Mindestens fünf Menschen sind bei dem Anschlag in Magdeburg getötet worden – darunter ein Kleinkind. Der Ministerpräsident spricht von einer Katastrophe.
Anschlag in MagdeburgFünf Tote, darunter Kind (9) ++ über 200 Verletzte ++ Täter nutzte ungeschützten Rettungsweg
Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Vieles ist noch unklar. Die Zahl der Opfer ist weiter gestiegen: mindestens fünf Menschen sind getötet worden. Mehr als 200 weitere Menschen seien verletzt worden, das sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Samstag (21. Dezember 2024) nach einem Besuch am Tatort.
Ein neunjähriges Kind und vier Erwachsene sind ums Leben gekommen. Das teilte der Leiter der Staatsanwaltschaft Magdeburg, Horst Walter Nopens, mit. „Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland“, sagte Haseloff bereits am Freitag. Am Samstagabend soll es im Dom eine Gedenkfeier geben.
Scholz nennt Attacke von Magdeburg eine „wahnsinnige Tat“
Bei dem festgenommenen Verdächtigen handele es sich um einen Arzt, der in Bernburg lebe und arbeite. Er sei nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzeltäter und war den Behörden nicht als Islamist bekannt, sagte der Ministerpräsident.
Hier lesen, was wir über den mutmaßlichen Täter wissen: Fan der AfD, Arzt, Islam-Kritiker
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Tatort besucht. Er ist sichtlich schockiert. Er hat die tödliche Attacke als „furchtbare, wahnsinnige Tat“ bezeichnet. Es gebe keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt, sagte Scholz am Tatort in Magdeburg. „Was für eine furchtbare Tat ist das, dort mit solcher Brutalität so viele Menschen zu verletzen und zu töten.“ Alle Aussagen des Kanzlers gibt es oben im Video.
Rettungsweg auf Weihnachtsmarkt nicht von Sperre geschützt
Der Flucht- und Rettungsweg, auf dem der mutmaßliche Täter auf den Weihnachtsmarkt gelangt sein soll, war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten über diesen Weg bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf dem Platz gelangen können, sagte Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt.
Dort seien aber mobile Einsatzkräfte der Polizei stationiert gewesen. Die Wege seien daher nicht ungeschützt gewesen, verteidigte Krug das Konzept. Es habe sich „über lange Jahre bewährt“. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung war die Todesfahrt in dieser Form nicht vorhersehbar gewesen. Man habe es mit einem Fall zu tun, mit dem kein Veranstalter habe rechnen könne, sagte der Magdeburger Ordnungsdezernent Ronni Krug.
Das Sicherheitskonzept für den Markt sei immer wieder angepasst und zuletzt im November dieses Jahres verschärft worden. Das Konzept sei „nach bestem Wissen und Gewissen“ erstellt worden. Vielleicht habe man einen solchen Fall auch nicht verhindern können, sagte Krug. Allerdings wolle er nicht den polizeilichen Ermittlungen vorgreifen.
Magdeburg: OB bricht in Tränen aus
Haseloff sprach am Tag nach dem Anschlag von einem „menschenverachtenden Anschlag“, er sei tief entsetzt. „Eine solche Tragödie an einem Ort, an dem Familien und Freunde voller Vorfreude auf das Fest gemeinsam schöne Stunden verbringen wollten, macht fassungslos.“
Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, so der Regierungschef. „Ihnen muss nun unsere ganze Unterstützung und Hilfe gelten. Ich hoffe insbesondere, dass die vielen Verletzten genesen werden und es keine weiteren Todesopfer zu beklagen gibt.“

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Die Polizei am Tag nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Dort ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren.
Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. „Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen“, sagte sie sichtlich fassungslos. „Wir werden das alles umfassend aufarbeiten.“ Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei „ein Anschlag“ gewesen.
Polizei ist auch in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten achtsam
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Auch in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten ist die Polizei nun besonders achtsam. Die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen bleiben zunächst unverändert, heißt es vom NRW-Innenministerium. Man bleibe „höchst wachsam“.
In Stuttgart sagte ein Polizeisprecher, die Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. In Berlin sagte ein Sprecher, man habe die Beamten aufgerufen, ein erhöhtes Augenmerk auf Weihnachtsmärkte zu richten. (dpa/afp/mg)