Janine Meyer (45) hat das schwerste Radrennen für Hobbyfahrer und -fahrerinnen gewonnen. EXPRESS.de sprach mit der Kölnerin.
Völlig absurdNeben Bürojob: Kölnerin (45) stellt mit Fabel-Zeit alles in den Schatten
Es gilt als das schwerste Radrennen für Hobbyfahrer und -fahrerinnen: der Ötztaler Radmarathon. Am Sonntag (9. Juli 2023) fand der Ötzi zum 42. Mal statt. Und eine Kölnerin schaffte das Unfassbare.
Janine Meyer schoss das Ding ab –Platz eins bei den Frauen und das Ganze auch noch in Rekordzeit.
Janine Meyer aus Köln gewinnt das schwerste Hobby-Radrennen
Die 45-Jährige war nach ihrem Erfolg nicht nur komplett erschöpft – sie war vor allem völlig fassungslos.
„Mit diesem Sieg hab ich meinen persönlichen Radsport-Olymp erklommen. Es war immer mein Traum, im Ötztal einmal zu gewinnen. Meine Familie ist hier – und dass ich mit neuem Streckenrekord gewinne, ist unfassbar für mich“, sagte Janine kurz nach der Zielankunft in Sölden gegenüber „radsport-news.com“.
EXPRESS.de sprach mit der Kölnerin am Dienstagabend (11. Juli). „Ich komme gerade von der Arbeit“, sagt sie, als wäre nichts gewesen. Und sie saß natürlich schon wieder auf dem Rad.
„Ich habe schon schwere Beine, aber ich fahre jeden Tag von Mülheim in die Innenstadt zum Job. Das sind rund sechs Kilometer hin und sechs Kilometer zurück.“ Ihr tägliches Training. „Das mache ich bei Wind und Wetter, egal, ob es regnet oder schneit. Bei Glatteis fahre ich auch mit Spikes“, erzählt Janine.
Radprofi ist die 45-Jährige nicht. Also Geld verdient Janine mit dem Radfahren nicht. „Das ist einfach mein Hobby, meine Leidenschaft.“
Aber mit rund zwölf Kilometern Radfahren am Tag gewinnt man nicht das wohl schwerste Jedermannrennen in Europa.
Ötztaler Radmarathon: 227 Kilometer und 5500 Höhenmeter
Um nur einige Ötzi-Daten zu nennen: Das Rennen ist 227 Kilometer lang und 5500 Höhenmeter müssen die Athleten und Athletinnen bewältigen. Vier heftige Alpenpässe müssen überquert werden: Kühtai, Brenner, Jaufen und das Timmelsjoch. Jeder Pass ist für sich schon eine Herausforderung. Aber alles an einem Tag – in einem Rennen – unfassbar hart!
2023 gab es 19.000 Bewerbungen für das Rennen. 4335 Sportler und Sportlerinnen erhielten einen Startplatz. Athleten und Athletinnen aus 36 Nationen waren dabei.
„Ich habe einen normalen Bürojob, bin Vollzeit beschäftigt, da muss ich meine Vorbereitung für solche Rennen gut planen“, sagt Janine. In den letzten Jahren habe sie ihr Trainingslager immer für drei Wochen auf Gran Canaria absolviert. Viel Urlaub bleibe dann nicht mehr übrig.
Um das Pensum zu schaffen, wird meist nach der Arbeit, davor oder an den Wochenenden trainiert. Das macht sie fast immer zusammen mit ihrem Ehemann Michael, der für sie auch die Trainingspläne schreibt. So wurden dieses Jahr schon fast 16.000 Kilometer abgespult.
Ein perfekt eingespieltes Team – der Erfolg kann sich sehen lassen. Janine unterbot die bisherige Ötztaler-Bestmarke aus dem Jahr 2016 deutlich. Sieben Stunden, 42 Minuten brauchte die Siegerin vor sieben Jahren. Die Kölnerin schaffte es in sieben Stunden, 27 Minuten. Zweite wurde die Italienerin Samantha Amaudo. Sie kam fast 20 Minuten später ins Ziel.
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Bei so viel Sport – wie sieht es da mit Alkohol und Karneval aus? Janine lacht: „Also früher haben wir schon ganz deftig Karneval gefeiert – da wurde auch das ein oder andere Kölsch getrunken, aber das geht heute nicht mehr. Sonst sind solche Erfolge nicht zu schaffen.“
Janine Meyer aus Köln: Ihre größten Siege:
- Haute Route Alps (2022)
- Dreimal Tour Transalp (2016, 2019, 2023)
- Sechsmal Tour de Kärnten (2014, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2021)
- Rad am Ring (2017)
- Kitzbüheler Radmarathon (2021)
- Rothaus Riderman (2022)
- Glocknerkönig mit neuem Streckenrekord (2023)
Wie alles anfing, verrät Janine auch im Gespräch mit EXPRESS.de: „Das war 2007 – da habe ich mit meinem Schwiegervater bei der Transalp im Mixed teilgenommen. Da hat mich das Radfieber so richtig gepackt.“
Ob Janine auch 2024 beim Ötzi ganz vorne mit dabei ist? „Das wird schwierig – jetzt muss ich erstmal alles sacken lassen. Das war schon der Wahnsinn in Österreich. Die Bilder, die Stimmung – das alles werde ich nicht vergessen.“