Corona-PartysSchaafenstraße: Kölner Verhalten zeigt, wie sehr das Virus uns spaltet

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In beiden Nächten des vergangenen Wochenendes musste das Ordnungsamt der Stadt Köln die Schaafenstraße räumen.

von Thomas Werner  (tw)

KölnErst der Stadtgarten, dann die Schaafenstraße: Kölner Party-Hotspots haben an den beiden vergangenen Wochenenden für Schlagzeilen gesorgt: mit Menschenmassen und Freiheit, aber ohne Mindestabstand und Verantwortung. Das Verhalten der Menschen, aber auch die Reaktionen darauf, zeigen einen tiefen Riss in der Gesellschaft – und ein Dilemma der Politik, meint unser Autor. Der EXPRESS-Kommentar.

Schaafenstraße in Köln: Corona-Party an Hotspot in der City

Erinnern Sie sich noch an den Hashtag #flattenthecurve? Ja, es wirkt, als wäre es Jahre her. Doch das war mal – zu Beginn von Corona – der erste, aus heutiger Sicht fast niedliche, Versuch, dem unsichtbaren Feind beizukommen. Als wir noch dachten, bis zum Sommer 2020 sind wir das Thema wieder los. Und Gesetze bzw. Verordnungen zum Schutz der Allgemeinheit vor dem Virus? So weit wird es nicht kommen. Nun, wir lagen falsch.

Aber: #flattenthecurve hatte eine Botschaft. Der Hashtag stand für etwas. Nämlich, erstens, für Gemeinsamkeit. Das Virus bekämpfen wurde zur gemeinsamen Aufgabe. Wenn der Feind – nicht wie früher mit Schwert oder Panzer, aber trotzdem – vor der Tür steht, rückt man halt zusammen.

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Corona in Köln: Am Anfang handelten wir noch eigenverantwortlich

Und zweitens, fast noch wichtiger, für Verantwortlichkeit im eigenen Handeln, ohne dass eine Einwirkung von außen (Gesetze, Polizei, Verbote etc.) nötig sein musste. #flattenthecurve war der laute Appell an gemeinsames, verantwortliches Handeln. Kontaktverbote, Ausgangssperren? Damals noch kein Thema. Die Kurve muss flacher werden, dann sehen wir weiter. Aber zusammen.

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Leider ist der Trend mittlerweile ein ganz anderer. Von „gemeinsam” ist nicht mehr viel übrig geblieben. Positionen haben sich verhärtet. Köln und ganz Deutschland ist stark polarisiert worden. Zwischen den selbst ernannten „Freiheitskämpfern”, die sich von Corona und der Politik nichts mehr vorschreiben lassen wollen, und den vermeintlichen „Blockwarten”, die auf die Gesetze und Verordnungen pochen, ist von „Gemeinsam gegen das Virus” nicht mehr viel übrig geblieben.

Party an der Schaafenstraße: Die Positionen haben sich verhärtet

Es sind zwei klare Positionen, die mehrere Probleme mit sich bringen: Zum einen ist ein Kompromiss, also quasi eine Rückkehr zum Start, fast unmöglich. Zum anderen schaukelt sich die Situation fast automatisch weiter hoch. In Köln werden weitere Feiern über kurz oder lang die Sperrung weiterer öffentlicher Plätze nach sich ziehen.

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Zweimal ließ die Stadt Köln die Schaafenstraße am Wochenende räumen.

Die Folge: Die Feiernden fühlen sich von Politik, Polizei und Ordnungsamt weiter in ihrer Freiheit beschnitten, reagieren aggressiver und trotziger. Und: Die Masse wird nicht kleiner, verteilt sich aber auf weniger Plätze. Das kann ja in Corona-Zeiten auch nicht die Lösung sein.

Schaafenstraße in Köln: Ein Dilemma für die Politik

Wenn es schlecht läuft, steuern wir dann tatsächlich auf einen zweiten Ausbruch hin. Und dann sind die, die sich jetzt schon „eingesperrt” fühlen, am Ende wirklich in der Freiheit beschränkt. Durch verzweifelte, härtere Maßnahmen der Politik. Ein Pulverfass, das das Dilemma der Kölner Entscheidungsträger zeigt.

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Corona hat Köln gespalten. Das zeigt die Entwicklung der letzten Wochen. Wie tief der Riss sein wird, hängt davon ab, wie sich die Zahlen entwickeln und ob es einen zweiten Ausbruch des Virus gibt.

Doch für den richtigen Weg sind natürlich nicht nur Politik, Polizei und Ordnungsamt gefragt, sondern auch die Feiernden, die offenbar die Krise für längst überwunden halten. Ein kleiner Schritt zurück zum „Geist” von #flattenthecurve würde uns allen gut tun.