Düsseldorf kämpft25.000 Sandsäcke gegen die Flut, Polizei hält Plünderer fern

Ein Mann schiebt eine Schubkarre durch das knöcheltiefe Wasser eines überschwemmten Weges.

Land unter! Mit Schubkarren brachten Bewohner der Ostparksiedlung ihre Habseligkeiten in Sicherheit.

Eine Nacht lang haben sie gekämpft - und am Ende verloren: Hunderte Feuerwehrleute hatten versucht, mit 25.000 Sandsäcken die Fluten der Düssel abzuhalten. Aber dann lief die Ostparksiedlung doch voll. Gegen einen Rekord-Pegel von mehr als drei Metern war nichts mehr zu machen.

von Michael Kerst  (mik)

Düsseldorf. Die Folgen sind dramatisch: 350 Häuser stehen plötzlich in einer gewaltigen „Seenplatte“, sind für die mehr als 1000 Bewohner unerreichbar, längst vom Stromnetz abgeschnitten. Welche Schäden das sonst so beschauliche Flüsschen in den Kellern und im Erdgeschoss hinterlassen hat, wie viel Unwiederbringliches zerstört wurde - das kann auch heute noch niemand abschätzen.

Düsseldorfs Kampf gegen die „Jahrhunderflut“

„Die Stadt ist bereit, alles gegen die Flut in die Waagschale zu werfen, was sie hat“, betonte OB Stephan Keller in einer erneut eilig zusammengerufenen Pressekonferenz.

14.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Feuerwehrleute arbeiten in der Ostparksiedlung. Die Feuerwehr versucht, die Wassermassen mit Sandsäcke zu stoppen. Foto: David Young/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Großeinsatz in Düsseldorf: Hunderte Feuerwehrleute bauten einen Damm aus Sandsäcken.

Und sein Ordnungsdezernent und Krisenstabsleiter Christian Zaum präzisiert dann noch einmal, wen die Stadt da in den Einsatz geworfen hat: 450 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flut, darunter 155 Männer und Frauen der Berufsfeuerwehr, 88 von der Freiwilligen Feuerwehr und fast 100 Kräfte des Technischen Hilfswerks, die sogar 30 Mann Verstärkung aus Niedersachsen bekommen haben. „Wir hatten bis 15 Uhr 1033 erledigte Einsätze“, berichtet Zaum, „aber auch 470, die noch nicht abgearbeitet sind …“

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Und wieder haben alle Beteiligten die Hoffnung, dass das Wasser zurückgeht - auch wenn für Abend und die Nacht zum Freitag (16. Juli) weiterer Regen angekündigt war. Wenn das so kommt, dann wird die Situation aus einem anderen Grund brenzlich: Der Rhein führt inzwischen ebenfalls Hochwasser - für die Jahreszeit ungewöhnlich. Der Pegel wird nach den Vorhersagen noch am Vormittag die Hochwassermarke I von 7,10 Metern deutlich überschreiten, am Nachmittag wohl auch die Acht-Meter-Marke.

Rheinhochwasser könnte sich in Düssel zurück stauen

Und das bedeutet, dass irgendwann auch die Zuflüsse aus der Düssel - wie das die Experten nennen - „abgeschiebert“ werden muss. Das bedeutet dann, dass das Hochwasser aus der Düssel zurückstaut. Und dann würde das „einzigartige Ereignis, dass innerstädtische Gewässer mit dieser Wassermenge, mit dieser Dauer und so großflächig anschwellen“ (so der Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes, Ingo Noppen) womöglich noch schlimmere Folgen haben.

Düsseldorf: Polizei im Einsatz gegen Plünderer

Zurzeit hilft deshalb nur Optimismus - auf fallende Wasserstände, ausbleibenden Regen und einen Rhein, der nicht zu sehr aus seinem Bett kommt. Bitter am Rande: In der Nacht wurde ein Rheinbahn-Bus, der bei der Evakuierung half, angegriffen und „regelrecht zerlegt“, wie Zaum berichtet. Und die Polizei ist im Großeinsatz, um auch Plünderer im geräumten Gebiet abzuwehren.