Polizei „räumt“ aufGroße Razzia: Kölner Veedel ist Kriminalitäts-Brennpunkt

Der Wasserturm in Kalk im Hintergrund das Polizeipräsidium und die Severinsbrücke.

Blick auf den Wasserturm in Kalk, dahinter das Polizeipräsidium Köln, aufgenommen am 2. Juni 2021: Das rechtsrheinische Veedel gilt laut Polizei als Kriminalitäts-Brennpunkt.

Die Kölner Polizei und weitere Behörden haben bei einer Groß-Razzia einen Kölner Kriminalitäts-Brennpunkt unter die Lupe genommen. Dabei wurden zahlreiche Verstöße geahndet.

von Jan Wördenweber  (jan)

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Veedels werden es wahrlich nicht gerne hören. Doch die Zahlen der Kölner Polizei sprechen eine eindeutige Sprache: Das Zentrum von Köln-Kalk gilt für die Ermittler als Kriminalitäts-Brennpunkt.

Das belegte jetzt einmal mehr eine groß angelegte Razzia, wie die Polizei Köln am Donnerstag (17. Februar) mitteilte.

Polizei Köln: Große Razzia in Kalk

Dabei wurden der Behörde zufolge mehr als 100 Personen überprüft. Eine Vielzahl von Verstößen wurde geahndet, wie die Polizei auflistet.

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  1. Neben 16 Dosen unverzolltem Shisha-Tabak wurden kleine Drogenmengen in Verstecken im Freien gefunden.
  2. In einem Gebäude wurde ein illegales Glücksspielgerät sichergestellt.
  3. Mitarbeitende des Ordnungsamts leiteten Verfahren gegen Gaststättenbetreiber wegen fehlender Konzessionen zum Alkoholausschank, Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung sowie gegen Vorgaben zum Nichtraucherschutz ein.
  4. Ein Restaurant musste wegen einer fehlenden Baugenehmigung auf Anordnung der Bauaufsicht schließen.
  5. Mitarbeiter des an der Razzia ebenfalls beteiligten Umweltamts versiegelten einen Shisha-Ofen, weil keine sogenannte Feuerstättenbescheinigung vorlag.
  6. Auch das Kassen- und Steueramt war an der Razzia beteiligt. Mitarbeiter vollstreckten offene städtische Forderungen in einer Größenordnung von mehreren tausend Euro und pfändeten ein Auto.

Grund für die Razzia waren zuletzt steigende Zahlen beim Diebstahl sowie laut Polizei Erkenntnisse, dass reisende Tatverdächtige aus Algerien in Kalk Unterschlupf finden. Nicht nur dort würden Diebstähle begangen, auch sei das rechtsrheinische Veedel Ausgangspunkt für Diebestouren in der Innenstadt.

Günther Korn von der Projektgruppe Taschen- und Trickdiebstahl bestätigt eine rasante Zunahme von Tatverdächtigen aus Algerien: Bis einschließlich Juli 2021 waren es sieben Festnahmen, von August bis Dezember 35.

Polizei Köln: Immer mehr Tatverdächtige aus Algerien

„Die Festgenommenen treten nicht nur als Taschendiebe auf. Sie begehen auch Gepäckdiebstähle und nutzen die ganze Bandbreite der bekannten Tricks, um Menschen zu bestehlen“, sagt der Leiter des Kriminalkommissariats 73.

Seine Kollegen, die für die Kfz-Kriminalität zuständig sind, bestätigen die Erkenntnisse: So wurden zuletzt immer mehr Trickdiebstähle registriert. Dabei werden Autofahrer aus ihrem Wagen gelockt, während ein Mittäter Gepäck daraus klaut.

Taschendiebstahl aus Handtasche in Köln

Nach Polizeiangaben haben es die aus Algerien stammenden Tatverdächtigen unter anderem auf Taschendiebstähle abgesehen. Unser Symbolfoto wurde 2020 in Köln aufgenommen.

Nach Polizeiangaben wurden Anfang des Jahres zwei algerische Diebe in Vingst festgenommen. In einer Wohnung stellten die Ermittler mehr als 313 Gegenstände sicher. Davon konnten bereits mehr als 50 Smartphones, Tablets, Laptops, Kreditkarten und Gepäckstücke konkreten Diebstählen zugeordnet werden.

Zudem wurden 40 DHL-Versandquittungen für Pakete nach Algerien gefunden. Der Verdacht: Die Hehlerware war für den Versand bestimmt.

Ebenfalls gelang es der Polizei, 34 Opfer zu ermitteln, die bei ihren Köln-Besuchen bestohlen worden waren. Unter anderem bekam ein Mann in den USA so einen Koffer mit Messtechnik im Wert von 25.000 Euro wieder.

Was die Beamten inzwischen alles sichergestellt haben, gleicht einem Gemischtwaren-Laden: 36 Handtaschen, acht Koffer, 27 Smartphones, 15 Laptops/Tablets, zehn Kfz-Schlüssel, 19 Kopfhörer, 26 Rucksäcke, 16 Geldbörsen, 17 Sonnenbrillen, diversen Schmuck, Uhren und IT-Zubehör.

Die Polizei weist darauf hin, dass sich mögliche Opfer mit Eigentumsnachweis und gegebenenfalls mit dem Aktenzeichen der Anzeigenerstattung per Email an kk74.koeln@polizei.nrw.de wenden können.

Unabhängig von der Razzia konnten die Ermittler am Mittwochnachmittag (9. Februar) zwei aus Algerien stammende Männer (27, 29) festnehmen. Sie hatten zuvor einer Frau auf dem Friesenwall das Smartphone aus einer Tasche gestohlen. Nach Polizeiangaben soll das Duo auch für vier weitere Diebstähle am Hauptbahnhof und am Deutzer Bahnhof verantwortlich sein.

Und: Laut Polizei gibt es Verbindungen zu den Tatverdächtigen zu der Wohnung auf der Homarstraße. Gegen den 27-Jährigen liegt zudem ein Haftbefehl des Amtsgerichts Freiburg wegen Taschendiebstahls vor. Für die Kölner Ermittler ein weiterer Beleg für ihre Annahme, dass es sich bei vielen Tatverdächtigen um reisende Diebe handelt.