Nach Rassismus-EklatsZeichen aus Köln: WDR denkt umstrittenen Hollywood-Klassiker neu
Köln – In Sachen Aufarbeitung von Rassismus hat der WDR zuletzt kein glückliches Händchen bewiesen. Doch nach dem Streit um „Die letzte Instanz” und dem „Blackfacing”-Vorwurf in einem Karnevals-Special setzt der Kölner Sender in Sachen Rassismus nun ein wichtiges Zeichen. Mit einer neuen Version eines Hollywood-Klassikers.
- WDR präsentiert Hörspiel-Version von „Vom Winde verweht”
- Hollywood-Klassiker aus Sicht einer Versklavten erzählt
- 16 Teile gehören zu Rassismus-Schwerpunkt
Vom Winde verweht: WDR präsentiert neue Version des Hollywood-Klassikers
Zunächst geriet Ende Januar der TV-Talk „Die letzte Instanz” in die Schlagzeilen, bei dem nur „Nicht-Betroffene” wie Janine Kunze oder Thomas Gottschalk über Rassismus diskutierten. Dann hatte es Mitte Februar einen öffentlichen Aufschrei wegen eines Karnevals-Specials gegeben, bei dem Kritiker einen Fall von „Blackfacing” anprangerten. Der WDR entschuldigte sich und reagierte mit einer Hinweistafel, die die Bilder überdeckte.
Jetzt schickt der Kölner Sender ein Zeichen in die Welt: Im Rahmen eines Themenschwerpunkts Rassismus hat der WDR den Hollywood-Klassiker „Vom Winde verweht” künstlerisch ganz neu aufarbeiten lassen.
Vom Winde verweht: Film von 1939 geriet stark in die Kritik
Der Film von 1939 war wegen rassistischer Vorurteile und der problematischen Darstellung von Sklaverei mit den Jahrzehnten zunehmend massiv in die Kritik geraten.
Die Hörspiel-Version „Vom Wind verweht – Die Prissy Edition” verklärt Rassismus und Sklaverei nicht mehr, sondern wird sogar aus der Perspektive von Kindermädchen Prissy erzählt, die in dem originalen Südstaaten-Epos nur eine Nebenrolle einnimmt. Autorin Amina Eisner hat dem Hollywood-Klassiker einen komplett neuen Anstrich verpasst.
WDR mit 16 Teilen bei neuem Hörspiel
16 Teile á 30 Minuten sind entstanden, die bei WDR 3 ab Montag (8. März) bis zum 1. April immer von Montag bis Donnerstag im Abendprogramm laufen werden. Auch auf WDR 4 und im virtuellen WDR-Hörspiel-Speicher werden die Folgen zu hören sein.
WDR-3-Programmchef Matthias Kremin: „Kaum etwas hat unser Bild von den Südstaaten und dem amerikanischen Bürgerkrieg so sehr geprägt wie 'Vom Winde verweht'. Gleichzeitig stehen Roman und Film für einen verklärenden, romantisierenden Blick auf Sklaverei und die Fortschreibung rassistischer Stereotype. Wir möchten die Chance, die dieser massenattraktive Stoff bietet, nutzen, um möglichst vielen Menschen die Symptome und Strukturen bewusst zu machen, in denen uns historischer und aktueller Rassismus begegnet.“
Anlässlich des Themenschwerpunkts Rassismus soll die Ausstrahlung des Hörspiels durch verschiedene Gespräche und Features zum Thema ergänzt werden, so der Sender. (tw)