Das Wetter entspricht nicht immer der Vorhersage. EXPRESS.de beobachtete über mehrere Tage fünf Wetter-Dienste und sprach mit Expertinnen und Experten über die Verlässlichkeit der einzelnen Anbieter.
Wetter-Apps im TestWelcher Anbieter liefert die beste Vorhersage für Köln? Eine Funktion ist Gold wert
von Lara Hamel (hl)
Nicht jede Wettervorhersage gibt eine verlässliche Auskunft darüber, mit wie viel Grad in ein paar Tagen zu rechnen ist, oder ob man gar einen Regenschirm einpacken sollte.
EXPRESS.de testete fünf Wetter-Portale und hielt fest, wie sich die Vorhersagen in puncto Temperatur, Regenwahrscheinlichkeit und Niederschlagsmenge von Tag zu Tag änderte – und wie das Wetter in Köln tatsächlich war.
Köln: So schlagen sich die Wetter-Dienste bei Temperatur & Co.
Neben den bekannten Wetter-Dienstleistern „wetteronline.de“ und „wetter.com“ konzentrierten wir uns auf die Daten von „AccuWeather“ (Android), der Apple-Wetter-App und der Website „agrarwetter.net“. Die Beobachtungen beziehen sich auf den Zeitraum vom 13. bis zum 19. März 2023 (Montag bis Sonntag).
Allein auf Basis der von uns gesammelten Werte lassen sich einige Schlüsse über die Vorhersage-Verlässlichkeit der fünf Wetter-Dienste ziehen. Zusätzlich haben wir Expertinnen und Experten befragt – vor allem zu den Punkten, die bei uns Fragen aufgeworfen haben.
Die gute Nachricht vorab: Im Großen und Ganzen gab es keinen Anbieter, der an jedem der sieben beobachteten Tage mit seiner Prognose extrem danebenlag. Allerdings lassen sich sehr wohl Unterschiede in der Genauigkeit der Angaben feststellen.
Was bei allen fünf Wetter-Diensten positiv auffiel, waren die fast immer zutreffenden Temperatur-Prognosen. So meldeten die Anbieter beispielsweise am Montag (13. März) folgende Tiefst- und Höchstwerte für Freitag (17. März):
- „wetteronline.de“: 9 Grad/15 Grad am Montag für Freitag – 7 Grad/16 Grad am Freitag
- „wetter.com“: 8 Grad/19 Grad am Montag für Freitag – 7 Grad/16 Grad am Freitag
- „AccuWeather“: 9 Grad/18 Grad am Montag für Freitag – 10 Grad/17 Grad am Freitag
- „Apple“: 6 Grad/17 Grad am Montag für Freitag – 7 Grad/17 Grad am Freitag
- „agrarwetter.net“: 8 Grad/19 Grad am Montag für Freitag – 5 Grad/17 Grad am Freitag
Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass alle Anbieter bereits montags annähernd die niedrigste und höchste Temperatur für Freitag vorhersagen konnten. Die Zahlen passten auch zum tatsächlichen „Temperatur-Feeling“. Somit waren diese Prognosen bei allen fünf Wetter-Diensten verlässlich.
Anders sah es bei Regenwahrscheinlichkeit und Niederschlagsmenge aus. Hier gab es größere Unterschiede, sowohl innerhalb der einzelnen Anbieter als auch untereinander, die nicht ganz unerheblich sind, wenn es darum geht, ob man einen Schirm einpacken sollte oder nicht. So lauteten die Vorhersagen von Regenwahrscheinlichkeit und Regenmenge wie folgt (je am Montag und Freitag):
- „wetteronline.de“: Montag: 60 Prozent und weniger als 1 Liter pro Quadratmeter – Freitag: 80 Prozent und weniger als 1 Liter pro Quadratmeter
- „wetter.com“: Montag: 0 Prozent und 0 Liter pro Quadratmeter – Freitag: 90 Prozent und 0,3 Liter pro Quadratmeter
- „AccuWeather“: Montag: 75 Prozent und 2,4 Liter pro Quadratmeter – Freitag: 14 Prozent und 0 Liter pro Quadratmeter
- „Apple“: Montag: 0 Prozent – Freitag: 50 Prozent (keine Angabe zur Regenmenge)
- „agrarwetter.net“: Montag: 15 Prozent und Liter pro Quadratmeter – Freitag: 15 Prozent und 0 Liter pro Quadratmeter
Sowohl beim Android-Wetter als auch bei „wetteronline.de“ und „wetter.com“ gibt es teilweise große Sprünge im Wochenverlauf. Diese erschweren es, das tatsächliche Wetter korrekt einschätzen zu können.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Vor allem „wetteronline.de“ und „agrarwetter.net“ unterscheiden sich in der Genauigkeit ihrer Angaben: Während „wetteronline.de“ auf „gröbere“ Regenmengen-Angaben wie 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter setzt, findet man bei „agrarwetter.net“ Liter-Angaben, die auf das Zehntel genau sind (z.B. 2,4 Liter pro Quadratmeter).
Wie es zu diesem Unterschied kommt, erklärte Björn Goldhausen, Pressesprecher von „wetteronline.de“: „Die Niederschlagsmenge lässt sich nicht auf einen halben Liter oder einen Liter genau vorhersagen.“ Wie viele andere Wetter-Dienste greife auch „wetteronline.de“ auf berechnete Modelldaten zurück. Das Problem: „Wenn sich ein Wettermodell in der nächsten Berechnung ändert, können die Anpassungen der Wetter-Dienste schon gar nicht mehr stimmen.“
Bei „wetteronline.de“ sind es neben Meteorologinnen, Meteorologen, Programmiererinnen und Programmierern auch künstliche Intelligenzen, die die erworbenen Daten interpretieren und die Prognosen erstellen. Weil das nicht „von heute auf morgen problemlos funktioniert“, könnten Vorhersagen auch mal nicht zutreffend sein.
Wetter-Apps im EXPRESS.de-Test: So fällt das Fazit aus
Unser Fazit: Alle getesteten Wetter-Dienste können die Tiefst- und Höchsttemperatur verlässlich vorhersagen, auch einige Tage im Voraus. Etwas problematischer wird es bei Regenwahrscheinlichkeit und Niederschlagsmenge. Je nach Anbieter gibt es deutliche Unterschiede.
Laut Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst (DWD) kein Wunder: Die Vorhersage von Regen sei ein „komplexerer Prozess als die Vorhersage einer Temperatur“. Witt weiter: „Die Möglichkeit, dass sich Fehler ergeben, ist dabei grundsätzlich größer.“
Wer eine verlässlichere Aussage über das aktuelle Regenrisiko haben möchte, sollte das Regenradar nutzen. Das dient der „Erfassung von Niederschlagspartikeln, die in der Atmosphäre bereits vorhanden sind.“ Der kurze Satellitenfilm zeigt in Echtzeit, „wie viel Niederschlag gerade an einem Ort fällt“, so Witt. Für jemanden, der kurz mit dem Hund raus muss oder joggen will, ist diese Funktion Gold wert.
Woher haben die Wetter-App-Anbieter die Wetter-Daten?
Bezüglich der Frage, woher die einzelnen Wetter-Dienste ihre Daten beziehen, erreichten uns verschiedene Antworten. So teilte uns Karin Kern mit, dass „agrarwetter.net“ sowohl Daten einkauft als auch auf Open-Source-Informationen zurückgreift. Diese frei verfügbaren Daten gibt es beispielsweise vom DWD, der seit 2017 „seine Wetter- und Klimainformationen weitgehend entgeltfrei zur Verfügung“ stellen muss, so Malte Witt.
Dan DePodwin, Leiter des Vorhersageverfahrens von „AccuWeather“, teilt EXPRESS.de auf Anfrage mit, dass „AccuWeather“ „über 170 numerische Vorhersagemodelle“ nutzt. Ähnlich lautet die Antwort von Rolf Moelter von „wetter.com“: „Wir beziehen weltweit Basisdaten von staatlichen und privaten Wetterdiensten und berechnen – auch mithilfe von Machine Learning – damit unsere eigenen Vorhersagemodelle (MOS). Neben kostenfreien Daten sind andere wiederum sehr kostenintensiv.“
Hohe Regenwahrscheinlichkeit heißt nicht, dass es aus Eimern schüttet
Unabhängig davon, mit welchem Wetter-Dienst man selbst am besten klarkommt, konnte EXPRESS.de feststellen, dass die fünf getesteten Dienste das Wetter (im Gesamteindruck) oft richtig vorhersagen. So waren sich beispielsweise alle einig, dass es am Dienstag (14. März) zu einem Mix aus Regen, Wolken und Wind (inkl. Warnmeldung) kommt, und sich der Mittwoch (15. März) teilweise sonnig, teilweise bedeckt zeigen wird – beide Vorhersagen trafen ein.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Nur weil die Regenwahrscheinlichkeit mit 80 oder 90 Prozent angegeben ist, bedeutet das nicht, dass es aus Eimern schütten wird. Am besten schaut man sich die Regenwahrscheinlichkeit also immer in Kombination mit der prognostizierten Regenmenge an.