Einen Tag nach Peter Maffay hat Schlager-Star Roland Kaiser das Kölner Stadion erobert. Bei seinem Konzert zum 50-jährigen Bühnenjubiläum präsentierte er 50 seiner Titel. Einen davon hat er ewig nicht gespielt.
50 Jahre – 50 HitsRoland Kaiser überrascht in Köln mit altem Klassiker – Fans zünden sogar Bengalos
Das Legenden-Wochenende von Müngersdorf erlebte am Samstagabend (13. Juli 2024) gleich den nächsten Höhepunkt. Dass das Rhein-Energie-Stadion mit 42.000 Fans zum Schlager-Tempel wird, das ist doch ein Novum. Im Innenraum war sogar noch genug Platz, sodass Hunderte Discofox tanzen konnten.
Einen Tag, nachdem Peter Maffay (74) in Köln Abschied von der großen Bühne genommen hatte, feierte Roland Kaiser (72) sein Jubiläum. 50 Jahre Erfolg als Schlager-Ikone würdigte er mit einer Show mit 50 Hits aus seinem großen Repertoire.
42.000 Fans feiern 50 Hits von Schlager-Ikone Roland Kaiser
Der „König der ZDF-Hitparade“ – 67-mal war er dort zu Gast, keiner trat häufiger auf – schummelte nicht. „Wenn ich 50 Titel komplett singen würde, dann könnt ihr hier schlafen“, sagte er zwar. Aber durch drei Medleys schaffte er wirklich 50 Titel. Sein allererster, „Was ist wohl aus ihr geworden?“, war noch nicht mal darunter.
„50 Jahre, das klingt vielleicht nach Arbeit und Stress. Für mich war es aber viel Freude und Glück“, sagte er. „Ein halbes Jahrhundert Musik machen zu können, ist ein Geschenk, dass ihr mir macht“. Und nach über zweieinhalb umjubelten Stunden kündigte er schon an: „Wenn man 50 Jahre so feiern kann, will man auch die 60 Jahre feiern“.
Wie schon tags zuvor gab es erneut Probleme bei der Anreise zum Stadion und lange Staus, doch gut 20 Minuten nach dem Beginn hatten alle ihre Plätze erreicht. Das Publikum im Innenraum wurde zudem noch einmal von einem Schauer durchnässt, doch das konnte die wilde Schlager-Sause nicht stoppen.
Die Fans hingen wie immer an seinen Lippen. Mit seiner Musik erreicht der Wahl-Münsteraner seit einem halben Jahrhundert die Menschen. Das Konzert war nicht nur eine Zeitreise durch die Jahrzehnte. Auch neuere Songs wie die aktuelle Single „Mein Geheimnis“ wurden gefeiert. „Wie gut, dass niemand weiß, du bist mein Geheimnis. Wie gut, dass niemand es ahnt, was wir so machen, ganz heimlich“, heißt es darin.
Der Mann, der den Schlager hemmungslos erotisierte, versteht es wie kein Zweiter, eindeutig, zweideutige Texte zu schreiben. Dabei gibt es ein Leitthema: „Gegen die Liebe kommt man nicht an“, „Lieb mich ein letztes Mal“, „Dich zu lieben“, „Ich hab dich 1000 mal geliebt“, „Sag ihm, dass ich dich liebe“. Er ist der Meister darin, „über die schönste Nebensache der Welt“, wie er es selbst nennt, zu singen.
Mit dem Song „Liebe kann uns retten“ setzte er mit dem Publikum, das weiße Taschentücher als Symbol des Friedens schwenkte, aber auch ein Statement gegen den Hass in der Welt. Kaiser singt, dass das Gute gewinnen kann, wenn man zusammenhält, und löste damit bei vielen Menschen starke Emotionen aus.
Ein Titel tauchte nach einer Ewigkeit mal wieder auf der Setliste auf. 1977 brachte Kaiser die Single „Sieben Fässer Wein“ heraus. Das Lied wurde schnell ein Hit und blieb beeindruckende 22 Wochen in den deutschen Charts. Dabei wurde der Song ursprünglich für den Schlagersänger Rex Gildo (†63) komponiert. Doch der erschien nicht zur Aufnahme im Studio, da wählten die Produzenten schnell Kaiser als Ersatz und veröffentlichten das Lied, ohne ihn vorher zu informieren.
„Ich habe 600 Titel aufgenommen. Mit allen war ich fein. Aber das war immer ein Lied, vor dem ich mich gesträubt habe, das passte nicht zu mir. Aber beim Jubiläum zu 50 Jahren musste ich es spielen“, erklärte der Sänger im EXPRESS.de-Gespräch. „Wir haben wochenlang zusammengesessen, um eine Lösung zu finden, damit der Titel nicht verstaubt klingt. Am Ende klingt ‚Sieben Fässer Wein‘ nun wie bei Ed Sheeran. In der Version geht es für mich.“
Das Publikum sang begeistert mit – auch die jungen Menschen. „Ich frage mich, wie das geht. 77 ist das gesungen worden, kennt ihr das wirklich, das Lied?“, grinste der Sänger ein wenig ungläubig.
Mit einem Titel erinnerte er sich an seine Anfänge. Der Elvis-Klassiker „In the Ghetto“ hatte eine große Bedeutung. „Für mich war der Song so wichtig, weil er es war, mit dem ich mich bei meinem ersten Produzenten vorgestellt, und daraufhin meinen Künstlervertrag unterzeichnet habe. Und deswegen sitze ich heute auch hier“, erklärte Roland Kaiser.
Zum großen Finale verwandelte Kaiser mit „Schach matt“, „Kurios“, „Extreme“, „Du, deine Freundin und ich“, „Joana“ und „Warum hast du nicht Nein gesagt?“ das Stadion endgültig zur Großraumdisco.
Zwei Fans im Innenraum gingen endgültig die Emotionen durch. Sie zündeten Bengalos und wurden prompt vom Ordnungsdienst aus dem Stadion geführt. „Immer diese Schlager-Ultras“ und „War das jetzt die Wilde Horde?“, lauteten einige der witzigen Kommentare der Umstehenden.
Traditionell endete der Abend im Handy-Lichtermeer und der Botschaft: „Bis zum nächsten Mal“. Denn im Gegensatz zu Maffay hat der Kaiser weiter Lust auf solch gigantische Konzert-Erlebnisse.
Im Vorprogramm hatte übrigens Popsänger Georg Stengel (30) einen Kurz-Auftritt. Der wusste, wie man sich in Köln Freunde macht und stimmte „Wenn et Trömmelche jeit“ an. „Das geht nur hier“, sagte der Wahl-Berliner. „Ich habe mein Herz an Köln verloren.“