In München ist am Donnerstag (13. Februar) ein Auto in eine Menschengruppe gefahren und hat dabei etwa 30 Personen teilweise schwer verletzt. Darunter auch Kinder. Laut Polizei gibt es Hinweise auf einen „extremistischen Hintergrund“.
Mutmaßlicher Anschlag in MünchenAuto fährt in Demo: mehrere Verletzte in Lebensgefahr – OB Reiter: „müssen hoffen und beten“
Nach dem mutmaßlichen Anschlag in der Münchner Innenstadt schweben nach Worten von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Verletzte in Lebensgefahr. Es seien acht bis zehn Menschen schwerst verletzt worden.
Dazu kämen noch acht schwer verletzte Menschen, nur ganz wenige seien leicht verletzt, sagte er am Abend in München. „Es besteht das Risiko für schlimmere Folgen. Wir müssen heute alle hoffen und beten, dass es keine Todesfälle gibt.“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, die Gedanken seien auch „bei dem Kind, um dessen Leben die Ärzte immer noch ringen“.
Auto fährt in München in Menschenmenge, Söder spricht von „mutmaßlichem Anschlag“
„Der Fahrzeugführer konnte vor Ort gesichert werden, von ihm geht derzeit keine weitere Gefahr aus“, erklärte die Polizei nach der Tat. Bei der Festnahme habe die Polizei auch geschossen. Es gibt nach Polizeiangaben keine Hinweise auf weitere Beteiligte.
Der Fahrer des Autos ist ein 24-jähriger Afghane. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Vom Status sei die Person ein Asylbewerber, berichtete am Donnerstag gegen 12.40 Uhr ein Sprecher der Polizei in einer Live-Schalte der „Welt“.
„Es handelt sich mutmaßlich um einen Anschlag“, sagte Markus Söder bei der „Welt“, der zu diesem Zeitpunkt bereits am Ort des Geschehens eingetroffen war.
Nach Polizeiangaben liegen „Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund“ vor. Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München habe die Ermittlungen übernommen
Zunächst Unklarheiten über Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen
Am Tattag hatte es zunächst Unklarheiten über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gegeben. Am Donnerstagabend kristallisierte sich dann heraus: Der junge Afghane hatte nach Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.“
Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war. Nach Worten Herrmanns kam der Afghane Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde demnach im Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München habe dann aber im April 2021 einen Duldungsbescheid erlassen und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. Der junge Mann habe eine Schule besucht, eine Berufsausbildung gemacht und als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet.
Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. „Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge“, stellte Herrmann klar.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Abend im ZDF, der Tatverdächtige sei „wohl bislang eher unauffällig“ gewesen. „Er war nicht ausreisepflichtig.“ Weiter sagte Söder: „Und auch bisherige extremistische Hintergründe sind jedenfalls nicht auf den ersten Blick so leicht erkennbar.“ Deshalb müsse jetzt weiter ermittelt werden, was der Grund für die schlimme und furchtbare Tat sei.
Schlimmer Vorfall in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs
Der Zwischenfall ereignete sich im Bereich der Kreuzung zwischen Dachauer Straße und Seidlstraße im Innenstadtbereich unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Weitere Einzelheiten nannte die Polizei zunächst nicht. Rund um den Einsatzort komme es zu Verkehrsbehinderungen. Sie betont: „Umfahren Sie den Bereich weiträumig, damit die Einsatzkräfte ungehindert arbeiten können.“
Am Ort des Geschehens, am Münchner Stiglmaierplatz, fand nach Polizeiangaben zum Zeitpunkt des Vorfalls gegen 10.30 Uhr eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi statt. Ob ein Zusammenhang zwischen der Versammlung und dem Vorfall besteht, werde überprüft, sagte Polizeisprecher Thomas Schelshorn dem BR.

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In der Münchner Innenstadt ist ein Fahrzeug in eine Menschengruppe gefahren. Polizisten untersuchen ein Auto in der Nähe des Einsatzortes.
Ob Demonstranten unter den Verletzten waren, war zunächst unklar. Auch einige Straßen vom Stiglmaierplatz entfernt standen mehrere Rettungswagen.
Der „Bild“ bestätigte die Polizei, dass es sich bei dem Auto um einen Mini Cooper gehandelt habe. Gegenüber „BR24“ gibt ein Augenzeuge an, dass der Fahrer gezielt in die Kundgebung gefahren sei. Zudem sprachen Augenzeugen von zwei Männern, einer davon sei von der Polizei angeschossen und weggetragen worden.
Die Polizei richtete eine Zeugen-Sammelstelle ein und rief auf der Plattform X dazu auf, relevante Videos und Bilder von dem Vorfall in einem eigens eingerichteten Upload-Portal hochzuladen.
Die Journalistin Sandra Demmelhuber teilte auf X (ehemals Twitter) ein Foto von einem Unfallwagen, um den mehrere Polizisten und andere Einsatzkräfte stehen.
Hier das Foto aus München auf X ansehen:
Dazu schreibt sie: „Es gab einen Vorfall in München bei der Verdi-Kundgebung. Ein Auto fuhr in den Demozug. Es liegt ein Mensch auf der Straße und ein junger Mann wurde von der Polizei abgeführt. Menschen sitzen weinend und zitternd am Boden. Einzelheiten noch unklar.“
Münchner Sicherheitskonferenz startet am Freitag (14. Februar)
Die Gewerkschaft Verdi hatte für den 13. Februar 2025 die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in München, darunter auch bei städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen, zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Verdi ruft derzeit bundesweit zu Warnstreiks und Kundgebungen zur aktuellen Tarifrunde im öffentlichen Dienst auf.
Verdi sei nach dem Vorfall in München „zutiefst bestürzt und schockiert“. Der Vorsitzende Frank Werneke erklärte am Donnerstag in Berlin, es sei ein „schwerer Moment für alle Kolleginnen und Kollegen“.
Zudem gilt aktuell eine erhöhte Alarmbereitschaft in der Stadt wegen der bis zum Wochenende dauernden Münchner Sicherheitskonferenz. Diese beginnt am Freitag (14. Februar 2025) im Hotel Bayerischer Hof – nur rund zwei Kilometer vom Einsatzort am Donnerstag entfernt. Seit Donnerstagnachmittag wurden mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister aus aller Welt erwartet. Ob der Vorfall Auswirkungen auf das Treffen hat, ist noch unklar. (jba, mit dpa und afp)