Es klingt wie aus einem schlechten Film: Die Kölnerin Paula Hilsemer (93) wechselte ihren Gasanbieter, obwohl sie das gar nicht wollte.
„Kann jedem passieren“Kölnerin (93) wechselt ihren Gasanbieter – ohne, dass sie es merkt
Paula Hilsemer ist 93 und topfit. Der Kölnerin kann man so leicht nichts vormachen. Vor drei Jahren hat sie sogar eine Trickbetrügerin in die Flucht geschlagen.
Doch jetzt ist ihr etwas passiert, wo vor sie andere warnen will. Die 93-Jährige soll auf eine miese Masche zweier Verkäufer reingefallen sein, die ihr an der Haustür einen neuen Gasvertrag unterjubeln wollten. Die Kölnerin lehnte ab. Doch zwei Wochen später kam das böse Erwachen.
Kölnerin (93) schildert Haustür-Aktion und die Folgen
„Das war ein Pärchen, die hatten hier geklingelt. Dann haben sie mich bearbeitet, so geschickt, dass ich nicht gemerkt habe, dass die mich abwerben wollten“, erzählte Paula Hilsemer am 28. November 2023 gegenüber EXPRESS.de.
Sie habe aber ausdrücklich gesagt, dass sie bei ihrem jetzigen Versorger, der Rheinenergie, bleiben wolle. Daraufhin hätten die beiden ihr ein Tablet hingehalten. „Sie baten mich, dort meinen Namen zu schreiben, als Nachweis, dass sie bei mir gewesen seien“, so die 93-Jährige aus Köln-Mülheim.
Für sie sei es dann erledigt gewesen. Bis rund 14 Tage später ein Schreiben von der Rheinenergie im Postkasten lag – die äußerte darin ihr Bedauern, dass Paula Hilsemer gekündigt habe und bestätigte die Vertragsaufhebung.
93-jährige Kölnerin wechselt unwissentlich ihren Gasanbieter
„Da fiel mir das wieder mit den beiden Burschen ein“, erzählte die Rentnerin. Und ihr wurde klar, dass sie mit ihrer Unterschrift unwissentlich einem Wechsel zu einem Gasanbieter aus Ostdeutschland zum 1. Dezember 2023 zugestimmt hatte.
Paula Hilsemer reagierte umgehend. Sie legte gegen die Kündigung bei der Kölner Rheinenergie Widerspruch ein und kündigte den neuen Vertrag. Dazu schrieb sie, dass der Neuvertrag „irrtümlich an der Haustür abgeschlossen“ worden sei – „durch eine betrügerische, überlistete Zustimmung zur Kündigung“ ihres bisherigen Vertrages.
Kölnerin vor drei Jahren bereits im Visier von Trickbetrügerinnen
„Ich möchte alle warnen, weil das jedem passieren kann“, erklärte die 93-Jährige, die bereits vor drei Jahren ins Visier von Trickbetrügerinnen geraten war. Zwei Frauen hätten bei ihr geschellt und auf Englisch gefragt, wo der Wiener Platz sei. Plötzlich sei eine der beiden in ihrer Wohnung gewesen.
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„Ich wunderte mich, warum die Schlafzimmertür zu war – da stand sie vor dem Spiegel und hatte meine Schmuckkassette in der Hand. Ich hab sie gepackt und rausgeschmissen“, erinnerte sich die resolute Kölnerin.
Nach Kündigung und Widerspruch: Keine Antwort von Gasanbietern
Nach dem aktuellen Vorfall hat der Mann ihrer Cousine, Karl Donner (74), nun das Namensschild an der Klingel erneuert. Denn das war handschriftlich und bereits vergilbt – für Betrüger und Betrügerinnen möglicherweise ein Zeichen, dass dort ein älterer Mensch wohnt, der ein leichtes Opfer sein könnte.
Der 74-Jährige unterstützte Paula Hilsemer auch bei den Schreiben an die beiden Gasanbieter. „Das Ganze ist kurios, keiner hat bislang geantwortet“, sagte er Ende November gegenüber EXPRESS.de. Zumal die Zeit drängte, der vermeintliche Wechsel kurz bevorstand.
Nach unwissentlichem Gaswechsel: Glückliches Ende für Kölnerin (93)
EXPRESS.de bat daher die betroffenen Energieversorger um Klärung. Auch, ob unlautere Methoden zur Neukundengewinnung bekannt sind. Noch am Nachmittag desselben Tages meldete sich die Rheinenergie. Laut Pressesprecherin Juliane Wildermann sei der neue Vertrag rückabgewickelt worden.
„Die Kundin muss sich diesbezüglich keine Sorgen machen, das ist geklärt. Ihre Gasversorgung bleibt durchgehend weiter bei der Rheinenergie“, so Juliane Wildermann.
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Der ostdeutsche Gasanbieter, bei dem es sich um Mitgas handelt, hatte den „neuen“ Vertrag der 93-jährigen Kölnerin storniert. „Was das Zustandekommen des Vertragsabschlusses betrifft, so nehmen wir die Beschwerde sehr ernst“, erklärte Pressesprecherin Cornelia Sommerfeld. Mitgas arbeite deutschlandweit mit Dienstleistern zusammen, die in ihrem Auftrag Energielieferverträge anbieten.
Sprecherin Sommerfeld: „Die von der Kundin geschilderte Art und Weise ist unseriös und auf keinen Fall eine von uns autorisierte oder unterstützte Methode. Wir haben Kontakt zu dem Dienstleister aufgenommen und prüfen die Hintergründe, um solche Fälle in Zukunft auszuschließen.“