Madonna hat in Köln das erste ihrer vier Deutschland-Konzerte gegeben. Der Superstar bot einen Querschnitt durch die 40-jährige Karriere, ließ aber erneut lange auf sich warten.
Erster Deutschland-AuftrittMadonna in Köln: Mega-Show-Spektakel mit Arroganzanfall
Dass Madonna-Konzerte nie pünktlich beginnen, ist inzwischen schon Tradition. Vorsorglich hatte der Veranstalter schon die ungewöhnliche Anfangszeit von 20.30 Uhr auf die Tickets gedruckt. Aber dass die Pop-Diva auch diese Angabe locker reißt, hatten viele im Vorfeld schon befürchtet. Das erste Deutschland-Konzert in Köln am Mittwochabend (15. November 2023) wird einmal mehr zur extremen Geduldsprobe.
Schon bei ihrem Soundcheck trödelt die „Queen of Pop“, weshalb die Türen zur Lanxess-Arena erst nach 19 Uhr geöffnet werden dürfen, ehe die 16.000 Fans ins Warme können. Einige müssen sich dann zudem ein Ticket für einen neuen Platz holen, denn kurzfristig war beim Aufbau der aufwändigen Video- und Licht-Produktion aufgefallen, dass etliche Plätze keinen Blick mehr auf die Bühne boten.
Madonna stimmte erst um 22.10 Uhr die ersten Töne an
Madonnas Anhang nimmt die nutzlose Wartezeit – ohne Vorband oder DJ – überraschend positiv hin. Einige versuchen sich an einer „La Ola“, andere stimmen „Viva Colonia“ an, nur wenige pfeifen oder buhen angesichts dieses Arroganzanfalls. Einem der allergrößten kommerziellen Stars der Musikgeschichte mit 400 Millionen verkauften Tonträgern – nur die Beatles, Michael Jackson und Elvis Presley schafften mehr – verzeiht man sehr viel.
Als dann endlich „Bob the Drag Queen“, Gewinnerin der achten Staffel von RuPaul’s Drag Race, einmal quer durch die Halle marschiert und fragt „Köln, seid ihr bereit für eine geile Show?“, kann das Spektakel beginnen. Es ist schließlich auch schon 22.10 Uhr, als Madonna die ersten Töne von „Nothing Really Matters“ anstimmt – samt Heiligenschein auf dem Kopf auf einer drehenden Bühnentorte.
Die „The Celebration“-Tour ist aus vielen Gesichtspunkten ein Ereignis. Vor weniger als fünf Monaten wurde die Pop-Ikone noch in New York auf eine Intensivstation eingeliefert. Ihr Leben hing nach einer bakteriellen Infektion am seidenen Faden. Gleich zweimal berichtet die 65-Jährige in Köln von diesen Erlebnissen.
Am linken Knie trägt sie eine Bandage und Kinesiotapes, tanzt aber losgelöst und voller Power über die zahlreichen Catwalks und demonstriert so, dass Alter nur eine Zahl ist. „Ich bin so überrascht, dass ich hier bin. Offenbar hatte ich Schutzengel. Ich erzähle euch meine Lebensgeschichte“, plaudert sie nach „Into the Groove“ mit einer Bierflasche in der Hand und stimmt kurz „Causing a Commotion“ in einer A-Capella-Version an.
Noch deutlicher wird sie, als ihre Kinder Teil der Show sind. Erst fährt die 17-jährige Tochter Mercy James mit einem Klavier auf die Bühne und leitet „Bad Girl“ ein. Dann darf die 11-jährige Estere vor ihrer Mutter eine Tanzshow präsentieren. Sohn David (18) spielt Gitarre zu „Mother and Father“. „Meine Kinder sind der Grund, warum ich überlebt habe“, sagt Madonna und stimmt allein mit Akustik-Gitarre den Gloria Gaynor-Hit „I will Survive“ an.
Diese persönlichen, authentischen Momente bilden leider die Ausnahme in einem Show-Spektakel voller Gigantismus und Selbstdarstellung. Madonna-Freaks finden in dem 130-minütigen Tanztheater reichlich Anspielungen auf ihre Karriere und ihr Leben – und viel nackte Haut.
Bei der Präsentation der 40-jährigen Karriere geht es aber nicht um ein Konzert oder gute Live-Musik. Eine Band gibt es nicht, der Großteil ertönt vom Band. Nur ab und zu ist Madonnas Live-Stimme zu hören. Immerhin: Auch die war schon mal dünner.
Hier ein Youtube-Video von Madonnas Auftritt in Köln sehen:
Dem Megastar geht es vielmehr um die großen Botschaften. Als sie bei „Live to tell“ in einem Käfig über die Menge schwebt, erinnert sie an die an Aids gestorbenen Persönlichkeiten wie Keith Haring, Freddie Mercury oder Arthur Ashe. Parolen gegen Homophobie leuchten auf, Weihrauch und zahlreiche Kreuze begleiten „Like a Prayer“. Dann tänzelt die Königin durch drei Boxringe.
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Mit 28 teils nur kurz angespielten Songs gibt es einen satten Querschnitt durch ihr Schaffen, auch wenn natürlich noch immer so viele Knaller wie „Music“, „Frozen“ oder „Take a Bow“ fehlen. Doch immer, wenn unter den Fans etwas Stimmung aufkommt – wie bei „Hung up“ oder „Ray of Light“ – wird der Stecker gezogen, weil Videos eingespielt werden und ein aufwändiger Kostümwechsel ansteht.
Madonna in Köln: Outfits von Miu Miu, Swarovski, Gaultier und Cardin
Madonna-Freaks bekommen etliche Outfits aus der 40-jährigen Karriere zu sehen. Im Tour-Programm sind die Details zu erfahren. Die Stiefel sind von Miu Miu, der Schmuck von Swarovski, die Jacke von Jean-Paul Gaultier, die Sonnenbrille von Pierre Cardin. Wer da bemängelt, dass das alles doch nichts mehr mit einem Live-Konzert zu tun hat, versteht den Madonna-Kosmos nicht.
Am Donnerstagabend steht die zweite Madonna-Show in Köln an. Noch gibt es Karten für die Lanxess-Arena. Die Fans sollten sich nicht zu früh auf den Weg zur Halle machen.