Die Toten soll man bekanntlich ruhen lassen. Doch wer entfernt wahllos eine Gedenkstelle ohne Vorwarnung und Berechtigung? Das fragen sich derzeit Anwohner auf der Zülpicher Straße.
Nachbarn empörtZülpicher Straße: Wer hat Joels (✝18) Gedenkstelle entfernt?
Köln. Es war eine Tat, die Köln schockte und auch bis heute noch beschäftigt und sicher Konsequenzen haben wird.
Als der junge Kölner Joel vor etwas mehr als vier Wochen nachts auf der Zülpicher Straße erstochen worden war, war der öffentliche Aufschrei und vor allem die Anteilnahme groß. Es hatten schon tags darauf Freunde des gerade einmal 18-jährigen Rappers und Freizeitfußballers am Tatort eine liebevoll improvisierte Gedenkstelle mit Kerzen und Bildern eingerichtet und eine Mahnwache abgehalten.
Doch wie Fotos aus dem Netz belegten, wurde die besagte Trauerstelle anschließend von Unbekannten verwüstet. Die Utensilien, die an Joel erinnern sollten, lagen quer und wahllos auf dem Asphalt verstreut. Und das empört Nachbarn auf der Zülpicher Straße bis heute, sorgt für Kopfschütteln und Rätselraten.
Denn wer macht sowas?
Lisa F., die in der Sache sehr engagiert ist, fragte bestürzt bei unterschiedlichen Stellen nach, ob jemand wisse, wer die Gedenkstelle letztlich komplett entfernt habe. Auch an der Hauswand aufgemalte „R.I.P.“-Schriftzüge („Rest in peace”, dt.: Ruhe in Frieden) seien professionell entfernt worden, mutmaßte sie.
Gedenkstelle auf der Zülp entfernt: Das sagt die AWB
Doch auch bei der AWB ist man schlicht ratlos. Eine Sprecherin auf EXPRESS.de-Nachfrage: „Dazu können wir keine helfende Auskunft geben. Wir haben absolut keinen Auftrag bekommen, die Gedenkstelle zu entfernen und keiner unserer Mitarbeiter weiß irgendetwas davon.“
Auch der asiatische Gastronom vor Ort beteuerte gegenüber Lisa F., die Briefe und Kerzen nicht weggenommen zu haben.
Weitere Freunde des Toten zeigen sich bestürzt. Beim Benefizturnier in Deutz, wo für die Angehörigen Joels und dessen Beerdigung auf dem Südfriedhof gespendet wurde, waren die Bilder aus dem Netz von der Verwüstung Thema, wie Anwesende unserer Redaktion schilderten.
Eine gute Nachricht für die trauernde Familie gibt es im Nachhinein immerhin diesbezüglich vom Geschäftsführer von Deutz 05, Sebastian Fröhlingsdorf. Er erklärte auf EXPRESS.de-Nachfrage, dass auch die Einnahmen aus den Corona-Tests vor Ort an dem Abend an die Familie gespendet werden. Vor Ort waren alleine durch Spenden mehrere tausend Euro zusammengekommen.