Düsseldorfer in TodeszelleWarum es für dieses Brüderpaar keine Hoffnung mehr gibt

Gebrüder_Apelt

Die Düsseldorfer Brüder Michael und Rudi Apelt (v. l.) in amerikanischer Gefängniskluft: Mit beiden hat der pensionierte Polizist Wilfried Ahlert gesprochen.

Düsseldorf – Eigentlich könnte Wilfried Ahlert (64) seinen Ruhestand genießen, Spazieren gehen, Enten füttern.

Doch der Ex-Polizeibeamte ist Menschenrechtsaktivist und hat jetzt zwei Düsseldorfer Brüder besucht, die wegen Mordes seit 29 Jahren in den USA im Knast sitzen. Einer davon soll hingerichtet werden. Doch es ist unklar, ob das jemals stattfindet.

Michael Apelt (56) wartet im Hochsicherheitstrakt des Staatsgefängnisses von Florence/Arizona auf die Giftspritze. Sein Bruder Rudi (56) kam aus der Todeszelle in den normalen Knast, weil er als geistesschwach gilt. Denn das US-Gesetz verbietet die Hinrichtung bei Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Schuld einzusehen.

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Wilfried Ahlert

Der pensionierte Polizeibeamte Wilfried Ahlert besuchte die wegen Mordes einsitzenden Brüder in ihren Gefängnissen.

Rentner Ahlert berichtet dem EXPRESS: „Rudi lebt in seiner eigenen Welt. Michael hat jetzt mit der Malerei angefangen.“ Das Leben als einziges Warten auf den Henker.

Düsseldorfer ermordeten Frau in Las Vegas

Der Fall: Die Brüder wurden 1990 von einem US-Gericht in die Todeszelle geschickt, weil sie in Las Vegas eine Frau ermordet hatten. Sie waren als Touristen in den amerikanischen Südwesten eingereist, Michael hatte schnell eine Amerikanerin geheiratet, kurz danach eine Lebensversicherung über 400.000 Dollar für sie abgeschlossen, dann wurde sie erstochen aufgefunden.

Der Fall schien schnell klar: Beide Brüder hatten sie ermordet. Doch weil Rudi einen nachweislich niedrigen Intelligenzquotienten von 55 hat, wurde bei ihm die Strafe in lebenslänglich umgewandelt.

„Rudi Apelt lebt in seiner eigenen Welt“

Rentner Wilfried berichtet: „Ich habe beide jeweils mehrere Tage hintereinander in ihren Gefängnissen besucht. Da gibt es dann so genannte 'Visitation-Rooms'. Da sitzt man sich ganz normal gegenüber am Tisch. Man darf sich sogar die Hand schütteln, ein Beamter steht etwas entfernt und beobachtet die Szene, außerdem gibt es Videoüberwachung aus einem abgetrennten Raum.“

Beide sitzen seit knapp 30 Jahren. In den Todeszellen gibt es kein Tageslicht. Was hat das mit den beiden gemacht?

„Mit Rudi, der lebenslang einsitzt, ist es ein wenig schwer, sich zu unterhalten wegen seines geringen IQ. Er fantasiert viel, lebt in seiner eigenen Welt, wiederholt sich oft. Ich habe so sechs Stunden mit ihm geredet. Dann wird es ein wenig anstrengend.“

Michael Apelt malt jetzt Bilder

Michael hingegen wirkt auf ihn fitter. „Er ist angesichts dieser langen Haftzeit recht gut dabei, hat aber mit Rückenproblemen zu kämpfen. Jetzt hat er mit der Malerei angefangen und versucht Sport zu treiben.“

Heftig: Wegen Lieferengpässen gibt es seit einigen Jahren in den USA kein Gift mehr für die Spritzen, die den Todeskandidaten injiziert werden. In Arizona konnte deshalb seit 2013 kein Mensch mehr hingerichtet werden. Etwa 120 Todeszellen-Insassen dämmern in ihren Zellen einem ungewissen Schicksal entgegen. Sie wissen nicht, wann „es“ soweit ist.

Grausame Todeskämpfe

Als man in den USA alternative Giftmittel verabreichte, kam es zu grausam in die Länge gezogenen Todeskämpfen. Der Bundesstaat Utah führte 2015 das Erschießen wieder ein.

Doch wie geht es nun weiter mit den beiden Düsseldorfern? „Beide haben sich arrangiert und machen sich keine Illusionen. Michael geht davon aus, dass er zu Lebzeiten noch mit der Giftspritze hingerichtet wird“, sagt Ahlert.

Nächstes Jahr werde er die beiden wieder besuchen kommen.