Familie Bottke aus Volmerswerth„Wir wohnen auf dem Hochwasser“
Düsseldorf – Mist, die Butter vergessen. Ab in den Supermarkt. Laura (48) und Stefan Bottke (50) fluchen im Moment über so ein Missgeschick sicher lauter als alle anderen Düsseldorfer.
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Zur Haustür nur noch per Motorboot
Denn sie brauchen das Motorboot, um überhaupt erst mal an Land zu kommen. Die beiden leben seit 27 Jahren auf dem Rhein. Im Moment leben sie auf dem Hochwasser. „Unser Steg liegt 2,50 Meter unter Wasser“, sagt Stefan Bottke als er mit dem Boot die Reporter am Volmerswerther Deich abholt.
Es herrscht starke Strömung, Äste und Baumstämme schwimmen vorbei. „Angst müssen wir nicht haben. Dem Schiff kann nichts passieren. Wir müssen immer nur darauf achten, dass sich nicht zu viel in unseren Ankerseilen verfängt“, erklärt Bottke. Als 18-Jähriger hat er den 1893 gebauten Schleppkahn seinem Schwiegervater abgekauft. „Für 100.000 Mark“ – heute ein Schnäppchen.
Aber Bottke hat unglaublich viel Schweiß und Tränen in den Ausbau des Schiffes investiert. Über 20 Jahre lang betrieb er mit seiner Frau Laura eine Gastronomie auf dem Schiff.
Heute wird auf dem Bootshaus nur noch gewohnt. „Und das sehr, sehr gern. Hier hat man Ruhe, hier können wir machen was wir wollen“, sagt Laura Bottke.
Ihr Bruder Sandro Zivelonghi (52) lebt seit neun Jahren in einer eigenen Wohnung ebenfalls auf dem Kahn. „Für mich ist es immer noch auch ein Abenteuer. Gerade bei Hochwasser.“
Man sieht alles vorbeischwimmen. Bis hin zur Wasserleiche. Aber die schönen Momente überwiegen. Der Sonnenuntergang auf der Terrasse achtern ist in Düsseldorf wohl unschlagbar. Ebenso die Ausblick aus dem Whirlpool in der Wohnung der Bottkes. „Wir wollen eigentlich nie weg“, sagen alle drei.
1993 riss sich das Schiff mal los
Einmal wollte aber das Schiff weg. 1993 riss es sich von den Seilen los. „Das ist die einzige wirkliche Gefahr“, sagt Stefan Bottke. Die Wasserhöhe ist es nicht. Auch 1994 beim Jahrhunderthochwasser blieben die Bewohner auf ihrem Boot. Natürlich.
Zurzeit steigt der Rhein weiter. „Das macht uns keine Angst. Im Gegenteil. Wenn wir Hochwassermarke II erreichen und die Schifffahrt eingestellt wird, dann ist der Rhein so ruhig wie ein See“, lachen die Bottkes.