Lautes Raunen im StudioStreit ums Toast Hawaii: Henssler pöbelt das Publikum an und zeigt obszöne Geste

Fröhliches Filetieren? Eher war bräsiges Bruzzeln oder grimmiges Grillen angesagt beim Staffel-Finale von „Grill den Henssler“ (VOX). Da gingen sich nicht nur die Köche verbal an die Kochschürzen. Sogar das Publikum bekam sein Fett weg. Obszöne Geste inklusive.

„Das wird eine besondere Sendung“, sagte Moderatorin Laura Wontorra eingangs - und sie sollte recht behalten. Denn es wurde selten so viel gefrotzelt und gelästert, gezofft und gezetert.

Zu erlesenen Speisen (Forelle, Lamm, Kaiserschmarrn) und zum Teil großartigen Kochleistungen gesellten sich Häme, Spott und Schimpfwörter als besondere Würze. Das Ergebnis: Das Koch-Coach-Special zum Staffel-Abschluss von „Grill den Henssler“ (VOX) bescherte mal wieder einen unterhaltsamen Abend.

„Grill den Henssler“: So knapp war's schon lange nicht mehr

Es ging um was. Erstens um die Staffel-Bilanz. 3:2 stand es nach fünf Matches gegen Promis für Henssler. So knapp war's schon lange nicht mehr.

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Zweitens: Auf der Gegenseite standen mit den Herausforderern Elif Oskan, Ralf Zacherl und Sepp Schellhorn drei ausgewiesene Könner ihres Fachs. „It ain't easy“, hielt sich Henssler, sonst ja eher die wandelnde dicke Lippe, zurück. Dafür hatte Zacherl, zum vierten Mal im Coach-Spezial dabei, ein gutes Gefühl: „Heute gibt's!“, sagte er, „heute ist er dran.“

Können Spitzenköche deutsches Fast Food? Die Impro-Gang-Aufgabe lautete „Toast Hawaii“.

Das wurde Jury-seitig gleich zum Zahnzieher für die Profis. Als Wontorra die Juroren Jana Ina Zarrella, Christian Rach und Ali Güngörmüş (als Gast-Juror für Reiner Calmund) begrüßte und von „lauter Profi-Köchen“ schwärmte, meinte Rach mit dem despektierlichen Blick auf die beiden Teller: „Ach, die beiden Teller haben auch schon die Profis gekocht?“

Zu Elif Oskan war Moderatorin Laura Wontorra bei „Grill den Henssler“ ganz lieb. Aber die Dame kann auch anders - das bekam Christian Rach zu spüren. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Zu Elif Oskan war Moderatorin Laura Wontorra bei „Grill den Henssler“ ganz lieb. Aber die Dame kann auch anders - das bekam Christian Rach zu spüren. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Entsprechend fiel die Wertung aus. 5:4 (Rach), 6:5 (Zarrella) und 7:5 (Güngörmüş), jeweils für Henssler, lautete das sparsame Votum. „Es hat die Kreativität gefehlt“ wurde unisono bemängelt.

Hier auch lesen & das Video oben ansehen: Reiner Calmund verlässt „Grill den Henssler“ nach 18 Jahren

Wegen Kritik der Juroren: Henssler zeigt obszöne Geste

Da sahen die Köche Diskussionsbedarf. „Ist's dann noch Toast Hawaii?“, brummelte Sepp Schellhorn. Henssler reckte hinter der Trennwand den Mittelfinger. Güngörmüş konterte kühl: „Steffen, mach's nächstes Mal einfach besser.“ Der scharfe Ton war gesetzt.

Elif Orkan und Steffen Henssler: Schlacht der Köche und der Worte

Zur Vorspeise trat Elif Oskan an. Die hatte nach ihrem letzten Einsatz, als sie vor zwei Wochen als Koch-Coach mit ihren Promis 102:109 unterlag, noch eine Rechnung offen. Als Wontorra die Vorgabe „Lamm, türkische Art“ verkündete, kochte Henssler gleich über: „What?

Zufällig kocht die Vorspeise jemand, der in der türkischen Küche sehr bewandert ist? Ihr Lumpen, ich kenn' euch. Wenn nachher der Österreicher Sepp was Österreichisches kocht, dann ist hier aber was los, dann ist Polen offen.“ Wontorra guckte nur ertappt.

Ralf Zacherl bezeichnet seinen Koch-Style als „spontan, kreativ und ein bisschen chaotisch“ - und genau so trat er auf. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Ralf Zacherl bezeichnet seinen Koch-Style als „spontan, kreativ und ein bisschen chaotisch“ - und genau so trat er auf. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Henssler hämelte die türkische Spitzenköchin an: „Elif hat viel mehr zu verlieren als ich. Ich hab von türkischer Küche ja keine Ahnung.“ Oskan wimmelte ihn ab: „Typisch Mann, immer große Klappe.“ Als sie später „viel zu wenig Zeit“ monierte, schlug Henssler zurück: „Wenn wer immer in dem Tempo arbeitet: klar!“

„Was wir alles leisten hier!“ Christian Rach seufzte ein wenig - und wurde von Laura Wontorra herzhaft abgekanzelt. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

„Was wir alles leisten hier!“ Christian Rach seufzte ein wenig - und wurde von Laura Wontorra herzhaft abgekanzelt. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Die Koch-Gang endete wie der verbale Schlagabtausch: unentschieden. Güngörmüş sah Oskan knapp vorn, Zarrella wiederum Henssler. Rach vollendete das 23:23-Remis.

Ralf Zacherl sorgt für Tempo und Chaos in der Küche

„Selten so gut gegessen“, lobte der sehr gut aufgelegte Gastjuror Ali Güngörmüş und attestierte den Köchen „Leidenschaft, Liebe und Präzision.“ (Bild: RTL)

„Selten so gut gegessen“, lobte der sehr gut aufgelegte Gastjuror Ali Güngörmüş und attestierte den Köchen „Leidenschaft, Liebe und Präzision.“ (Bild: RTL)

Weil Henssler beide Küchen-Competitions gewonnen hatte, ging Zacherl schon mit zehn Punkten Rückstand (37:47) in die Hauptspeise. „Forelle, deutsche Art“ lautete die Aufgabe. Beide Köche zeigten Respekt vor der Aufgabe und voreinander. Henssler: „Ralf ist ein sehr guter Koch, da muss man immer aufpassen.“ Stimmt, Zacherl hatte Henssler in den zurückliegenden Coach-Specials schon drei Gänge abgenommen.

Beide ganz stark, aber Hensslers Florelle mundete noch einen Tick besser: Er bekam dreimal die Bestwertung und siegte 30:27 gegen Zacherl. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Beide ganz stark, aber Hensslers Florelle mundete noch einen Tick besser: Er bekam dreimal die Bestwertung und siegte 30:27 gegen Zacherl. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Zacherl arbeitete wie immer: hektisch, rasant, hüpfte wie in Derwisch in seiner Küchenzeile hin und her. Henssler: „Da weißt du nie, kocht der oder hat er nen epileptischen Anfall.“ Henssler und Zacherl kennen sich seit gemeinsamen „Kocharena“-Zeiten Anfang der Nullerjahre. Wontorra wollt wissen, ob sie sich damals gleich sympathisch gewesen seien. Zacherl: „Welche Sympathie?“

Gastjuror Ali Güngörmüş schwärmt: „Selten so gut gegessen“

Als es ans Verkosten ging, lobte Güngörmüş Optik und Opulenz der Portionen. Rach seufzte: „Da siehste mal, was wir hier immer leisten.“ Da wurde die sonst so lammfromme Wontorra wuschig: „Ja, Christian, das ist knallharte Arbeit. Es gibt keinen schlimmeren Job als Juror bei 'Grill den Henssler': kommen, fressen, nach Hause gehen, Gage kriegen.“ Rach verschluckte sich fast, und Güngörmüş fragte: „Welche Gage?“

Zur Nachspeise wurde das österreichische National-Leckerli Kaiserschmarrn gefordert. Allerdings in einer exotischen Variante. Da guckte auch Sepp Schellhorn skeptisch. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Zur Nachspeise wurde das österreichische National-Leckerli Kaiserschmarrn gefordert. Allerdings in einer exotischen Variante. Da guckte auch Sepp Schellhorn skeptisch. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Immerhin: Die beiden Köche trieben sich zu Höchstleistungen. „Selten so gut gegessen“, lobte Güngörmüş und attestierte beiden „Leidenschaft, Liebe, Präzision“. Auch Rach schwärmte von einer „wahren Wonne“. Das drückte sich in Punkten aus: Alle drei Juroren werteten 10:9 für Henssler. „Ein 30-Punkte-Gericht“, frohlockte Wontorra. Nach der letzten Küchen-Competition ging Henssler mit komfortablem 80:64-Vorsprung in die Nachspeise.

„Alles eure Schuld“: Steffen Henssler pöbelt das Publikum an

Seine Ahnung wurde wahr: Die Aufgabe lautete „Kaiserschmarrn“, quasi die Nationalnachspeise Österreichs. „Den kann ich“, grinste Schellhorn. Das verging ihm, als sich das Publikum aber bei der Wahl „exotisch“ oder „klassisch“ für die außergewöhnliche Zubereitung entschied. Auch Henssler, eh schon genervt, ging hoch: „Alles eure Schuld“, blaffte er das Publikum an. „Ganz ehrlich, 'klassisch' wäre ein entspannter Gang.“

Weil das Publikum die „exotische“ Kaiserschmarrn-Variante gewählt hatte, wurde es von Henssler angepöbelt. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Weil das Publikum die „exotische“ Kaiserschmarrn-Variante gewählt hatte, wurde es von Henssler angepöbelt. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Am Ende hatte aber Schellhorn, der sich als „Wahrer der klassischen österreichischen Küche“ sieht und zum Beispiel Rosinen in Kaiserschmarrn und Apfelstrudel für unerlässlich hält (“Das ist eine Glaubensfrage in Österreich!“), mehr Probleme mit der gewünschten Exotik. „Beide Schmarrn sind gut, aber ein Teller hat die Vorgabe besser umgesetzt“, brachte Zarrella die Jury-Meinung auf den Punkt. Und das war Henssler. Jeder Juror sah ihn vorn. Er gewann das Dessert 26:21.

Bittere Klatsche für die Koch-Coaches

Es wurde ein echtes Statement. Henssler gewann drei von vier Gängen, alle Küchen-Competition, nur Oskan trotze ihm ein Remis ab. Am Ende stand ein 106:85-Triumph für den Gastgeber. Eine bittere Klatsche für die Koch-Coaches.

Wontorra holte doch noch ein Lob für die Abgekochten raus: „Danke, dass ihr euch getraut habt“, lobte sie die Profi-Köche, „die meisten anderen haben ja die Buchse voll.“

Ende gut, alles gut - aber nur für Steffen Henssler. Er besiegte Schellhorn im Dessert mit 26:21 und holte insgesamt einen überlegenen 106:85-Kantersieg. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Ende gut, alles gut - aber nur für Steffen Henssler. Er besiegte Schellhorn im Dessert mit 26:21 und holte insgesamt einen überlegenen 106:85-Kantersieg. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Die nächste Gelegenheit zur Revanche könnte es in der Sommer-Staffel geben, die wie immer aus Magdeburg gesendet wird. Dort stand in den letzten beiden Sommern auch immer ein Koch-Coach-Special auf dem Programm. Wenn sich denn drei Mutige finden ...

Die Sommer-Staffel wird zugleich Comeback und Abschiedsvorstellung des zwischenzeitlich erkrankten Reiner Calmund, der sich dann nach 18 Jahren bei „Kocharena“ und „Grill den Henssler“ als Kochshow-Juror verabschieden wird. (tsch)