Drama beim DrehVerunglückt - Stuntfrau verklagt „Cobra 11“-Team

Diana Pakroppa in Bonn im Gerichtssaal.

Bonn – Lächelnd steht sie zwischen den Zuschauerreihen, sucht mit jedem, der den Gerichtssaal betritt, Blickkontakt. Dann lacht Diana Pakroppa noch strahlender. Diese lebensfrohe Frau wäre vor vier Jahren bei einem schrecklichen Unfall am TV-Set beinahe ums Leben gekommen.

Für die RTL-Sendung „Alarm für Cobra 11“ finden am 16. September 2009 auf einem Feldweg bei Mechernich Dreharbeiten statt. Ein Motorrad soll in einer Verfolgungsszene über eine Reiterin und ihr galoppierendes Pferd hinwegfliegen.

Mehrfach wird die Szene mit einer Stuntfrau geprobt. Sie ist eigentlich schon im Kasten, als der Regisseur spontan entscheidet, dass Nahaufnahmen gedreht werden sollen – natürlich mit der echten Darstellerin. Stuntfrau Diana (39) nimmt den Araber „Bagdad“ am Zügel, führt ihn über den Feldweg auf die Kameras zu.

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Während das Krad im Anflug ist, kommt es zur Katastrophe: Der Wallach bricht nach links aus – genau in die Landezone des Bikes! Diana Pakroppa und das Tier werden vom Hinterrad getroffen, bleiben wie tot liegen.

Diana kommt mit schwersten Verletzungen in die Klinik: Schädel-Hirn-Trauma, Lungenquetschung, Bruch des Wirbelbogens. Heute noch ist ihr Gang wackelig, sie hat Schwierigkeiten beim Sprechen, ist arbeitsunfähig. Die Schauspielerin dagegen bleibt unverletzt.

Vor der 1. Zivilkammer des Bonner Landgerichts verklagt die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft Hamburg Regisseur, Stuntkoordinator, Set-Aufnahmeleiter, Motorradfahrer, Schauspielerin und Pferdetrainer an (AZ: 1 O 372/12). Sie sollen 228.000 Euro Schadenersatz zahlen und wegen Fahrlässigkeit verpflichtet werden, alle Folgekosten zu tragen.

Die Richter müssen klären, wen die Schuld trifft. Ein Frage wird sein, ob die Schauspielerin als unerfahrene Reiterin den Wallach scheu machte. Diana Pakroppa: „Er war den ganzen Tag völlig ruhig, wir hatten keinerlei Grund anzunehmen, dass etwas passieren würde.“

Was müssen Stuntleute aushalten?

Müssen Stuntleute berufsbedingt Blessuren in Kauf nehmen? Ein entschiedenes Nein kommt vom Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Stuntleute, René Lay (49): „Man nimmt nicht von vornherein in Kauf, dass man sich ein Bein brechen kann – das geht gar nicht. Hämatome können passieren, mehr darf es aber nicht sein.“

Was im Fernsehen nach Unfall aussehe, sei für die Stuntleute Handwerk, betont Lay: „An der Tagesordnung ist, dass nichts passiert.“ Er kennt auch das Schicksal von Diana Pakroppa, sagt dazu: „Das ist ein diffiziler Fall, der genau betrachtet werden muss.“