Neubau Bonner TausendfüßlerSechs Fahrspuren gegen den Stau-Wahnsinn
Bonn – Es ist DIE Herausforderung im Bonner Straßenbau der kommenden Jahre: Neubau und Abriss des Bonner Tausendfüßlers. Das Autobahnteilstück der A565 zwischen Bonn-Endenich und dem Kreuz Bonn-Nord ist in die Jahre gekommen – 1959 wurde die Brücke in Betrieb genommen.
93.000 Autos täglich auf Bonner Tausendfüßler
Ausgerichtet für 70.000 Pkw rollen inzwischen täglich zirka 93.000 Autos über die Strecke. „Die Brücke hat inzwischen Leistungsdefizite und die Restnutzungsdauer ist für das Jahr 2022 berechnet“, so Projektleiterin Friederike Schaffrath von Straßen.NRW. Doch sie stellt klar, dass das nicht heißt, dass in dem Jahr auch die Betriebszulassung für die Brücke abläuft und der Verkehr stillsteht. „Für Bauwerke gibt es keine Betriebszulassung“, so Schaffrath.
Immer wieder wurden an dem 60 Jahre alten Brückenteil Reparaturen durchgeführt – das ist jedoch nicht auf Dauer möglich.
Ab 2027 drei Fahrspuren je Richtung
Ende 2021 geht es ans Eingemachte – bis 2027 soll der neue Tausendfüßler stehen. Wichtig! Während der kompletten Bauphase kommt es auf der A565 nicht zu Sperrungen – alles geschieht im laufenden Betrieb. Zunächst wird ein „Entlastungsneubau“ parallel zum bestehenden Tausendfüßler gebaut. Sobald dieser steht, rollt darüber der Verkehr – dabei bleiben alle Fahrspuren bestehen. Anschließend wird die alte Brücke abgerissen und an gleicher Stelle entsteht der Neubau. Beide Brücken bilden dann später eine neue sechsspurige Autobahn mit Standstreifen. So sollen die Staus auf Bonns „Stadtautobahn“ deutlich reduziert werden.
Zirka 300 Millionen lässt sich der Bund den Spaß kosten. Eingerechnet sind hier natürlich auch intensive Lärmschutzmaßnahmen. „In Zukunft können alle Grenzwerte eingehalten werden“, erklärt die Projektleiterin. Einige Millionen sind auch für Entschädigungen geplant – der Platz neben der Autobahn ist sehr beschränkt. So müssen während der Bauzeit einige Zwinger und die Quarantäne-Station des Bonner Tierheims weichen. Stadt, Tierheim und Straßen.NRW suchen hier noch nach einer Lösung (hier mehr lesen).
Sperrzeiten für Züge müssen früh geplant werden
Ganz wichtig sind auch Absprachen mit der Deutschen Bahn (DB) und den Bonner Stadtwerken (SWB). Unter dem Tausendfüßler rollen Fern- und Nahverkehrszüge sowie mehrere Stadtbahnlinien. Schon weit im Vorfeld müssen hier möglichen Sperrzeiten geregelt werden.
Die Ausfahrt Tannenbusch wird fast für die komplette Zeit gesperrt – eine Behelfsabfahrt wird in der Nähe des Bonner Verteilerkreises (Potsdamer Platz) eingerichtet – auch bei der Ausfahrt Endenich kann es immer mal zu Sperrungen kommen.
Bonn bekommt einen „Turbokreisel“
Apropos Verteilerkreis: Dieser wird während der Bauzeit nach niederländischem Vorbild zu einem „Turbokreisel“ umgebaut – so soll der Verkehr zügiger fließen. Schaffrath: „Der Bonner Kreisel gilt immer noch als Provisorium des Bundes. Aber nichts hält so lange wie ein Provisorium.“ Heißt im Klartext: Vermutlich wird nach Fertigstellung der Kreisel auch nicht wieder in seinen ursprünglichen Zustand gesetzt. Warum auch? Im neuen „Provisorium“ fließt der Verkehr zügiger und ohne Rückbau spart man nebenbei noch Geld.