geht es Ihnen jetzt und heute und was machen Sie und Ihre Kinder?
Meiner Familie, den beiden Töchtern und Enkelkindern geht es gut. Ich bin ja nun schon 84 und die Molesten im Alter machen manchmal doch schwer zu schaffen. Aber ich genieße mein schönes Zuhause, hab Kontakt zu Freunden, Bekannten und früheren Stammgästen. Wir telefonieren, treffen uns ab uns zu und gehen schon Mal gemeinsam Mittag essen....
Wie erinnern Sie sich an den Anruf anlässlich des Besuches von US-Präsident Clinton in Köln? Waren Sie dabei?
Ja natürlich. Wissen Sie, das war so: schon die Tage vorher kam abends recht spät ein Pärchen ins Lokal, Amerikaner, aber sie sprachen gut Deutsch und setzten sich auf das Bänkchen neben der Theke. Zwischendurch hab ich mich ein wenig mit ihnen unterhalten. Eines Abends meinte die Frau: „Frau Lommerzheim, unser Chef würde gerne mal Ihr Lokal besuchen“. Ich sagte: „Ja, da bringen Sie ihn doch mal mit, vielleicht kenne ich ihn ja. Wer ist denn Ihr Chef?“ „Der amerikanische Präsident Bill Clinton“…
Als ich Hans nachts im Auto auf dem Nachhauseweg davon erzählte, meinte er, „Da haben sie Dir aber schön einen Bären aufgebunden“. Ja und dann, ich weiß nicht mehr genau, ob es ein oder zwei Tage später war, kam dann am frühen Abend, das Lokal war brechend voll, der besagte Anruf und man teilte Hans mit, dass der Präsident gerne an diesem Abend vorbeikommen möchte, aus Sicherheitsgründen müsse allerdings das Lokal geräumt werden.
Das hat Hans natürlich abgelehnt und erklärt, das könne er seinen Stammgästen nicht antun.
Was hat Lommi Ihnen erzählt und was dachten Sie, als Sie später im EXPRESS lasen, dass Clinton in der Malzmühle mit Kölsch empfangen wurde?
Wir waren zufrieden. Mein Mann selbst hatte in dem Telefonat dem Anrufer, für den Fall, dass es unbedingt ein kölsches Lokal direkt in der Nähe sein sollte, den Tipp gegeben, es in der Malzmühle zu versuchen.
Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?
Als ich 16 Jahre alt war, bin ich zusammen mit der jüngsten Schwester meiner Mutter – sie war nur 15 Jahre älter als ich und schon Kriegerwitwe – zu einer Tanzveranstaltung an der Poller Wiese gegangen, ich glaube, das war in einem Tennisklub, jedenfalls gab es dort Tennisplätze. Dort hat Hans mich zum Tanzen aufgefordert – und drei Jahre später haben wir geheiratet!
Mochten Sie seine ruhige Art oder war er jemand, der privat viel erzählte?
Natürlich mochte ich das, sonst hätte ich ihn ja wohl nicht geheiratet, privat haben wir uns selbstverständlich, wie jedes Ehepaar, über alles unterhalten. Hans war immer ein ruhiger und besonnener Mensch, der aber einfach alles, was um ihn herum vorging und gesprochen wurde, genau mitbekam und registrierte.