Die NRW-Hausärzte halten nichts davon, dass Apotheken ab nächster Woche (8. Februar 2022) gegen das Coronavirus impfen dürfen. EXPRESS.de hat dazu mit dem Chef des NRW-Apothekerverbands gesprochen.
„Frechheit“Zoff in NRW: Warum Ärzte und Apotheker auf Kriegsfuß stehen
Es ist schon längst beschlossene Sache, dass die Apotheker in NRW ab nächster Woche (8. Februar 2022) impfen dürfen und werden. Während die Bürgerinnen und Bürger das zusätzliche Angebot begrüßen oder bislang keine klare Meinung dazu haben, bezeichnen die Hausärzte in NRW das Impfen in Apotheken als „Unsinn“ und sprechen den Apothekern sogar die Kompetenz dafür ab. Wie sehen das die Apotheker? Angesichts der jüngsten Aussagen des Hausärzteverbands Nordrhein e.V. spricht manch ein Apotheker gegenüber EXPRESS.de schlicht von einer „Frechheit.“
Denn die Hausärzte erklären in einer aktuellen Pressemitteilung: „Impfen in Apotheken ist Unsinn.“ Und: „Apothekern mangelt es an der medizinischen Qualifikation“, heftige Aussagen, die wohl den meisten Apothekern in NRW nicht gefallen.
„Wir brauchen die Apotheken nicht für das Impfen. Dafür gibt es weder medizinische noch sachliche Gründe“, behaupten die die Hausärztinnen und Hausärzte in Nordrhein und sind empört. „Apotheker sind nicht medizinisch ausgebildet“, meint Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. „Eine fünfstündige Onlineschulung kann in das Thema theoretisch einführen, mehr aber auch nicht.“
NRW-Hausärzte mit Kritik an Impfungen: Apotheker-Chef reagiert
Auf EXPRESS.de-Anfrage reagiert nun der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein e.V. mit Unverständnis auf die Aussagen der Hausärzte aus NRW und bezeichnet sie als „wenig faktenorientiert“.
„Impfen ist sehr sicher, auch in der Apotheke. Denn dort wird nach den gleichen Sicherheitsstandards wie bei den Ärzten gearbeitet. Das beweisen auch unsere Erfahrungen bei den Grippeimpfungen seit zwei Jahren und die millionenfachen Corona-Impfungen in Apotheken in Frankreich, Dänemark und Großbritannien. Dort sind die Impfquoten auch viel höher. Experten führen das auf die Integration der Apotheken ins Impfgeschehen zurück“, argumentiert Thomas Preis gegenüber EXPRESS.de.
NRW-Apotheker weisen auf Erfolge im Ausland hin
„Die Menschen in Großbritannien und Dänemark profitieren so noch schneller von der Aufhebung von Kontaktbeschränkungen. Apotheken sind niederschwellig und immer gut erreichbar. Die Entscheidung der Politik, dass Apotheken auch den Bürgern in Deutschland für Impfungen zur Verfügung stehen ist daher genau richtig. Diese Entscheidung deckt sich auch mit den Empfehlungen der WHO - Weltgesundheitsorganisation die fordert, dass sich die Staaten besser auf zukünftige Pandemiewellen vorbereiten. Dazu gehört auch, ausreichend viele Möglichkeiten bereit zu halten um die Bevölkerung schnell impfen zu können. Apotheken können dazu einen sehr wichtigen Beitrag leisten“, so Preis.
NRW: Apothekerverband fordert, dass auch Mitarbeitende impfen dürfen
Der Apotheker-Chef wünscht sich sogar, dass ähnlich wie in den Arztpraxen auch Mitarbeitenden stärker in die Impfkampagne eingebunden werden. „Wichtig für die Apotheken wäre, dass schon bald in den Apotheken auch Pharmazeutische Fachangestellte beim Impfen mithelfen können. In den Arztpraxen impfen ja oft die Medizinischen Fachangestellten und nicht der Arzt selbst. In den Apotheken impfen immer Apothekerinnen und Apotheker“, sagt Preis.
Trotz der Kritik der Hausärzte impfen die Apotheken in NRW ab Dienstag (8. Februar). Laut Thomas Preis wird ab Anfang März jede zweite der rund 4000 Apotheken in NRW eine Corona-Impfungen anbieten können. Möglich seien sowohl Erst-, Zweit- als auch Booster-Impfungen. In den Apotheken sind Impfungen mit allen Impfstoffen möglich, ab dem Zweiten Quartal auch mit Novavax. In Apotheken können Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren geimpft werden.