Vergangene Woche haben die Kölner Polizei und das Veterinäramt mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ illegalen Welpen-Händlern das Handwerk gelegt. Eine Expertin schildert, worauf Welpen-Fans achten müssen.
„Mafiöses Geschäft“Kölner Welpen sollten unterm Baum liegen – Expertin schildert ihr Leid
Die Kölner Polizei hat zusammen mit dem Vetarinäramt in einer Wohnung in Köln-Kalk 16 Hundewelpen sichergestellt. Die jungen französischen Bulldoggen sollen in Internetforen zum Kauf angeboten worden sein, erklärte die Polizei am Donnerstag (9. Dezember).
Tierschützer der Organisation „Vier Pfoten“ vereinbarten daraufhin ein Schein-Kaufgespräch, um die Welpen-Händler zu überführen. Ein Händlerehepaar hatte die Tiere nach eigenen Angaben teilweise bereits im Alter von drei Wochen aus Bulgarien nach Deutschland geschmuggelt. Die Hündchen sollten eigentlich als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum landen. Eine Expertin von „Vier Pfoten“ klärt über das ganze Drama des illegalen Welpen-Handels auf.
Köln: Tierheim-Dellbrück nimmt sieben Welpen aus illegalem Handel auf
Das Kölner Tierheim-Dellbrück hat sieben der 16 sichergestellten Hunde-Welpen aufgenommen und sich nun zum aktuellen Fall geäußert.
„Die Welpen sind leider auf Parvovirose positiv getestet worden und alle sieben sehr krank, besonders der siebte Welpe“, schildert Bernd Schinzel, Leiter des Tierheim-Dellbrück gegenüber EXPRESS.de. Auch in einem aktuellen Post weist das Tierheim auf den schlechten Gesundheitszustand der Hunde hin. „Dem Welpen, dem es besonders schlecht geht, den haben wir „Luis“ getauft und hoffen, dass er es schafft“, so Schninzel.
Dies sei kein Einzelfall. „Wir haben leider nicht zum ersten Mal Hunde aufgenommen, die Opfer von illegalem Tier-Handel geworden sind. Das haben wir alle Jahre wieder, vor allem in der Weihnachtszeit“, erklärt Schinzel. Erst vor Kurzem habe er auch vier Zwergspitze aus illegalem Besitz in Köln-Höhenhaus von der Stadt Köln zur Pflege bekommen. Die Hunde seien auf einem Balkon gehalten worden.
Die „Vier Pfoten“-Expertin Daniela Schneider von der Tierschutzorganisation, die den illegalen Welpen-Handel in Köln-Kalk beendet hat, erklärt im EXPRESS.de-Gespräch, worauf echte Welpen-Fans nun achten müssen, wenn sie sich eine gesunde Fellnase auf legalem Weg zulegen wollen.
Kölner Welpen sollten unter den Weihnachtsbaum – dahinter steckt ein Drama
„Parvovirose ist leider eine typische Krankheit, an der Hunde leiden, die Opfer des illegalen Welpen-Handels geworden sind“, erklärt Daniela Schneider.
Die Expertin schildert, dass der Kölner Fall leider sehr typisch für illegalen Welpen-Handel sei. Oft seien „französische Bulldoggen“ betroffen, aber aktuell auch: Labradore, Möpse, Beagle und Zwergspitze.
„Der illegale Welpen-Handel hat nicht nur jetzt in der Vorweihnachtszeit, sondern insgesamt seit Corona enorm an Fahrt aufgenommen“, schildert die Expertin. Umso wichtiger sei es, gar keine Tiere im Internet zu kaufen – und erst recht keine Hunde-Welpen. „Auf einen gekauften Welpen kommen statistisch fünf neue, die wegen steigender Nachfrage zu Opfern des illegalen Handels werden“, so Schneider.
Kölner Welpen wurden zu Opfern von „mafiösem Geschäft“
EXPRESS.de hat die Expertin gefragt, was illegaler Welpen-Handel eigentlich für die Tiere bedeutet.
„Illegaler Welpen-Handel ist ein komplexes und mafiöses Geschäft. Die Hunde werden oft im osteuropäischen Ausland in sogenannten „Vermehrerstationen“ gehalten. Die Muttertiere werden wie Gebärmaschinen behandelt, sie werden meist in dunklen und dreckigen Verschlägen ohne Tageslicht gehalten – das geht oft jahrelang. Sie bekommen kaum Futter, keine medizinische Versorgung und müssen Welpen produzieren. Wenn sie nicht mehr können, werden die Muttertiere umgebracht oder sich selbst überlassen. Auch den Welpen geht es schlecht, weil sie über die Muttermilch kaum Nährstoffe bekommen und viel zu früh von der Mutter getrennt werden“, so Schneider.
Illegaler Handel: Hunde-Fabriken in Osteuropa boomen, Nachfrage steigt
Die Nachfrage sei seit der Corona-Pandemie regelrecht explodiert. Das habe es den Betrügern aus den meist osteuropäischen Ländern sehr einfach gemacht.
„In den dortigen Hundefabriken werden dann zum Beispiel 20 französische Bulldoggen bestellt und schnell geliefert – da ist der Kölner Fall ein klassisches Beispiel. Pro Tier werden dann oft etwa 2.000 Euro verlangt. Die Betrüger verdienen sich eine goldene Nase und das Tierleid ist immens“, erklärt Schneider.
Hunde als Weihnachtsgeschenk –Expertin mit klarer Haltung
Kann man Tiere und explizit Hunde also überhaupt bedenkenlos im Internet bestellen oder unterstützt man letztendlich immer den illegalen Handel?
„Aktuell würden wir dazu raten, komplett die Finger vom Hunde-Kauf im Internet zu lassen. Es gibt keine gesetzlichen Regelungen, die den Tier-Handel im Internet regulieren. Jeder mit einer E-Mail-Adresse kann Tiere nach Lust und Laune inserieren und sehr viel passiert in den sozialen Medien und in geschlossenen Gruppen. Hier wird nichts kontrolliert“, erklärt Schneider. Im neuen Ampel-Koalitionsvertrag soll es zwar Regeln für den Tier-Handel im Netz geben, doch noch sei unklar, welche und wie schnell das gehen wird.
Hunde als Geschenk: „Tiere sind keine Ware und kein Spielzeug“
Wie sollten Verbraucherinnen und Verbraucher also vorgehen, wenn sie Tiere zu Weihnachten verschenken wollen – insbesondere bei Hunden?
„Generell sagen wir, dass man Tiere überhaupt nicht verschenken sollte, denn Tiere sind keine Ware und kein Spielzeug. Tiere bringen eine große Erwartung mit sich und eine finanzielle Verpflichtung über Jahre, auf die man sich entsprechend vorbereiten und die nicht urplötzlich unter dem Weihnachtsbaum liegen sollte“, appelliert Schneider.
Nicht umsonst hätten viele Tierheime über Weihnachten Vermittlungsstopps verhängt, um spontane Tieradoptionen zu verhindern. Ein Herantasten an die Tiere sei eher ratsam. „Über Tierpatenschaften können zukünftige Halterinnen und Halter schnell herausfinden, wie sich ein eigenes Tier wirklich anfühlt und sich nach einer Bedenkzeit immer noch verantwortungsbewusst und mit allen Konsequenzen ein Haustier zulegen“, rät die „Vier Pfoten“-Expertin.