Folgen des Rhein-HochwassersJetzt ist NRW-Gemeinde zur Insel geworden
Köln/Düsseldorf/Bonn – Das Hochwasser des Rheins hält NRW weiter in Atem. Eine Gemeinde am Niederrhein wird zur Insel – der Scheitel des Hochwassers wird dort für Freitag (5. Februar) erwartet.
- Rees-Grietherort am Niederrhein von Zivilisation abgeschnitten
- NRW-Gemeindebewohner kennen sich mit Notlagen aus
- Hochwasserlage am Rhein bleibt angespannt
Hochwasser am Rhein: Rees-Grietherort am Niederrhein wird zur Insel
Die Gemeinde Rees-Grietherort am Niederrhein wurde durch das Hochwasser von den Zufahrtsstraßen abgeschnitten. Grietherort sei damit vorübergehend zur Insel geworden, erklärte der Reeser Ordnungsamtsleiter Frank Postulart. Für die Bewohner sei das aber keine ungewöhnliche Situation, sie seien an die Winterhochwasser gewöhnt. Um Menschen zur Arbeit zu bringen, verkehrt dreimal täglich ein Motorboot der Reeser Feuerwehr. Grietherort hat rund 100 Einwohner.
Die Gemeinde liegt zwischen Rhein und einem Altrheinarm und ist bei Hochwasser ab einem Pegelstand von etwa 7,20 Meter über Straßen nicht mehr erreichbar. Am Mittwochmorgen lag der Rheinpegel in Rees bei 8,05 Meter. Das Feuerwehrboot „Bienchen“ stehe natürlich für Notfalltransporte auch außerhalb der Fahrzeiten morgens, mittags und abends zur Verfügung, sagte der Ordnungsamtsleiter.
Die Gemeindebewohner hätten sich rechtzeitig im Vorfeld mit Lebensmittelvorräten eingedeckt und könnten jetzt zum Einkaufen auch übersetzen. Die Strom- und Wasserversorgung sei gesichert. Der Scheitel des Hochwasser werde für Freitag mit 8,60 Meter erwartet.
Insgesamt ist die Hochwasserlage in NRW auch am Donnerstagmorgen (4. Februar) angespannt geblieben. In Düsseldorf, Duisburg, Wesel und Rees stieg der Pegel des Rheins im Vergleich zu Mittwochmorgen (3. Februar) weiter leicht an, wie die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung auf ihrer Homepage schrieb.
In Köln hingegen sank der Pegel von 8,28 Metern am Mittwochmorgen (3. Februar) auf 8,21 Meter am Donnerstagmorgen (4. Februar). Damit können dort vorerst Schiffe weiter verkehren.
Ab einem Pegel von 8,30 Metern muss die Schifffahrt eingestellt werden. „Im Moment ist die Lage noch relativ entspannt“, sagte ein Polizeisprecher aus Köln am Donnerstagmorgen.
Hochwasser am Rhein: Pegel-Panne in Bonn
Die Städte und Gemeinden am Rhein hatten sich bereits in den vergangenen Tagen auf das Hochwasser vorbereitet. Parkplätze in Rheinnähe wurden gesperrt und dort stehende Fahrzeuge abgeschleppt.
In Bonn-Oberkassel kam es über Tage zu falschen Messungen des Pegels. Grund war offenbar ein technischer Defekt in einem Gerät des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes. Die Stadt Bonn betont, dass sie aber mit Sicherungsmaßnahmen trotz dieser Panne nicht im Verzug ist, weil nötige Schutzvorkehrungen schon getroffen wurden.
Hochwasser am Rhein: Uferbereiche in Bonn überflutet
In der Region Bonn stellten die meisten Fähren ihren Betrieb ein. Uferbereiche in Bonn und die Promenade in Beuel sind überflutet und gesperrt. Am Brassertufer hatte die Stadt schon am Sonntag sechs geparkte Autos abschleppen lassen, die nicht auf Infos der Verwaltung reagiert hatten.
In Bonn-Auerberg und an der Beueler Rheinpromenade wurden Dammbalken eingesetzt, Schieber im Kanalnetz wurden geschlossen, um das Eindringen des Rheinwassers in die Kanalisation zu verhindern. Außerdem wurden Gullys in der Rheinaue auf der Bonner und Beueler Seite abgedichtet. Am Rathenau- und Brassertufer sowie am Leinpfad Höhe Augustusring wurden die Sinkkastenverschlüsse angebracht.
Hochwasser am Rhein: Bahnstrecke teilweise gesperrt
Die Linie 66, die auf ihrer Strecke teilweise nah am Rhein entlang fährt, kann wegen des Hochwassers von Bonn aus nur noch bis Königswinter, Haltestelle Oberdollendorf, fahren.
Probleme gibt es in den Rheingemeinden bei Linz: Dort gibt es Beschwerden von Bürgermeistern und Bewohner, dass Autofahrer die Sperrungen wegen des Hochwassers missachten. Die Polizeiinspektion in Linz weist ausdrücklich auf die Sperrungen und die beschilderten Umleitungsstrecken hin. (dpa/MS)