Zweifel an Polizeiakte?Grausamer Dreifachmord in Hilden nach 75 Jahren noch ungesühnt

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EXPRESS liegt der Bericht der Kriminalpolizei aus dem Jahr 1945 vor. Susanna Burg und ihre beiden jungen Töchter wurden auf ihrem Hildener Gehöft grausam ermordet.

Hilden – Dem Dreher Johannes Krawcynski (38) bot sich ein grausames Bild, als er am 18. Mai 1945 um 10 Uhr das Gehöft der Familie Burg betrat.

Eigentlich war er nur auf den Ohligser Weg 31 gekommen, um seine bestellten Blumen abzuholen, doch dass er Zeuge einer schrecklichen Bluttat werden würde, damit hatte er nicht gerechnet.

Hilden: Ein Dreher fand die drei Frauenleichen

Gleich neben der Haustüre lag die Leiche von Helene Burg (19) in einer Blutlache, ein Zimmer weiter starben Susanna Burg (61) und Maria Liedtke (27) im Schlafzimmer. Die Mutter und ihre beiden jungen Töchter wurden erschossen.

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Für die Polizei war der Täter im Jahr 1945 schnell ermittelt, ein russischer Zwangsarbeiter soll die Frauen ermordet haben und nach Russland geflohen sein – er wurde nie gefasst.

Verwandter Wolfgang Koch zweifelt an Polizeibericht

Wolfgang Koch (69) ist ein Verwandter der Getöteten. Auch 75 Jahre nach dem grausamen Verbrechen, lässt ihn der Mord an seinen Familienmitgliedern nicht in Ruhe.

Der Hildener, der in der Schweiz lebt, zweifelt an der Arbeit der Polizei und ist sich sicher, dass der Täter nie ermittelt wurde.

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Auch dieser Hof gehörte der Familie Burg und lag nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt.

„Über den Mord an meinen Verwandten wurde in unserer Familie nie gesprochen. Er wurde nie ernsthaft thematisiert und bis vor zehn Jahren habe ich den Fall auch nicht hinterfragt“, erzählt Wolfgang Koch im EXPRESS.

Nach Beerdigung: Koch beginnt Recherche

Vor zehn Jahren sei dann sein Vater verstorben. Die Beerdigung fand an keinem geringeren Ort, als dem Hildener Südfriedhof statt, dem Platz, auf dem früher einmal das Gehöft der Familie gestanden hatte: „Nach dem Tod meines Vaters habe ich angefangen zu recherchieren, eigentlich nur aus Interesse, ich dachte, man könnte die Geschichte vielleicht verschriftlichen. Ich ließ mir die kriminalpolizeiliche Akte vom Hildener Archiv aushändigen.“

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Der Bericht der Kriminalpolizei liegt dem EXRESS vor. „Der Fall schien mit vier Zeugenaussagen schnell gelöst zu sein, doch mir kommt das komisch vor. Der Bericht ist das Blatt nicht wert.“

Erzählungen stimmen nicht mit dem Polizeibericht überein

Koch sprach mit einigen lebenden Verwandten, die sich noch an den Mordfall erinnern konnten: „Eine Großtante von mir, die damals noch sehr jung war, konnte mir vor einigen Jahren noch etwas dazu erzählen. Jedoch waren ihre Aussagen etwas wirr und stimmten nicht mit dem Polizeibericht überein.“

In der Akte der Kriminalpolizei berichteten einige Zeugen, hauptsächlich Verwandte der Opfer, dass die Familie Burg große Angst vor den russischen Zivilarbeitern gehabt hatten, die in der Nähe lebten.

„Meine Schwiegermutter sagte mir noch, dass sie große Angst vor den russischen Arbeitern hätte, die dort in den Waldungen herumstreichen. Nach ihren Angaben soll sie von diesen viel belästigt worden sein. Sie hat mir öfters erzählt, dass sie täglich Sachen herausgeben musste“, berichtete Schwiegertochter Amanda Burg der Polizei.

Außerdem sei eine gelbe Einkaufstasche, in der viel Geld gewesen sein soll, aus dem Haus entwendet worden.

Mordfall Hilden: Wolfgang Koch will weiter recherchieren

Wolfgang Koch reichen die Berichte der Polizei nicht aus. Der 69-Jährige will, sobald er wieder nach Deutschland einreisen kann, im Landesarchiv weiterforschen: „Mir ist bewusst, dass ich den Fall nicht mehr lösen werden, dennoch möchte ich ihn noch einmal hinterfragen.“