„Haben nie gejammert“Doch jetzt platzt Sternekoch aus NRW der Kragen
Velbert – Vor knapp einem Jahr war auch die Gastronomie erstmals im Lockdown. Es wurde entsprechend der Corona-Hygieneregeln aufgerüstet und investiert, kreative Ideen wurden entwickelt, um irgendwie zu überleben. Im Hinterkopf bei allen: die Hoffnung, bald wieder öffnen zu dürfen. Doch was jetzt von der Bundesregierung beschlossen wurde, sorgt bei vielen Gastronomen für Fassungslosigkeit. „Deutschland zerstört sich selbst“, sagt Walter Stemberg (70), Gastronom aus Velbert.
- Gastronom aus Velbert schimpft über Corona-Maßnahmen
- Walter Stemberg: Habe nie gejammert, aber jetzt ist Schluss
- Für die meisten Gastronomen sei kein Ende in Sicht
„Was ist das für ein Schwachsinn, den die da in Berlin fabriziert haben?“, schimpft Stemberg vom „Haus Stemberg“ in Velbert.
Öffnungen in der Gastronomie frühestens ab 22. März
Denn die Nachricht, auf die die Gastro-Branche gehofft hatte, entpuppte sich als nebensächliches Ende einer Wirrwarr-Sprechblase der Politiker.
Zusammengefasst: Die beim jüngsten Corona-Gipfel gefühlt kaum beachtete Gastronomie soll sich noch gedulden. Frühestens ab dem 22. März kommt es zu Lockerungen.
Und das auch nur eingeschränkt: Im Falle einer Inzidenz unter 50 darf nur die Außengastronomie wieder öffnen.
Walter Stemberg vom „Haus Stemberg“ in Velbert kocht vor Wut
„Manche Gastronomen verfügen gar nicht über Außenplätze. Wir selbst haben 16 Plätze draußen, von denen wir durch den Corona-Abstand nur acht besetzen können. Wir haben aber 22 Festangestellte! Und nicht nur das: Wer seine Außengastronomie im März und April öffnet, kann davon ausgehen, dass von den 40 Tagen 20 Tage verregnet sind. Und abends ist es in den Monaten viel zu kalt.“
Hinzu kommt: „Steigt die Inzidenz über 50 müssen wir uns von den Gästen einen Impfnachweis oder einen negativen Test zeigen lassen. Oder sie müssen sich vor Ort testen. Das ist doch lächerlich! Und wer denkt eigentlich an die Mitarbeiter in der Gastro, die keine Impfung bekommen, weil sie oft zu jung sind?“
„Haus Stemberg“ hat innovative Ideen in Corona-Krise entwickelt
Der vielfach in seiner Branche ausgezeichnete Walter Stemberg (zweimal „Gastronom des Jahres 2020“) ist ein hoch angesehener Kollege in der Gastronomie. Seit Beginn der Corona-Krise hat er mit seinem Sohn – Sternekoch Sascha Stemberg führt das renommierte „Haus Stemberg“ in der fünften Generation – neue Ideen entwickelt, um seine Mitarbeiter zu halten und das Geschäft mit Take-Away und kulinarischen Boxen am Laufen zu halten. Viele Gastronomen suchten sich bei den Stembergs Rat in der Krise.
„Wir haben alle Auflagen erfüllt, teilweise viel Geld investiert. Wir waren trotz der Umstände zuversichtlich und haben nicht gejammert. Aber das hat jetzt ein Ende! Diese ratlose Tatenlosigkeit der Politik wird zu einem Restaurant-Sterben führen“, sagt Stemberg. „Viele kleine Betriebe haben so keine Chance. Die Politiker scheinen fernab jeder Realität zu leben.“