Der Angriff auf einen 30 Jahre alten spanischen Touristen war offenbar antisemitisch motiviert. Davon gehen die Behörden in Berlin aus. Festgenommen wurde ein syrischer Flüchtling, der in Leipzig lebte.
Angriff in BerlinMesserangreifer am Mahnmal wollte Juden töten
Nach dem blutigen Angriff auf einen 30-jährigen spanischen Touristen im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals in Berlin geht die Berliner Staatsanwaltschaft von einem antisemitischen Hintergrund aus.
Verdächtigt wird ein 19-jähriger anerkannter Flüchtling aus Syrien, wie die Behörde mitteilte. Der Mann war am Freitagabend (21. Februar 2025) wenige Stunden nach der Tat im Umfeld der Gedenkstätte festgenommen worden.
Holocaust-Denkmal: Ort bewusst ausgesucht
„Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten.“ Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Über ein antisemitisches Motiv hatten zuerst „stern“ und „Tagesspiegel“ berichtet.
Das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa erinnert in der historischen Mitte Berlins an die sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordet wurden.
Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.
Der Angreifer soll heute einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann lebte dpa-Informationen zufolge in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten am Morgen die Einrichtung.
Opfer ist ein Tourist aus Spanien: Er ist in stabilem Zustand
Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hieß es. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren.
Während der Polizeimaßnahmen lief der mutmaßliche Täter den Angaben zufolge auf die Beamten zu. Ihnen fielen seine blutverschmierten Hände und die Hose auf. Daraufhin nahmen sie den Mann fest. Der 19-Jährige soll den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjährlicher Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.
Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hieß es. „Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen.“ Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der Beschuldigte sei strafrechtlich in Berlin bisher nicht auffällig geworden und war weder polizei- noch justizbekannt. (dpa)