Erftstadt – Die A 61 am Freitagabend: Die Fahrbahn ist mit Trümmerteilen übersät. Das völlig zerfetzte Wrack eines schwarzen 5er-BMW erinnert nur entfernt an ein Auto. Als die Retter die Leiche von Thomas M. (42) aus dem Torso bergen, ahnen sie noch nicht, dass es das Ende einer unfassbaren Familientragödie ist. Denn der Geisterfahrer hatte vor seinem Selbstmord seine beiden kleinen Töchter Zoe (2) und Pia (4) mit einem Hammer erschlagen.
Gegen 22 Uhr kehrt Anne M. (38), die seit einem halben Jahr von Thomas M. getrennt lebte, zurück in ihre Doppelhaushälfte in Erftstadt-Kierdorf. Sie kommt von einer Fortbildung. Thomas M. passt dort wie jeden Freitag auf die gemeinsamen Kinder auf. Doch dieses Mal ist es anders. Ihr Mann ist nicht da. Dafür macht sie die grausame Entdeckung: Die blutüberströmten Leichen ihrer Töchter liegen in den Kinderbetten.
„Sie alarmierte die Polizei, meldete ihren Ehemann zugleich als vermisst“, so Oberstaatsanwalt Alf Willwacher. Offenbar glaubte sie, dass auch er Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte.
Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte: Thomas M. war der Mann, der gegen 20.30 Uhr mit seinem BMW auf der A 61 den Horrorunfall verursacht hat.
Von der Raststätte Peppenhoven West war er falsch herum auf die Autobahn gefahren, ein entgegenkommender Lkw-Fahrer prallte frontal mit dem Geisterfahrer zusammen. Der Familienvater war sofort tot. Zwei weitere Wagen rasten in die Unfallstelle, drei Insassen wurden schwer verletzt.
Die bohrende Frage: Was war das mörderische Motiv des Täters? Wie EXPRESS erfuhr, hatte sich Anne M. von ihrem Mann getrennt, seit einem halben Jahr lebten sie nicht mehr zusammen in der Doppelhaushälfte. Thomas M. soll schwer darunter gelitten haben, er kam nur noch, um auf Zoe und Pia aufzupassen. So auch am Tattag.
„Der Hammer wurde in der Wohnung sichergestellt“, so Staatsanwalt Willwacher. Die Obduktion der Kinder ist nicht abgeschlossen, offenbar aber sind schwere Kopfverletzungen bei beiden die Todesursache.
M. hinterließ laut den Ermittlern keinen Abschiedsbrief, er war Soldat, soll bei der Fliegerstaffel in Nörvenich gedient haben. Trauernde Nachbarn haben in der Siedlung Kuscheltiere und Kerzen vor die Haustür der M.s gestellt. Groß prangt auf einem Schild die Frage: „Warum?“