Bonn/Mayen – 16 Jahre hat es gedauert, bis der Fall Trudel Ulmen geklärt war. Bis der Mann, der sie mit einem Kissen erstickte, 16 Jahre ein dunkles Geheimnis bewahrt hatte, endlich verurteilt wurde.
Doch das Grauen hält an. Für Trudels Familie, ihre Freunde. Besonders ihr Bruder Thomas Lenerz leidet nach wie vor sehr unter dem grausamen Tod Trudels.
EXPRESS erreicht Thomas Lenerz zu Hause in Mayen. Der 47-Jährige wohnt immer noch in dem Ort, der auch Trudels Heimat war, bevor sie mit ihrem späteren Killer nach Rheinbach zog. „Ich hatte gedacht, ich wäre dem Ganzen besser gewachsen“, sagt der 47-Jährige ganz offen auf die Frage, wie es ihm heute geht.
Vor allem in der Nacht hole ihn der grausige Tod seiner Schwester wieder ein: „Was der Rechtsmediziner im Prozess gesagt hat, geht mir nicht aus dem Kopf.“ Lenerz’ Stimme bricht.
„Ich werde jede Nacht von den Bildern wach, wie sie um ihr Leben kämpft. In meinen Träumen stirbt Trudel Nacht für Nacht noch einmal. Fünf bis zehn Minuten hat es gedauert, bis sie endlich tot war. Jede Nacht sehe ich sie, das Gesicht unter dem Kissen, wie sie mit den Beinen strampelt.“
Die Trauer der Mutter
Seine Mutter sei gar nicht mehr richtig zugänglich, erzählt Lenerz, der Mitarbeiter des städtischen Jugendamts ist. „Meine Mutter hat komplett abgeschaltet. Sie hat sich jahrelang an der Hoffnung festgehalten. Jetzt hat sie im schlimmsten Sinne Klarheit. Sie lebt noch, aber sie ist gar nicht mehr richtig da.“
Doch nicht nur Trauer und Grauen wohnen in Thomas Lenerz. Sondern auch Wut. „Man sollte es nicht für möglich halten, aber es gibt tatsächlich Leute, die uns die Öffentlichkeit durch Zeitungen und Fernsehen neiden. Das ist abartig.“
Als Ende Oktober dann im nahen Ittenbach die Leiche von Sigrid P. (40) gefunden wurde, ging es Thomas Lenerz sehr schlecht. „Da kam alles wieder hoch.“
Entschädigung vom Killer?
Während Schwager Hans-Werner (58) in Köln im Knast sitzt, klagt Lenerz auf Schmerzensgeld für seine Mutter. „Wir wissen, dass bei ihm nichts zu holen ist. Es geht um die Geste.“ EXPRESS hatte der Killer bei einem Knastbesuch erzählt, dass er vom offenen Vollzug träumt.
Chronik eines schrecklichen Verbrechens
20. März 1996: Nach einem Streit erstickt der Ehemann Trudel (damals 41) mit einem Kissen. Er schafft die Leiche weg, behauptet gegenüber Angehörigen, Trudel sei mit einem Liebhaber ins Ausland.
18. Juli 1996: In einem Waldstück unweit der A 3 wird eine Frauenleiche gefunden. Die Ermittler stellen keinen Zusammenhang her.
15. Dezember 2011: Trudels Todesanzeige erscheint in der Zeitung, sie wurde für tot erklärt.
9. Januar 2012: Nach einem Artikel von Autor Wolfgang Kaes nimmt die Polizei die Ermittlungen wieder auf.
16. April 2012: Die Familie wird informiert, dass die Frauenleiche von der A 3 per DNA-Abgleich als Trudel identifiziert werden konnte.
19. November 2012: Der Totschlags-Prozess gegen den Ehemann beginnt, er wird zu elf Jahren Knast verurteilt.