Dieses Baumaterial ist zum Anbeißen: Ein Forschungsteam aus Japan hat einen sehr wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gemacht. Um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen, machten sie eine unglaubliche Entwicklung.
Das soll funktionieren?Japanisches Forschungsteam macht revolutionäre Müll-Entwicklung
Jährlich werden viele Millionen Tonnen Lebensmittelreste weggeworfen: Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1,3 Milliarden. Allein in Deutschland sind es pro Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel, die verschwendet werden – 75 Kilogramm pro Kopf landen im Müll.
Ein japanisches Forschungsteam will dem vorbeugen – und entwickelte 2021 eine innovative Methode, um diese Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Oft werden Lebensmittel vorschnell entsorgt, das widerspricht nicht nur dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit. Damit schaden wir auch der Umwelt, dem Klima und am Ende auch unserem Geldbeutel.
Japan: Forschende entwickelten Baumaterial aus Essensresten
Um diesem Problem gegenzutreten, entwickelten Forschende des Institute of Industrial Science von der Universität Tokyo eine neue Methode zur Entwicklung von Baumaterialien. Dabei sollen weggeworfene Obst- und Gemüsereste zu robusten Baumaterialien recycelt werden.
„Unser Ziel war es, aus Seetang und gewöhnlichen Essensresten Materialien herzustellen, die mindestens so fest sind wie Beton“, erklärt der leitende Autor der Studie, Yuya Sakai. Durch die Verwendung von essbaren Lebensmittelabfällen wollten sie herausfinden, „ob der Recyclingprozess den Geschmack der Ausgangsmaterialien beeinflusst.“
So werden Essensreste zu stabilem Baumaterial
Zur Herstellung der Materialien wurde das Konzept des sogenannten „heat pressing“ (deutsch: „Heißpressen“) genutzt, das typischerweise für die Herstellung von Baumaterialien aus Holzpulver verwendet wird. Dabei wird das Holz stark verdichtet und später zu massivem Baumaterial weiterverarbeitet. Jedoch unterschied sich die Herangehensweise in Tokio darin, dass die Forschenden vakuumgetrocknete pulverisierte Lebensmittelreste als Pulver verwendet haben.
Das Lebensmittelpulver wurde mit Wasser und Gewürzen gemischt und dann bei hoher Temperatur in eine Form gepresst. Dafür nutzten die Forschenden aus Japan Reste wie Algen, Kohlblätter und Orangen-, Zwiebel-, Kürbis- und Bananenschalen.
Dabei wurde nicht nur der Geschmack, der Geruch oder das Aussehen überwacht, sie testeten auch die Biegefestigkeit der entstehenden Materialien. Und die Ergebnisse waren schier unglaublich.
Baumaterial aus Essensresten? - Die Ergebnisse waren unglaublich
„Mit Ausnahme der aus Kürbis gewonnenen Probe übertrafen alle Materialien unser Ziel“, wie Kota Machida, ein leitender Mitarbeiter, berichtet.
Außerdem fanden sie heraus, „dass Chinakohlblätter ein Material erzeugten, das mehr als dreimal so stark wie Beton war, und mit dem schwächeren Material auf Kürbis-Basis vermischt werden konnte, um eine noch effektivere Verstärkung zu erzielen.“
Auch der Geschmack und die Genießbarkeit seien bewahrt worden, ohne die Festigkeit zu beeinträchtigen. Eine Gefahr durch Fäulnis, Insekten oder Pilze wäre ebenfalls nicht zu erwarten.
Eine solche Verwendung von Lebensmittelabfällen böte eine Vielzahl kreativer Anwendungen, heißt es vonseiten der Forschenden, und könne die globale finanzielle und klimatechnische Belastung reduzieren.