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Krank und alleinVerzweifelte Kölnerin lebt mit Mäusen und Schimmel – Vermieter hat aber ganz andere Sorgen

Die Kölnerin Angela Aranov steht mit verschränkten Armen in ihrer Wohnung.

Angela Aranov aus Köln-Chorweiler am Donnerstag (18. August) in ihrer Wohnung an der Osloer Straße.

Die Umstände, unter denen die Kölnerin Angela Aranov ihr Leben führen muss, sind bedrückend. Der Zustand ihrer Wohnung in Chorweiler ist nicht mehr zumutbar.

von Adnan Akyüz  (aa)

Die Kölnerin Angela Aranov (46) kann nicht mehr. Sie ist krank und allein. Wohnt in dem Hochhauskomplex an der Osloer Straße in Chorweiler, ist machtlos gegen massiven Schimmel- und Mäuse-Befall in ihrer Mietwohnung. Nach zwei Schlaganfällen fehle ihr die Kraft, „ich brauche Hilfe“, sagt sie. Von ihrem Vermieter, der Wohnungsgesellschaft ZBVV, fühlt sie sich im Stich gelassen.

Die Mäuseplage in Chorweiler rund um den Pariser Platz hat überhandgenommen. Seit Jahren plagen sich Anwohnerinnen und Anwohner, Geschäftsleute und Fahrgäste an der Haltestelle Chorweiler mit den Nagetieren herum. „Es ist noch viel schlimmer geworden. Bei mir laufen täglich fünf bis sechs Mäuse durch die Wohnung“, beklagt Anwohnerin Angela Aranov. Die gelernte kaufmännische Angestellte war vor zehn Jahren aus Kalk in den Kölner Norden gezogen.

Köln: Mieterin aus Chorweiler leidet und Mäuseplage und Schimmel

Nach einer Scheidung, zwei Schlaganfällen und einer Lungenerkrankung mit Krankenhausaufenthalt – wie sie sagt – wegen des massiven Schimmels, der sich in ihrer ganzen Wohnung verbreitet hat, könne sie allein nicht mehr gegen die Plagegeister vorgehen.

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„Ich bin eine saubere Person. Die Mäuse und deren Kot belasten mich aber sehr. Schon zweimal war ein Kammerjäger hier bei mir, den mein Vermieter bestellt hatte. Das ist aber schon Jahre her. Geholfen hat es leider nichts. Die Mäuse kommen vom Balkon oder durch die Fenster rein“, schildert die verzweifelte Mieterin.

Wände in einer Küche sind nach einem Wasserschaden beschädigt.

Wasserschaden und Schimmel: So wie in der Küche, hier eine Aufnahme von Donnerstag (18. August), sehen fast alle Wände in der Wohnung von Angela Aranov aus.

Sprechen und bewegen fallen ihr aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation nicht so leicht. Dennoch versuche sie aus ihrer Not heraus, die Mäuse aus eigener Kraft zu verscheuchen. „Ich sauge den Kot auf, aber sie kommen immer wieder zurück.“

Den Grund für den Mäusebefall sieht sie bei wildem Müll, der in der Nachbarschaft von Anwohnerinnen und Anwohnern einfach abgestellt werde. „Die Leute werfen ihren Abfall auf die Straße. Kein Wunder, dass es hier von Mäusen und Ratten wimmelt. Viel schlimmer ist es in der U-Bahnstation. Da traue ich mich kaum noch hin“, schildert Frau Aranov. In ihrer Wohnung verbringe sie mittlerweile so wenig Zeit, wie möglich, sagt sie – auch wegen des Schimmels.

Kontaktversuche zu ihrem Vermieter, der ein Büro fast direkt gegenüber ihrer Wohnung am City-Center hat, würden abgeblockt, wie sie erklärt: „Das Personal kennt mich schon. Wenn ich mit jemandem sprechen will, um eine Lösung für die Mäuseplage zu finden, stehe ich vor verschlossenen Türen. Mal heißt es, dass es wegen Corona nicht geht, mal weil niemand da sei.“

Wer sich die Wohnung aber ansieht, erkennt schnell, dass die Mäuseplage das geringere Übel ist. Offensichtlich hat es in dem Gebäude schon vor längerer Zeit einen Wasserschaden gegeben. Aus den oberen Etagen ist das Wasser dann die Wände herunter in die Wohnung von Angela Aranov gelaufen. Aufgrund des massiven Schimmels käme nur noch eine Kernsanierung der Wohnung infrage.

Vor einem Jahr habe sie dann ihre Miete in Höhe von 620 Euro auf 400 gemindert. Mittlerweile zahle sie gar keine Miete mehr, „bis sich die Situation verbessert, sonst sehe ich es nicht ein“, sagt sie.

Mäusekot liegt auf dem Fußboden einer Wohnung.

Mäusekot im Wohnzimmer: Angela Aranov kommt alleine nicht mehr gegen die Nagetieren an.

Auch beim Wohnungsamt der Stadt Köln habe Angela Aranov keine Hilfe bekommen, wie sie erklärt. „Ich habe meine Lage geschildert und hatte gehofft, dass ich vielleicht umziehen kann. Mir wurde aber gesagt, dass ich in eine Notunterkunft für Wohnungslose könne. Wie soll jemand in meinem Zustand dort hin? Ich habe dann nur noch geantwortet, dass sie selbst mal dahin könnten, um zu sehen, was sie den Menschen zumuten wollen“, ärgert sie sich.

Da sie allein nicht weitergekommen ist, meldete sie sich bei EXPRESS.de. Wir fragten für sie bei ihrem Vermieter, der ZBVV, der eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 62.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten, davon 196 in Chorweiler, betreut, nach.

Auf unsere Anfrage erklärt ein Sprecher: „Im Fall von Frau Aranov können wir bestätigen, dass es in der Vergangenheit bereits zu Schädlingsbefall gekommen ist und wir dann aber auch umgehend eine entsprechende Firma beauftragt haben und das Problem damit auch beseitigt werden konnte. Eine aktuelle Meldung lag uns bisher nicht vor. Selbstverständlich haben wir heute (18. August, die Red.) eine entsprechende Firma beauftragt.“

Entsprechende Fachfirmen aufgrund von Schädlingen zu beauftragen, sei „insbesondere auch bei Großobjekten dieser Art in unserem ureigenen Interesse, um eine weitere Verbreitung umgehend zu stoppen“, wie der Sprecher weiter erklärt.

Eine Wand eines Badezimmers ist von Schimmel befallen.

Das Badezimmer von Angela Aranov: Nach einem Wasserschaden sieht es so aus.

Von den Zuständen in der Wohnung hat der Vermieter offenbar keine Ahnung. Der Sprecher widerspricht aber der Vermieterin, dass ihre Kontaktversuche abgeblockt werden würden.

Er erklärt: „Frau Aranov hat wie jeder andere Mieter oder jede andere Mieterin die Möglichkeit, unsere telefonische Mieterbetreuung zu kontaktieren und ihre Probleme dort vorzutragen. Ferner ist in der Osloer Str. 6 auch unser Hausmeisterbüro. Zudem ist auch unsere Verwaltung im City-Center Chorweiler fußläufig erreichbar.“

Dass die Mieterin ihre Miete gemindert und die Zahlung gestoppt hat, könne der Vermieter nicht verstehen, wie der Sprecher weiter erklärt: „Grundsätzlich berechtigt ein Schädlingsbefall die Mieter nicht, ihre Mietzahlungen komplett einzustellen. Im Hinblick auf die bereits vor mehreren Monaten eingestellten Mietzahlungen ist mittlerweile ein nicht unerheblicher Mietrückstand aufgelaufen und wir befinden uns vor diesem Hintergrund aktuell in einer mietrechtlichen Auseinandersetzung.“

Angela Aranov sieht weiter nicht ein, Miete für eine Wohnung in diesem Zustand zu zahlen. Sie hofft, dass sie bald eine neue Wohnung findet, ist aber mit der gesamten Situation überfordert: „Ich will nur noch weg aus Chorweiler.“