MissbrauchsfälleVorwürfe gegen Erzbischof Heße: Schwere Fehler während Kölner Zeit?

Fulda: Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, kommt zu der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße muss vor dem Kölner Landgericht aussagen. Auf dem Foto ist er in Hessen am 20. September 2021 zu sehen.

Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße muss am Dienstag (18. Januar 2021) vor dem Kölner Landgericht im Missbrauchsprozess aussagen.

Schwere Vorwürfe gegen den Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Wähend seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln soll er Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gemacht haben. Jetzt wird er zu dem Umgang mit einem der mutmaßlichen Täter vor Gericht befragt.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagt am Dienstag (18. Januar 2022) als Zeuge in einem Missbrauchsprozess am Landgericht Köln aus.

Kölner Landgericht: Erzbischof Heße als Zeuge im Missbrauchsprozess

Heße war 2010 als Personalchef des Erzbistums Köln mit dem Fall eines Priesters befasst, der jetzt wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht steht.

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Bei der Befragung Heßes könnte es auch darum gehen, ob die Kirchenführung weitere Missbrauchstaten des Mannes hätte verhindern können.

Kölner Missbrauchsprozess: Priester wurde 2010 von Nichte angezeigt

2010 war der heute 70 Jahre alte katholische Priester schon einmal von einer seiner Nichten angezeigt worden, aber nach einiger Zeit wurden die Anschuldigungen zurückgezogen.

Das Erzbistum Köln übernahm daraufhin die Hälfte seiner Anwaltskosten und setzte den Priester erneut ein. Er hatte wieder mit Kindern zu tun und soll erneut Missbrauch begangen haben.

Heße bestreitet Vorwürfe: „Nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt“

Heße bestreitet, damals als Personalchef des Erzbistums Köln etwas vertuscht zu haben.

„Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, um jedem Fall gerecht zu werden“, beteuerte er 2020 in einem Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.

Köln: Woelkis Gutachten wirft Stefan Heße 11 Pflichtverletzungen vor

In einem vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in Auftrag gegebenen Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke waren Heße im vergangenen Jahr elf Pflichtverletzungen bei der Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch während seiner Kölner Zeit angelastet worden.

Dabei ging es um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.

Heße bot daraufhin seinen Rücktritt an, doch Papst Franziskus beließ ihn im Amt. Zwar sah auch er „Mängel in der Organisation und Arbeitsweise des Erzbischöflichen Generalvikariates sowie persönliche Verfahrensfehler Heßes“. Das Gutachten habe aber nicht ergeben, dass diese Fehler „mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen“, urteilte der Papst.

Köln: Prozess seit November 2021 –schockierende Einzelheiten

Gutachter Gercke hatte die Akten des Erzbistums Köln ausgewertet und war dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass es immer wieder Bestrebungen von einzelnen Verantwortungsträgern gegeben habe, Fälle sexuellen Missbrauchs nicht öffentlich werden zu lassen. Man sei bestrebt gewesen, sie nicht an „die große Glocke“ zu hängen, um Reputationsschaden von der Kirche abzuwenden.

Der seit November laufende Strafprozess vor dem Landgericht Köln hat bereits schockierende Einzelheiten des mutmaßlichen Missbrauchs zutage gefördert. Mehr als 30 Mal soll der angeklagte Priester allein seine Nichten missbraucht haben, als sie bei ihm zu Besuch waren. Die damals zwischen 7 und 13 Jahre alten Mädchen hatten regelmäßig einzeln bei ihrem Onkel übernachtet.

Zudem soll der Geistliche im Jahr 2011 während seiner Zeit als Krankenhausseelsorger in Wuppertal eine Elfjährige missbraucht haben, die mit ihrer Freundin bei ihm zu Besuch war. In den Zeugenvernehmungen vor Gericht ergaben sich darüber hinaus Hinweise auf weitere Übergriffe. (dpa)