Verkehr und GeschwindigkeitsmessungGeheimprojekt: Diese Kiste zählt auch Raser!

Dieser graue Kasten hat es in sich: An der Kennedybrücke wurden damit sowohl das Verkehrsaufkommen aber auch Raser gezählt.

Bonn – Das Ding sieht aus wie ein grauer Plastikkoffer, hing an einem Laternenpfahl auf der Kennedybrücke.

Ein kleiner Aufkleber verriet: Mit der Kiste der Firma Jenoptik lässt die Stadt den Verkehr zählen. Aber EXPRESS erfuhr exklusiv: In dieser Kiste steckt viel mehr!

Zwei Tage dauerte es, bis bei der Stadt derjenige ausfindig gemacht werden konnte, der wusste, was es mit der grauen Kiste auf sich hat. Dann konnte Elke Palm vom Presseamt mitteilen: „Wir haben von der Firma Jenoptik das Angebot bekommen, damit die Anzahl der durchfahrenden Fahrzeuge zu messen.“

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Dann der Kracher: „Mit dem Gerät kann auch die Geschwindigkeit gemessen werden.“

Ein geheimer Blitzer etwa? Das nicht, denn das Ding erfasst die Raser nicht im einzelnen. Aber die Stadt räumt ein: „Die Geräte werden an den 20 Punkten eingesetzt, an denen es früher mal fest installierte Starenkästen gab.“

EXPRESS bohrte nach. Und erfuhr: Das Projekt hängt direkt mit der neuen Blitzer-Regel des Landes NRW zusammen! Kommunen können ab sofort überall Blitzer aufstellen, müssen sich nicht mehr mit der Polizei absprechen (EXRPESS berichtete).

Beginnt nach dem Test mit der grauen Kiste in Bonn bald die große Blitzer-Abzocke?

Arnold Plickert, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, hatte nach Bekanntwerden der neuen NRW-Regelung gewarnt: „Wenn Blitzer in Zukunft überall aufgebaut werden dürfen, besteht die Gefahr, dass die Städte und Kommunen vor allem da kontrollieren, wo die Blitzer das meiste Geld in die klammen Kassen spülen – und nicht an Unfallschwerpunkten.“

Die Stadt Bonn hüllt sich in Schweigen, wie es nach den Messungen weitergeht, ob an den „lukrativen“ Stellen bald Blitzer installiert werden. Und sagt nur so viel: „Wir werten die Ergebnisse nach dem Projekt aus.“