Sprit-Wahnsinn in KölnAngst vor dem Drei-Euro-Hammer – „Macht bis Sonntag die Depots voll“

Spritpreise bei der Shell auf der Kölnerstraße in Porz-Ensen

Die Spritpreise in Köln und NRW schnellen derzeit in die Höhe. EXPRESS.de hat diesbezüglich eine Tank-Umfrage gemacht. Unser Foto wurde am 10. März in Köln-Porz aufgenommen.

Die Spritpreise steigen von Tag zu Tag, hinter vorgehaltener Hand wird angesichts der dramatischen Entwicklung in Russland und der Ukraine befürchtet, die Kosten für den Liter Sprit könnten sogar die 3-Euro-Marke knacken. Wo soll das hinführen? EXPRESS.de hat sich an Kölner Tankstellen umgehört.

von Ayhan Demirci  (ade)Alexandra Miebach  (mie)

An der „bft“-Tanke an der Friedrich-Karl-Straße in Köln-Niehl hat der zweifache Familienvater Mehmet Gölükcetin (40) seinen Fiesta für 50 Euro betankt - und nur 23 Liter E10 dafür bekommen: „Es wird immer schlimmer. Ich überlege, das Auto abzuschaffen. Ich pendle zur Arbeit nach Troisdorf. Ich habe mindestens 200 Euro Fahrkosten im Monat. Das ist zu viel.“

Er zeigt einen aktuellen Whatsapp-Chat, ein Freund hat unter das Foto einer Preissäule geschrieben: „Macht bis Sonntag die Depots voll. Benzin und Diesel werden 3 Euro erreichen.“

Köln: Spritpreise schnellen in die Höhe – der Tankstellen-Check

Insgesamt, klagt Mehmet Gölükcetin, sei das Leben deutlich teurer geworden, die Familie überlege auch, den gebuchten Türkei-Urlaub zu stornieren.

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10.03.2022, Köln: Benzinpreis auf dem Allzeithoch. Mehmet Gölükcetin. Foto: Max Grönert

Die Spritpreise sind derzeit auf einem Rekordhoch. Mehmet Gölükcetin aus Köln überlegt aus gegebenem Anlass sogar, den Sommerurlaub zu verschieben.

Der kaufmännische Angestellte Alexander J. (62) ist Smart-Fahrer - dass der Literpreis seit zwei Wochen täglich um fünf Cent gestiegen ist, nimmt er mit Galgenhumor: „Ich tanke mein Auto voll, dann ist es doppelt so viel wert“, schmunzelt er - und wird dann bitterernst: „Den wahren Preis zahlen die Menschen in der Ukraine.“

Autofahrer Alexander J. beim Tanken an einer Kölner Tankstelle.

Autofahrer Alexander J. beim Tanken an einer Kölner Tankstelle.

Sprit-Desaster: Immer mehr Kölner steigen auf Fahrrad und ÖPNV um

Szenenwechsel zur anderen Rheinseite. Der Tankwart einer Shell-Tanke in Porz berichtet von Sorgen und Frust vor allem der Pendler, die täglich z. B. nach Aachen oder Düsseldorf fahren: „Viele sagen, dass sie Angst davor haben, wie hoch die Preise in den nächsten Tagen und Wochen noch gehen, und sprechen davon, aufs Fahrrad umzusteigen. Aber das geht ja nicht immer.“

Autofahrerin Lisa K. aus Köln zieht die Option für sich in Betracht: „Ich tanke schon E10, aber wenn das so weitergeht, werde ich bald mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren müssen.“ Ihre Beifahrerin Sina H. wollte sich eigentlich bald ein Auto kaufen: „Das überlege ich mir jetzt noch mal. Zum Glück bin ich noch in der Ausbildung, habe ein Azubi-Ticket und kann auch mit der Bahn fahren.“

Friseurmeisterin Nadine S. lebt im Rhein-Sieg-Kreis, hat ihren Laden in Köln. Die 30 Kilometer Arbeitsweg fährt sie täglich mit dem Auto. Sie tankt Super Plus. „Es ist eine bodenlose Frechheit, dass der Preis im Moment so hoch ist, zumal der Rohpreis ja viel geringer ist. Klar, der Staat muss auch etwas verdienen, aber bald kann sich das niemand mehr leisten.“

Ratlosigkeit herrscht auch bei Studentin Lara: „Noch brauche ich mein Auto nicht so oft. Wenn aber das Semester wieder losgeht, muss ich vier Tage die Woche rund 60 Kilometer am Tag fahren. Dann arbeite ich nur noch, um zu tanken. Gut, dass ich noch zu Hause wohne.“ (ade/mie)