Tief unter dem EisForschende machen besorgniserregende Entdeckung in Antarktis – verheerende Folgen drohen

Dieses Satellitenfoto zeigt den Pine-Island-Gletscher in der Antarktis.

Dieses Satellitenfoto zeigt den Pine-Island-Gletscher in der Antarktis. Er gilt als einer der am stärksten schmelzenden Gletscher weltweit.

Die Antarktis ist weit weg. Doch das, was Forschende nun dort entdeckt haben, dürfte für viele näher sein, als ihnen lieb ist.

von Tim Kronner  (mac)

Tief unter dem dicken Eis des antarktischen Kontinents schlummert etwas, das für das Leben auf unserem Planeten von größter Bedeutung ist. Und es ist in Gefahr, wie eine neue Studie unumwunden herausstellt.

Die Ozeane kollabieren. Das ist das Ergebnis, zu dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of New South Wales (UNSW) aus Australien kommen. Laut ihrer neuen Studie brechen die Meeresströmungen in der Antarktis gerade zusammen, was schwerwiegende Folgen für die Ozeane und das globale Klima haben wird.

Antarktis: Meeresströmung bricht zusammen – harte Konsequenzen

Denn die Wasserzirkulation, die von der Antarktis ausgeht, ist unabdingbar für das Leben in und an unseren Meeren, wie wir es heute kennen. Nimmt diese so stark ab, wie die Forschenden es nun erstmals in einem Szenario errechnet haben, bedeutet das nichts anderes, als dass wir auf den Kollaps der Ozeane zusteuern.

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Doch warum sind die antarktischen Meeresströmungen so wichtig? In der Antarktis kühlt das Wasser der Weltmeere ab und sinkt dadurch in Tiefen von 4000 Metern und mehr. Jährlich sinken rund 250 Billionen Tonnen kaltes, salziges Wasser in die Antarktis ab. Hierbei reichert es sich mit lebensspendendem Sauerstoff an. Durch das Abkühlen und Absinken des Wassers wird eine Tiefseeströmung in Gang gesetzt, die sich im Anschluss bis in den Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean ausbreitet – und den Sauerstoff sowie weitere wichtige Nährstoffe und Kohlenstoff über den Planeten verteilt.

Sehen Sie hier unser EXPRESS.de-Video „Antarktis: Forschungsschiff Polarstern macht schreckliche Entdeckung“:

Seit Jahrtausenden funktioniert dieser Prozess und sorgt dafür, dass Ökosysteme überall auf der Welt gedeihen können und das globale Klima stabil bleibt. Doch den Forschenden der UNSW zufolge werden die Meeresströmungen in den kommenden 30 Jahren um mehr als 40 Prozent abnehmen – mit verheerenden Folgen.

Antarktis: Eisschmelze führt zu Massensterben

Denn durch das Zusammenbrechen der Tiefseeströmungen wird in den niederen Meeresregionen plötzlich ein Stillstand eintreten. Das Wasser ist dort dann nicht mehr in Bewegung, sodass Sauerstoff und Nährstoffe einfach ungenutzt verweilen – während in den oberen Meeresschichten auf einmal ein Mangel an Nahrung entsteht. „Es werden Nährstoffe in der Tiefsee zurückgehalten, wodurch weniger Nährstoffe für das Leben an der Meeresoberfläche zur Verfügung stehen“, sagte der hauptverantwortlich an der Studie beteiligte Professor Matthew England.

Ein Todesunterteil für viele Meeresbewohner und damit auch ein herber Schlag für alle Menschen, die vom Ökosystem der Ozeane leben. In aller Härte: Es droht laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Massensterben in und an den Meeren.

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Und damit nicht genug. Die Stagnation weit unter der Meeresoberfläche sorgt zudem dafür, dass sich die eigentlich kalte Tiefsee erheblich erwärmen wird. Dass dieser Prozess bereits läuft, wurde in der Studie durch direkte Messungen bestätigt. Die Folge ist eine Veränderung des globalen Klimas, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Es ist jedoch davon auszugehen, dass weite Küstenteile durch den Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen über kurz oder lang unbewohnbar werden.

„Solch tiefgreifende Veränderungen bei der Umwälzung von Wärme, Süßwasser, Sauerstoff, Kohlenstoff und Nährstoffen im Ozean werden erhebliche negative Auswirkungen auf die Ozeane haben“, sagte Professor England.

Ursache für diese drohende Katastrophe sind wenig überraschend die zunehmenden Treibhausgasemissionen. Sie sorgen dafür, dass sich die Erde erwärmt und das Eis in der Antarktis immer schneller abschmilzt. Diese Massen an schmelzendem Eis führen zu einer geringeren Dichte des Ozeanwassers und stören dadurch die antarktische Tiefseeströmung.

Die für die Weltmeere so wichtige Wasserzirkulation in der Antarktis wird so verlangsamt und schneidet weite Teile der Ozeane irgendwann von der Nährstoff- und Sauerstoff-Versorgung ab. Das System bricht zusammen, das Leben in und an den Weltmeeren stirbt.

Das ist das harte und traurige Ergebnis, zu dem die Forschenden der UNSW in ihrem errechneten Worst-Case-Szenario kommen. Dass es so weit kommt, scheint unausweichlich, falls die weltweiten Kohlenstoffemissionen im derzeitigen Tempo weitergehen. Doch selbst, wenn sie gebremst werden, steht schon heute fest, dass das Schmelzen der Eisschilde in Arktis und Antarktis weiter fortschreiten wird – und wir die Konsequenzen in den kommenden Jahren tragen müssen.