BonnJana stürzt aus Busfenster – Mutter schildert dramatische Szene
Bonn – „Der Tag, als mein Kind plötzlich aus dem Bus fiel, war die Hölle. Ich dachte, ich sehe sie nicht lebend wieder.“ Maria S. (33) erinnerte sich am Donnerstag vor dem Bonner Amtsgericht in Zeitlupe an das gespenstische Unglück.
An der Haltestelle „Am Kurpark“ war die Mutter mit ihren drei Kindern in den Linienbus 615 eingestiegen. Sie selbst blieb mit dem Kinderwagen, in dem der zweijährige Sohn saß, in der Mitte stehen, während ihre beiden älteren Kinder – der achtjährige Tom (Name geändert) und die fünfjährige Jana – auf die hintere Sitzbank kletterten und durch die riesengroße Busscheibe anderen Autofahrern fröhlich zuwinkten.
Jana (5) stürzt aus Busfenster: Busfahrer (44) angeklagt
Dann, so Maria S., fragte mich Jana: „Darf ich mich ans Fenster lehnen. Ich bin so müde.“ Natürlich, habe sie über mehrere Sitzreihen hinweg geantwortet, und ihren Blick ihrem Jüngsten zugewandt. Als Maria S. zwei Sekunden später wieder aufschaute, war die Tochter nicht mehr da. „Mama“, brüllte Bruder Tom. „Jana ist weg!“
Nach dem dramatischen Sturz der Fünfjährigen aus dem fahrenden Linienbus am 18. Juli 2019 musste sich am Donnerstag der 44-jährige Busfahrer wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten.
Der Angeklagte habe seine Sorgfaltspflicht verletzt, weil er den Bus, mit dem er mehrere Haltestellen vor dem Unglück mit einem Baum kollidiert war, nicht ausreichend auf Schäden untersucht habe. Hierdurch habe er übersehen, dass neben dem Blechschaden auch die hintere Fensterscheibe, an die sich Jana später gelehnt hatte, zersplittert war, allerdings noch fest in der Halterung saß.
Psychologische Betreuung des Fahrers nach Sturz aus Busfenster
Der langjährige Busfahrer, der von den Stadtwerken als ein besonders besonnener Fahrer beschrieben wird, hat den Vorwurf bestritten: Bei der Überprüfung der Schäden habe er nicht erkannt, dass das Securitglas bereits gesplittert war. „Sonst wäre ich damals nicht weitergefahren.“ Und beteuerte noch einmal: „Ich bin doch nicht verrückt. Ich riskiere doch kein Leben von Menschen!“ Der 44-jährige, der nach dem Sturz von Jana mit Albträumen zu kämpfen hatte, musste psychologisch betreut werden und ist erst seit drei Monaten wieder als Busfahrer im Einsatz.
Albträume auch bei Lisa, die durch den Sturz nicht nur zahlreiche Verletzungen erlitten hat, sondern – wie ihre Mutter erzählte – auch Panikattacken bekommt, wenn sie in einen Bus, eine Bahn oder Auto steigen soll. Auch schäme sich wegen der Entstellungen durch die Narben: „Lisa sieht ihren Unfall jeden Tag im Spiegel.“ Und findet sich hässlich.
Jana (5) stürzt aus Busfenster: 3600 Euro Strafe für SWB-Fahrer
Der Angeklagte hat sich bei der Mutter entschuldigt. Er sei auch Vater von drei Kindern und könne nachempfinden, welchen Schock sie erlitten habe. Maria S. nahm die Entschuldigung dankbar an. „Sie sind der Erste, der sich bei mir entschuldigt. Bis heute hat keine offizielle Stelle nachgefragt, wie es uns geht.“
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Trotz Reue, Beteuerungen und abgeschmetterten Beweisanträgen, den Unfall mit dem Baum an der Rheinallee rekonstruieren zu lassen: Der Amtsrichter nahm dem Busfahrer nicht ab, dass er die kaputte Busscheibe nicht erkannt hat. Schließlich wurde der 44-Jährige – wie von der Staatsanwältin beantragt – zu 3600 Euro Geldstrafe verurteilt. Sein Verteidiger hatte Freispruch gefordert und will das Urteil anfechten. (ucs)