NagelbombenanschlagSo läuft das Kölner „Birlikte“-Fest – Rechtsanwalt mit brisantem Vortrag

Tausenden Menschen drängen beim Kulturfest „Birlikte“ zum Gedenken an den vermutlich von der NSU vor zehn Jahren verübten Nagelbombenanschlag in Köln durch die Keupstraße.

Das „Birlikte“-Fest findet am Sonntag (9. Juni 2024) in Köln-Mülheim statt. Das Foto wurde 2014 aufgenommen.

In der Keupstraße findet am Sonntag das Kulturfestivals „Birlikte“ statt. Dieses Highlights werden erwartet.

von Ayhan Demirci  (ade)

Die Keupstraße lebt! Am 20. Jahrestag des Terroranschlags des NSU (9. Juni 2024), steigt zum Gedenken an den Anschlag und als Zeichen der Solidarität eine Neuauflage des Kulturfestivals „Birlikte“ – und die ganze Stadt ist eingeladen nach Mülheim.

Musik, Darbietungen, Diskussionsrunden, gemeinsamen Essen und Trinken – und er ist mit dabei: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als höchster Repräsentant der Bundesrepublik.

„Birlikte“-Fest in Köln: Mit Kasalla, Brings und Co.

Auf der Open-Air-Bühne an der Keupstraße wird zwischen 12 und 22 Uhr Uhr ein vielfältiges Programm geboten – den Start macht der Interkulturelle Chor unter Leitung von Mehmet Akbas. Später folgen viele namhafte Künstler.

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Brings und Kasalla, Eko Fresh und die Paveier, der Jugendchor St. Stephan und die Bläck Fööss, Carolin Kebekus und Mitglieder des Stunksitzungsensembles, Jürgen Becker und Wilfried Schmickler und viele andere mehr sind dabei.

Das Foto vom 9. Juni 2004 zeigt die Zerstörung kurz nach dem Anschlag auf der Keupstraße.

Das Foto vom 9. Juni 2004 zeigt die Zerstörung kurz nach dem Anschlag auf der Keupstraße.

Neben dem Bundespräsidenten wird auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. Auf der großen Bühne kommen Opfer des rassistischen Anschlags zu Wort, Jugendliche berichten von ihren Alltagserfahrungen, es wird eine Performance zum geplanten Mahnmal an der Keupstraße geben.

Zum Mahnmal findet außerdem ein Werkstattgespräch statt und eine Ausstellung, bei der eine Vorabversion des digitalen Teils der Erinnerungsstätte gezeigt wird (beides in der Keupstraße 32, „Kuaför“, das Mahnmal wird außerdem im Foyer des Schauspiels gezeigt).

Hier lesen: Meral Sahin warnt nach NSU-Terror: „Viele deutsche Freunde haben das lange verleugnet“

Auch im Schauspiel im ehemaligen Carlswerk steht der Tag ab 12.30 Uhr mit verschiedenen Podiumsgesprächen ganz im Zeichen von „Birlikte“ (türkisch für „gemeinsam“).

Einen Schwerpunkt setzen hier unter der Fragestellung „Wie bewegt man eine Stadt? Über die Kraft der Veränderung in Köln-Mülheim durch die große Kunst der Nachbarschaft“ der Autor und Publizist Navid Kermani, Meral Sahin, die Vorsitzende der IG Keupstraße, der Autor und Regisseur Nuran David Calis und der scheidende Schauspielintendant Stefan Bachmann (im Depot 1).

Im „Café Istanbul“ im Carlsgarten gibt es Live-Musik, DJs, Essen und Trinken und ein Backgammonturnier. Im „Club Volta“ des Carlswerks erinnern Gamze Kubasik und Semiya Simsek an ihre Väter, die durch die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ermordet wurden – und sie sprechen von den Falschbeschuldigungen der ermittelnden Behörden, denen sie viele Jahre hilflos ausgesetzt waren (13 Uhr).

Um 15 Uhr folgt das politische Kabarett „Ehrlich gesagt“ – die „kabarettistische Reinigung des schlechten Gewissens“ von und mit Aydin Isik.

Kölner Rechtsanwalt Eberhard Reinecke mit brisantem Vortrag

Weitere interessante Schauplätze sind das „Café Paradies“ (Keupstraße 64, u.a. mit einer Fotoausstellung mit Keupstraßenbildern aus den frühen 80er Jahren) und das Restaurant Damla (Keupstraße 82) mit mehreren wichtigen politischen Aspekten zum Anschlag – hier hält zum Beispiel der Kölner Rechtsanwalt Eberhard Reinecke einen brisanten Vortrag: „Die Ermittlung der örtlichen Unterstützer des NSU in Köln ist notwendig.“ (12 Uhr).

Autofahrende sollten am Sonntag einen großen Bogen um den Stadtteil Mülheim machen. Mehrere Bereiche wie die Keupstraße sind für den Verkehr komplett gesperrt.